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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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fährt.«
    »Ja, Motiv. Wir wissen, daß er wegen irgend etwas stinkig ist. Wir wissen, daß er sich mit dem Töten auskennt. Wir wissen, daß er so gnadenlos ist, Leute umzubringen, nur um seine anderen Aktivitäten zu vertuschen... und er ist geduldig.« Ryan lehnte sich zurück. »Aber auch geduldig genug, um eine Auszeit zu nehmen?«
    Tom Douglas kam eine noch beunruhigendere Idee. »Clever genug, um die Taktik zu wechseln.«
    Das war ein bestürzender Gedanke. Ryan ließ ihn sich durch den Kopf gehen. Was, wenn er wußte, daß sie sämtliche Penner überprüften? Was, wenn er beschlossen hatte, daß man immer nur für eine bestimmte Zeit bei einer Sache bleiben konnte, und dann mußte man sich etwas anderes einfallen lassen? Was, wenn er aus William Grayson Informationen herausgequetscht hatte, die ihn nun in eine andere Richtung führten - vielleicht sogar aus der Stadt hinaus?
    Was, wenn sie es nie erfahren würden, wenn sich diese Fälle nie aufklären ließen? Das wäre eine schwere Kränkung für Ryans Berufsehre, denn er haßte es, einen Fall unabgeschlossen zu lassen, aber er mußte diese Möglichkeit wohl oder übel in Betracht ziehen. Trotz Dutzender von Befragungen hatten sie keinen einzigen Zeugen aufgetrieben, außer Virginia Charles, und die Frau hatte während der ganzen Sache so sehr unter Schock gestanden, daß man ihrer Aussage nicht allzuviel Glaubwürdigkeit zubilligen konnte - sie widersprach noch dazu dem einzig gerichtlich verwertbaren Beweismaterial, das sie überhaupt hatten. Der mutmaßliche Täter mußte größer sein, als sie angegeben hatte, außerdem jünger, und er war so stark wie ein Verteidiger der Football-Profiliga, das war mal sicher. Das war kein Penner, dieser Mann hatte nur beschlossen, sich als Penner zu tarnen. Kein Mensch achtete je auf diese Leute. Wer konnte schon einen streunenden Hund je richtig beschreiben?
    »Der Unsichtbare«, sagte Ryan leise und gab damit dem Fall endlich einen Namen. »Er hätte Mrs. Charles eigentlich umbringen müssen. Weißt du, was wir hier haben?«
    Douglas schnaubte. »Jemanden, dem ich lieber nicht allein begegnen möchte.«
    »Drei Gruppen, um Moskau auszuschalten?«
    »Gewiß, warum nicht?« erwiderte Zacharias. »Dort sitzt doch eure politische Führung, oder nicht? Es ist ein riesiges Kommunikationszentrum, und selbst wenn ihr das Politbüro evakuiert, werden sie doch noch den Großteil eurer militärischen und politischen Kommando- und Kontroll-... «
    »Wir haben Mittel und Wege, unsere wichtigen Leute wegzubringen«, wandte Grischanow aus beruflichem und vaterländischem Stolz ein.
    »Na klar!« Robin war nahe daran, zu lachen, das blieb Grischanow nicht verborgen. Ein Teil von ihm war beleidigt, aber bei genauerer Überlegung war der Russe sehr mit sich zufrieden, daß der amerikanische Colonel inzwischen so unbefangen mit ihm redete. »Kolja, das können wir auch. Wir haben in West Virginia einen echten Fünf-Sterne-Bunker für den Kongreß und so eingerichtet. Die Erste Helikopterstaffel ist in Andrews, und ihr Auftrag lautet, die VIPs um alles in der Welt aus... aber weißt du, was? Die vermaledeiten Hubschrauber schaffen den Sprung zum Bunker und zurück nicht, ohne auf dem Rückweg aufzutanken. Daran hat niemand gedacht als sie den Bunker ausgewählt haben, weil das eine politische Entscheidung war. Und weißt du, was noch? Wir haben das Evakuierungssystem noch nie getestet. Habt ihr das mit eurem gemacht?«
    Grischanow setzte sich neben Zacharias auf den Boden, den Rücken gegen die schmutzige Betonwand gelehnt. Nikolaj Jewgenjewitsch sah nach unten und schüttelte nur den Kopf. Schon wieder hatte er etwas von dem Amerikaner erfahren. 
    »Siehst du? Siehst du jetzt, warum ich sage, daß wir nie gegeneinander Krieg führen werden? Wir gleichen uns! Nein, Robin, wir haben es nie getestet, wir haben nie versucht, Moskau zu evakuieren, seit ich als Kind im Schnee herumgestapft bin. Unser großer Bunker ist in Schiguli. Es ist ein Riesenstein, kein Berg, eher eine große - Blase? Ich weiß das Wort nicht; ein großer, kreisrunder Stein aus dem Inneren der Erde.«
    »Monolith? Wie der Stone Mountain in Georgia?«
    Grischanow nickte. Es schadete ja nichts, diesem Mann Geheimnisse anzuvertrauen, oder? »Die Geologen sagen, er ist ungeheuer fest, und wir haben schon in den späten 50er Jahren Tunnels hineingetrieben. Ich bin zweimal dort gewesen. Ich habe geholfen, den Bau des

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