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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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unserem Plan. Ist er nicht dennoch aufgegangen? Wird das Schicksal nicht dennoch auf unserer Seite sein, wenn wir erst sicher wieder am Rhein sind?«
    »Du kanntest Siegfried nicht wie ich«, stotterte Gunther nun. »Du kanntest nicht seinen Ehrgeiz. Er wäre der Untergang des Reiches gewesen, und als guter König musste ich . . . «
    » Schweig! «, schrie Kriemhild, nicht in Raserei, sondern in herrischer Arroganz. »Siegfried war mehr König, als der Burgunder Hof in fünf Generationen zusammengebracht hat. Und das, bevor er noch die Krone trug.«
    Hektisch sah sich Gunther um und suchte das Portal.

    Doch er sah ein gutes Dutzend Xantener Getreue, die in geschlossener Linie dort wachten.
    »Zieh deinen Dolch«, sagte Kriemhild nun. »Du trägst ihn zum Zeichen deiner Ehre. Ich weiß es.«
    »Zieht Ihr den Dolch«, knurrte Hagen. »Und meine Klinge wird Euch beistehen.«
    Er hob in Zuversicht sein großes Breitschwert, und Gunther blinzelte, als die Klinge das Licht der Fackeln reflektierte.
    Nun holte der König der Burgunder seinen Königsdolch aus dem Gürtel, und Kriemhild hatte gleichzeitig ein silbernes Messer in der Hand. »Mein Bruder, nun wirst du selbst Blut fordern müssen, um dein Leben zu retten. Kein Hagen und kein Siegfried mehr stehen dir zur Seite, um deine Hände sauber zu halten. Wie aufrecht bist du, wenn du niemandem sonst die üble Tat unterschieben kannst?«
    »Keine Sorge«, versicherte Hagen. »Mein Leib wird Euch schützen, und mein Schwert wird Kriemhild niederstrecken.«
    Gunther, der Hagen sicher an seiner Seite wähnte, lächelte. »Dann sei es.«
    Kriemhild sprang vor, und Gunther wich nicht aus. Er streckte nur den Arm mit dem Dolch aus, falls es Hagen wider Erwarten nicht gelingen sollte, die wahnsinnige Königin der Hunnen zu erschlagen.
    Er spürte die feine Klinge nicht, die sich in seinen Leib bohrte, und die eigene Waffe, die unter Kriemhilds Brust ins Fleisch drang, tat es sanft und ohne Druck. Alles, was Gunther spürte, war der Körper seiner Schwester, der ihn wie zur Umarmung traf. Ihre Haare berührten sein Gesicht, als sie den Kopf auf seine linke Schulter legte, und aus feinen Lippen hörte er sie sprechen: »Dann sei es.«
    Ihre Hände ließen die Dolche los und umklammerten sich im stillen Tanz aneinander. Bruder und Schwester gaben sich Halt, während dunkles Blut die Kleider zwischen ihnen nässte.
    Zum ersten Mal seit Monaten fragte Gunther nicht, wo Hagen war. Schon der Gedanke schien ihm absurd. Der Wahnsinn zog sich leise zurück, er hatte seinen Dienst getan. Hagen war tot - gestorben durch seine eigene Hand. Wo anders sollte der alte Ratgeber sein als auf dem Grund des Rheins?
    Kriemhild lächelte, und es war ein Lächeln ohne Berechnung. Der Hass, den sie gespürt hatte, machte wieder jener Liebe Platz, die sie von klein auf für ihren Bruder empfunden hatte. Für den guten, gerechten Gunther, der in ihrem Arm starb.
    Als Etzel zu der traurigen Umarmung trat, sackten die beiden Körper auf einem Bärenfell zusammen, die Hände auch auf dem Weg ins Totenreich verschränkt. Der König der Hunnen kniete neben seiner Königin nieder, ihren Sohn auf dem Arm. Kriemhild sah das Kind und flüsterte mit Blut auf den Lippen: »Siegfried . . . «
    Es sah aus, als wolle sie sich zu dem Kind erheben, aber ihr Körper war dem Geist im Sterben schon voraus. Etzel sah sie an, in Trauer unfähig, seine Wut zu zeigen. »War es das, was du wolltest? Bist du deshalb meinem Werben gefolgt? Ohne Liebe, beseelt nur vom Gedanken an Rache und Tod?«
    Sie lächelte dünn und zitternd. »Mein Etzel . . . guter Mann . . . schöner König. Viel mehr hätte ich . . . für dich . . . gewollt . . . «
    Ihre Augen brachen, und ihre letzten Gedanken blieben unausgesprochen. Nur noch zwei burgundische Herzen schlugen jetzt in Gran.

    Die Stille, die Gernot empfing, als er zu Etzels großem Zelt kam, war schlimmer als der Jubel oder die Todesschreie, die ihn hierher begleitet hatten. Sie kündeten vom Ende, von der Vollstreckung übler Taten.
    Vier Xantener Soldaten wachten am Eingang, im Schatten neben ihnen die Hunnen, die sie niedergeschlagen hatten. Ihre Gesichter waren ruhig und leer, aber bestimmt.
    Doch bevor der Prinz von Burgund Einlass begehren konnte, öffnete sich das Tor von innen, und im flackernd warmen Licht der Fackeln trat eine Gestalt aus dem Zelt.
    Es war der Hunnenkönig. Etzel, grau im Gesicht und mit schwankenden Schritten, die Augen rot und starr. Im Arm trug er den

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