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Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabina Naber
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Eins
    Der Anblick der Leiche war eher grotesk und die Schändung des Körpers ziemlich ungewöhnlich. Kommissarin Kouba war fasziniert und abgestoßen zugleich. Nach einigen Jahren in dem Job war sie natürlich, wie auch ihre Kollegen, etwas abgebrüht. Doch Ritualmorde – und um einen solchen handelte es sich hier offensichtlich – waren nicht gerade der Alltag. Durch ein großes Kaliber zerfetzte Schädel, mit Küchenmessern massakrierte Torsi, von den Knochen geprügeltes Fleisch – ja, das alles kannte sie zur Genüge. Doch eine nackte Frau, mit den Beinen und Armen aufgespreizt ans Bett gefesselt und – Kouba tauchte aus ihren Gedanken auf. Die Kollegen machten ihrem Entsetzen durch zynische Bemerkungen Luft.
    »Konnte wohl den Mund nicht voll genug bekommen.«
    Gerry, der Fotograf, gerierte sich wie ein entfesselter Paparazzo. Hektisch wechselte er Einstellungsgrößen und Winkel, als müsste er die Leiche für ein Modemagazin ablichten. Dabei stand er Josef im Weg, der inzwischen eingetroffen war und die Leiche zu untersuchen beginnen wollte.
    »Gerry, könntest du bitte?«
    Gerry ignorierte ihn und wetzte um die Ecke des Bettes, wobei er Phillip, Maria Koubas Partner, auf die Zehen trat. Phillip schreckte hoch. Er war in seine Notizen vertieft gewesen, denn er hatte die Aussage der Nachbarin aufgenommen, die die Leiche gefunden hatte. Die sichtlich geschockte alte Dame wurde gerade ins Krankenhaus gebracht. Phillip wollte zur Leiche treten.
    »He, Gerry, es reicht, hol dir woanders einen runter. Perverser SMler.«
    »Ich bin kein Perversling …«
    »Bist du doch!« – Phillip hielt die Hand vor Gerrys Objektiv – »Du hast gestern einen Käsetoast mit Marmelade gegessen. Das reicht als Beweis.«
    »Du hast keine Ahnung. In Dänemark essen sie immer Käse mit Marmelade.«
    »Hör auf, mir wird schlecht.«
    »Stinkenden, fetten Käse mit picksüßer Marmelade!«
    »Pervers, ich sag’s ja. Gerry, bitte, schieb dich auf die Seite und lass uns jetzt unsere Arbeit machen. Fünf Filme reichen!«
    Gerry stellte sich ans Kopfende des Bettes und machte Großaufnahmen vom Gesicht der Frau. Josef konnte endlich mit der Untersuchung der Leiche beginnen. Vorsichtig löste er das schwarze Gaffa-Band, mit dem die Nase verklebt war und das den Vibrator im Mund der Frau fixiert hatte. Josef zog den Dildo heraus und zeigte ihn Maria. Es war ein Luxusexemplar, mit einem fleischfarbenen Überzug, der sich beinahe wie Haut anfühlte. Und es war nicht nur die Eichel naturgetreu nachgeformt, sondern Maria konnte am Schaft auch so etwas wie Venen erkennen. Phillip nahm das Ding mit einem Tuch in die Hand.
    »Fast wie echt.«
    Er streckte es Maria grinsend vor die Nase.
    »Vielleicht sollte ich Ihnen einmal so etwas schenken, damit Sie wissen, wie ein richtiger Mann gebaut ist?«
    Phillip war erst seit Montag, also seit drei Tagen, Marias Assistent und hatte offensichtlich damit ein Problem, dass sein Chef eine Frau war. Wo es nur ging, versuchte er, sie zu blamieren oder zumindest auf den Arm zu nehmen. Maria bedachte ihn mit einem entwaffnend offensiven Blick. Dann ein Lächeln.
    »Perfekt geformt. Wie gemeißelt. Aber mir sind die Naturausführungen lieber. Sie brauchen Ihrer Freundin das Spielzeug nicht wegnehmen, nur um mir eine Freude zu machen.«
    Die anderen Kollegen glucksten. 1:0 für sie. Phillip presste die Lippen aufeinander und reichte den Dildo an die Spurensicherung weiter. Ein Streifenbeamter kämpfte sich zu Maria durch.
    »Der Hund ist jetzt im Tierheim. Wir sollen zu Mittag oder so anrufen, was mit ihm passiert.«
    Maria verzog den Mund. Sie hasste zwar Hunde, für eine Polizistin beinahe berufsschädigend, aber sie hasste es auch, Tiere in ein Heim geben zu müssen. Phillip wandte sich den beiden zu.
    »He, musste das sein? Warum habt ihr nichts gesagt? Ich hätte ihn doch genommen.«
    »Vorschrift. Es muss erst von offizieller Stelle geklärt werden, wem der Hund zugesprochen wird.«
    Phillip funkelte Maria böse an.
    »Und bis dahin hat er die Krätze und ist gestört bis an sein Lebensende. Sie mit Ihren Vorschriften.«
    Der Streifenbeamte zog sich mit kaum verhohlenem Lächeln zurück. Manchmal hasste Maria ihren Job, diesen – wie würde ihre Freundin sagen? – abgewichsten Männerverein.
    »Nein. Wahrscheinlich wird man ihn der Nachbarin geben, wenn sie es will. Sie kennt ihn ja.«
    »Das ist ein Windhund!«
    »Und?«
    »Sie ist viel zu alt!«
    »Aber agil. Und bis jetzt hat sie sich auch

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