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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Gunthers Entsetzen Panik. »Es ist Kriemhild!«
    Hagen handelte mit der Ruhe eines Mannes, dessen schwierigste Aufgabe bereits erledigt war. »Geht zurück zu unseren Pferden und den anderen Männern! Haltet Eure Schwester auf, bis ich die Leiche in den Wald gezerrt habe, wo wir versichern werden, dass ein unglücklich verirrter Speer Siegfried traf.«
    Die Stimme der Prinzessin, im Ton hörbar verzweifelt, kam schnell näher, und Gunther rührte sich nicht vom Fleck.

    »Mein König!«, zischte Hagen abermals. »Wenn Kriemhild uns hier findet, ist unser ganzer Plan zunichte! Fort vom Ort der Tat, von der Ihr nicht wissen dürft!«
    Gunther drehte sich endlich um, und Hagen griff mit kräftiger Hand nach dem Speer, um ihn aus Siegfrieds Rücken zu zerren. Doch in der Ankunft seiner Schwester fand der König einen Weg, die eigene Schuld weit eleganter zu verwischen als mit Hagens Lüge vom Jagdunfall. Leise zog Gunther seinen Dolch, und bevor sein Ratgeber reagieren konnte, machte er drei Schritte zur Quelle und drückte Hagen die Klinge in die Brust.
    Der alte Krieger schien nicht überrascht, und sein Blick verharrte auf seinem König, während das Lebenslicht in seinen Augen verlosch. »Für . . . Burgund . . . «
    Es war keine Anklage, im Gegenteil - Hagen sprach Gunther frei, erteilte ihm Vergebung für eine Tat, die trotz aller Schande die richtige und gerechte Lösung war.

    Gunther hielt den Leib seines Ratgebers aufrecht, bis Kriemhild auf ihrem Pferd die Quelle erreichte. Der Name, den sie seit fast einer Stunde ohne Unterlass schrie, er kam nicht mehr über ihre Lippen, als sie Siegfrieds Leichnam sah. Sie sprang vom Pferd, stürzte auf ihn zu und zerrte seinen Körper auf den Rücken, so weit der Speer es zuließ.
    Erst jetzt ließ Gunther Hagen los, und der schlaffe Leib sackte zu Boden, das Hemd des Königs mit Blut verschmierend. »Kriemhild . . . es war . . . Hagen . . . er hat . . . «
    Doch Bruder und Schwester sahen einander nicht an. Ihre Augen geschlossen, wiegte sie leise schluchzend ihren toten Mann im Arm. Und der König sah das Blut an sich, als wäre es ein anklagendes Zeichen seiner Schuld.
    Irgendwann sackte Gunther auf die Knie, und die ersten Vögel setzten ihren Gesang fort. Ein leichter Wind wehte Blätter über die kleine Lichtung. Das Leben ging weiter und ließ seine Toten zurück.
     
    Soldaten und spielende Kinder hatten die kleine traurige Gruppe aus dem Wald kommen sehen, und als Gunther und Kriemhild durch das Burgtor ritten, hatte sich die Kunde schon verbreitet, dass sie Pferde zogen, die Leichen trugen. Bruder wie Schwester ritten aufrecht, die Blicke ge-fasst, dem Hofstaat nicht die Raserei im Schmerz gönnend. Doch in ihrer Haltung wirkten sie nicht weniger leblos als die Körper, denen immer noch der Lebenssaft aus den Wunden tropfte, eine traurige Spur ziehend. Den Speer hatte Gunther noch im Wald aus Siegfrieds Leib entfernt.
    Gernot hatte Elsa geholt, als klar war, dass Hagen in die Geschehnisse verwickelt war. Er wollte sie halten, ihr Trost spenden, als der Anblick ihres toten Vaters sie zur Waise machte, aber das Mädchen zeigte wenig Trauer. Sie ging zu dem Pferd, über dem Hagen hing, und berührte das faltige Gesicht, als müsse sie prüfen, ob er wirklich tot war. Dann wandte sie sich zu Gernot. »Die Götter haben wohl genug von seinen Spielen gehabt.«
    Dann ging sie davon, scheinbar unberührt, und der Prinz folgte ihr.
    Gunther stieg von seinem Pferd und bedeutete den Soldaten, Hagens Leichnam wegzuschaffen. Er wandte sich an seine Schwester, die immer noch auf der prächtig bestickten Decke auf dem Rücken ihres Pferdes saß. »Kriemhild, es ist Zeit. Nimm meine Hand.«
    Sie fiel zur Seite, als wäre das Leben auch aus ihrem Leib gewichen, schlaff und bleich. Die Ohnmacht hatte sie aus ihrem Schmerz befreit. Gunther fing sie mühsam und reichte sie an zwei Soldaten weiter. »Bringt meine Schwester auf ihr Zimmer, und sorgt dafür, dass Diener bei ihr bleiben.«
    Dann nahm er den Leichnam Siegfrieds wie einst den Leichnam seines Vaters und trug ihn starren Blickes zum Thronsaal, in dem Brunhilde auf ihn wartete. Sie waren allein - der König, seine Königin und der Tod.
    »Ich hörte Kriemhild schreien und die Vögel des Waldes verstummen. Da wusste ich - es ist geschehen.«
    Es knisterten nur wenige Fackeln, und dumpf tönte es, als Gunther Siegfrieds Körper zu Boden fallen ließ. »Die Tat ist vollbracht, und doppeltes Blut klebt an meinen Händen. Ist

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