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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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her und schweben in geringer Höhe ein. Eine von ihnen wird auch durchkommen. Wir haben das zigmal durchgespielt, Kolja. Wir kennen eure Radare, wir kennen eure Stützpunkte, wir kennen eure Flugzeuge, wir wissen auch, wie eure Ausbildung aussieht. Ihr seid nicht so schwer zu schlagen, und die Chinesen haben mit euch zusammen studiert, richtig? Ihr habt sie eingewiesen. Sie kennen eure Doktrin und alles.«
    Es war die Art, wie er es sagte. Völlig ohne Arglist. Und er war ein Mann, der mehr als achtzigmal die nordvietnamesische Luftverteidigung durchbrochen hatte. Achtzigmal. »Wie kann ich mich also... «
    »Dagegen wehren?« Robin zuckte die Achseln, beugte sich nochmals über die Karte. »Ich brauche bessere Landkarten, aber als allererstes müßt ihr schön nacheinander die Pässe unter die Lupe nehmen. Denkt daran, ein Bomber ist kein Jäger. Er ist nicht so leicht zu manövrieren, besonders, wenn er niedrig fliegt. Der muß hauptsächlich davor bewahrt werden, daß er nicht am Boden zerschellt, stimmt's? Ich weiß nicht, wie's dir geht, aber das macht mich nervös. Er wird sich ein Tal heraussuchen, in dem er manövrieren kann. Besonders nachts. Dort beordert ihr eure Jäger hin. Und richtet Bodenradar ein. Nichts Aufwendiges. Die Dinger fungieren nur als Alarmglocke. Und dann bereitet ihr euch darauf vor, den Bomber abzufangen, sowie er auftaucht.«
    »Die Verteidigung ins Hinterland verlegen? Das kann ich nicht tun.«
    »Ihr stellt die Abwehr dort auf, wo sie operieren kann, nicht entlang einer gepunkteten Linie auf einem Stück Papier. Oder ißt du so gern chinesisch? Da habt ihr schon immer eine Schwäche gehabt. Nebenbei verkürzt ihr damit die Linien, oder nicht? Das spart euch Geld und Ausrüstung. Als nächstes denkt daran, der andere Bursche weiß auch, wie Piloten denken - abgeschossen ist abgeschossen, stimmt's? Vielleicht sind da auch Lockvögel, die eure Leute aus ihren Stellungen holen sollen. Wir haben haufenweise Radarköder, die wir einsetzen wollen. Das müßt ihr berücksichtigen. Ihr müßt eure Leute unter Kontrolle haben. Sie bleiben bei ihren Sektoren, außer es gibt einen wirklich triftigen Grund, sie zu verlegen... «
    Oberst Grischanow hatte sein Tätigkeitsfeld mehr als zwanzig Jahre lang studiert, hatte Dokumente der deutschen Luftwaffe nicht nur in bezug auf Gefangenenverhöre untersucht, sondern auch Studien über die Einrichtung der Kammhuber-Linie ausgewertet. Das hier war unglaublich. Das waren keine Schulungsunterlagen mehr, kein gelehrtes Weißbuch zur Vorlage bei der Woroschilow-Akademie. Das war schon ein ganzes Lehrbuch, streng geheim, aber doch ein Buch. Entstehung und Entwicklung der amerikanischen Bomberdoktrin. Mit so einem Buch konnte er es zu Marschallsternen bringen, alles nur wegen seines amerikanischen Freundes.
    »Laßt uns hier hinten bleiben«, sagte Marty Young. »Die schießen scharf.«
    »Leuchtet mir ein«, sagte Dutch. »Ich bin daran gewöhnt, daß das Zeug ein paar hundert Meter hinter mir hochgeht.«
    »Bei vierhundert Knoten Fahrt«, fügte Greer für ihn hinzu.
    »So ist es sehr viel sicherer, James«, betonte Maxwell.
    Sie standen zweihundert Meter vom Lager entfernt hinter einer Erdberme, wie der offizielle militärische Ausdruck für einen Dreckhaufen lautete. Das erschwerte die Beobachtung, doch zwei der fünf hatten Fliegeraugen, und sie wußten, wo sie hinschauen mußten.
    »Wie lang sind sie schon im Anmarsch?«
    »Etwa eine Stunde. Müssen jeden Augenblick da sein«, zischte Young.
    »Ich höre keinen Mucks«, flüsterte Admiral Maxwell.
    Es war schon einigermaßen schwer, das Gelände zu sehen. Die Gebäude waren nur anhand ihrer geraden Linien erkennbar, die die Natur aus irgendwelchen Gründen verabscheut. Bei weiterer Konzentration traten die dunkleren Rechtecke der Fenster hervor. Die Wachtürme, erst an diesem Tag errichtet, waren genauso schwer auszumachen.
    »Wir wenden dabei ein paar Tricks an«, bemerkte Marty Young. »Jeder erhält eine zusätzliche Ration Vitamin A für die Nachtsicht. Ergibt ein vielleicht um ein paar Prozentpunkte besseres Sehvermögen. Wir spielen eben alle Trümpfe aus.«
    Sie hörten nichts als den Wind in den Baumwipfeln. Ein solcher Aufenthalt im Wald hatte etwas Surreales. Maxwell und Young waren an das Brummen eines Flugzeugs und das schwache Glimmen der Instrumentenlichter, die zwischen den Ausblicken nach feindlichen Fliegern automatisch mit einem Auge gestreift wurden, sowie

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