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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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war.
    Der König von Burgund nickte. »Das Segel mit dem Abzeichen blieb im Sturm, aber so ist es. An meiner Seite seht Ihr den Prinzen Gernot, meinen Ratgeber Hagen - und meinen guten Freund Siegfried, dessen Eingebung wir es zu verdanken haben, dass wir den Flammen trotzen konnten.«
    Jedes Wort traf Brunhilde wie ein Hieb. Sie hatte das Gefühl, die Götter grausam lachen zu hören. Natürlich war es ihr Plan gewesen, mit der Flammenwand ein Hindernis zu schaffen, dem nur Siegfried gewachsen war. Aber wie hätte sie ahnen können, dass er nicht für sich selbst die Reise unternahm?
    »Dann seid Ihr . . . ein Vasall des Königs von Burgund?«, flüsterte sie schließlich heiser.
    Gunther hob den Blick, um seinem Freund beizuspringen. »Rechtmäßiger Erbe von Xanten, Eroberer von Dänemark, Bezwinger von Fafnir und Hjalmar. Und wäre er all das nicht, als mein bester Freund könnte man ihn kaum Vasall nennen.«
    Siegfried atmete tief durch und ging ebenfalls auf die Knie. »Königin, auf dieser Reise dient mein Schwert nur Gunther. Für sein Wohl bitte ich.«
    Es herrschte ein paar Augenblicke Stille, während müde Wellen an den Strand rollten und das umgedrehte Schiff leise im Kies knirschte. In der Luft lag eine Spannung, eine unangenehme Ahnung, dass sich gerade die Darsteller eines Schauspiels getroffen hatten, die auf eine Komödie hofften, doch denen eine Tragödie geschrieben worden war.
    Brunhilde, die ihr Herz zu verbergen gelernt hatte, suchte nach einer angemessenen Entgegnung, ohne zu einer solchen fähig zu sein. Hastig drehte sie sich um und schritt eilig in Richtung Burg davon.
    Eolind blickte seiner Herrin nach und wandte sich dann an die Besucher. »Der König möge . . . uns verzeihen. Die Flammenwand hat bisher niemand überwunden, und Euer Erfolg, so sehr er uns freut, kam doch ein wenig überraschend. Ich werde Euch die Gemächer für die Nacht zeigen. Wenn Euch danach ist, lädt die Königin zu einem Festmahl zu Euren Ehren.«
    Gunther stand auf und mühte sich, seine Verärgerung zu verbergen. »Ich weiß die Gastfreundschaft zu schätzen.«
    Der König von Burgund hatte nicht vor, Brunhilde auch nur einen Augenblick von der Seite zu weichen. Sie war schön, da hatten Hagens Berichte nicht gelogen. Aber sie war auch stark und auf eine Weise stolz, die Gunther noch niemals gesehen hatte. Ihr Hochmut war nicht durch Tändelei und feines Geschmeide zu brechen, das war offensichtlich. Hier war eine Frau, die erobert werden musste, niedergerungen wie ein feindliches Heer. Er versuchte sich vorzustellen, wie süß der Preis für den Sieg sein würde.
    Gemeinsam machten sich Isländer und Burgunder auf den Weg zur riesigen Freitreppe, die sich zum Portal der Burg aufschwang, das in den Stein gehauen war. Der Wind schien im Fjord an den Felsen zu singen, und Töne verschiedener Höhe lagen beständig in der Luft. Die Vögel, die am Himmel kreisten, waren schwarz wie die Erde, die Burg und die Kleidung der Soldaten.
    »Sie mögen die Künste wenig schätzen«, flüsterte Gernot Siegfried beeindruckt zu, »aber die Isländer verstehen es, im Auftritt Stolz und Größe zu zeigen.«
    Siegfried nickte. Das Land entsprach dem, was er sich einst vorgestellt hatte, nachdem Brunhilde ihm begegnet war. Wild, arrogant, aber von Leidenschaft beseelt. Es blieb abzuwarten, ob der Stolz Islands in Vernunft verankert war.
    Gunther sprach derweil mit Eolind an der Spitze der Gruppe. »Und so bin ich also der Erste, der als Bewerber den Fuß auf isländischen Boden setzt?«
    Der alte Ratgeber nickte. »So ist es.«
    »Und die weiteren Prüfungen?«, fragte der König.
    Eolind atmete geräuschvoll ein, als bereite ihm der Gedanke daran körperliches Unbehagen. »Ihr seid durchnässt und erschöpft, König Gunther. Erst wenn wir mit vollem Magen am warmen Feuer sitzen, sollte diese Frage gestellt werden.«
    Sie hatten nun die Treppe erreicht und stiegen die Stufen hinauf, die groß wie Tischplatten waren.
    »Entschuldigt, Eolind«, beharrte Gunther, »aber sofern ich mein Leben in weiteren Prüfungen aufs Spiel setzen soll, möchte ich so früh wie möglich die Regeln kennen.«
    Der alte Ratgeber seufzte. »Es gibt nur noch eine Prüfung. Ihr müsst im Kampf gegen die stärkste Klinge Islands bestehen.«
    Gunther nickte respektvoll. »Ich werde mich jedem Krieger, den die Königin in die Arena schickt, mit erhobenem Haupt stellen.«
    »Es ist kein Krieger, dem Ihr auf dem Feld aus Feuer und Eis gegenüberstehen

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