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01 - komplett

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Titel: 01 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 4 Romane
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Geruch nach Rauch auf. Erschrocken kam ihr der Gedanke, dass die Bücher im Erdgeschoss Feuer gefangen haben könnten, dass ihre einzige Lebensgrundlage, von der die Hälfte zudem den Gläubigern gehörte, im Begriff stand, in Flammen aufzugehen. Gleich darauf jedoch erkannte sie, was wirklich geschehen sein musste.
    Es war eindeutig der Geruch nach angebranntem Haferbrei.
    Lavinia stand auf, legte sich ein Schultertuch um und ging barfuß in den Raum hinaus, der ihnen gleichzeitig als Küche und Wohnraum diente.
    James hielt einen Topf in den rußgeschwärzten Händen, aus dem grauer Rauch aufstieg. Er lächelte befangen. „Oh, Lavinia. Ich habe Frühstück für dich gemacht.“
    Sie gab lieber keine Antwort, da sie nicht sicher war, die Fassung bewahren zu können.
    Nach einem verhaltenen Räuspern schaute James wieder in den Topf und runzelte die Stirn. „Es sind hier und da noch ein paar weiße Bröckchen da. Komisch, dass Haferbrei gelb wird, wenn er anbrennt, nicht wahr? Ich hätte gedacht, er müsste sofort schwarz werden.“ Er stieß mit dem Löffel versuchsweise in die Masse und zuckte die Achseln. „Möchtest du ein wenig?“
    Die Zeit mit ihrem Bruder hatte Lavinia gelehrt, dass jüngere Geschwister nicht immer das sagten, was sie wirklich zum Ausdruck bringen wollten. Wer das Gespräch zufällig mit anhörte, müsste glauben, James biete seiner Schwester verbrannten Haferbrei an. Doch Lavinia kannte ihn besser. Was er wirklich sagen wollte, war: Es tut mir leid, dass ich dein Geld gestohlen habe. Um mich bei dir zu entschuldigen, habe ich dir Frühstück gemacht. Vergibst du mir?
    Sie seufzte. „Gib mir einen Teller.“
    Und das bedeutete: Dein Haferbrei ist abscheulich, aber ich liebe dich trotzdem.
    Gemeinsam bereiteten sie das Frühstück vor, das sie ihrem Vater ans Bett bringen wollten. James schnitt das Brot in Scheiben, und Lavinia steckte es auf die Toastgabel. Um ihren kranken Vater zu schonen, würden sie ihn weder mit den Einzelheiten von James’ Vergehen noch einem ungenießbaren Frühstück quälen.
    Genau so drückt sich Liebe doch aus, dachte Lavinia, während sie James’ Haferbrei hinunterwürgte. Mit Verständnis für den anderen, mit kleinen Gesten, die nicht für jeden begreiflich waren, vielleicht sogar sinnlos schienen, die aber auf ihre Weise den Menschen, den man liebte, in Schutz nahmen.
    Bei dem Gedanken über die unverständliche Sprache der Liebe kam Lavinia gleich Mr. William White in den Sinn. Was mochte sein unmögliches Betragen von gestern Abend nur bedeuten? Kommen Sie zu mir, hatte er gesagt. Seine Worte schienen ihr jetzt im Nachhinein völlig unfassbar.
    Sicher verlangte er doch nicht von ihr, sie an jener Adresse aufzusuchen, die er bei seiner Subskription angegeben hatte. Eine Frau, die gedachte, ihren guten Leumund zu wahren, besuchte niemals einen Gentleman, und schon gar nicht ohne Begleitung
    – selbst wenn er wundervolle Augen besaß und eine Stimme, die sie bis ins Innere erbeben ließ. Nein, ganz besonders dann nicht.
    Allerdings ziehe ich Lavinia vor. Kommen Sie zu mir.
    Er hatte sie mit einem Blick angesehen, dass ihr der Atem stockte, und keinen Zweifel daran gelassen, wie wenig harmlos diese Aufforderung gemeint war.
    Dennoch war die Versuchung groß. So lange schon ging ihr dieser Mann nicht aus dem Sinn. Wenn sie ihn nicht aufsuchte, würde er sie nie wieder eines Blickes würdigen. Sie hatte größere Angst davor, ihm nie nahekommen zu können, als Sorge um ihren Ruf. Und sie war ehrlich genug zuzugeben, dass die Aussicht auf einen Tag mit William White wundervoll aufregend war. Aufregender als alles, was ihr trostloses Dasein ihr sonst bot.
    Diese Überlegungen führten Lavinia am nächsten Tag vor eine große dunkle Tür, Nummer 12 am Norwich Court. Es war kaum ein Uhr mittags und doch schon fast dunkel, da eine riesige graue Wolke sich vor die blasse Sonne geschoben hatte.
    Heftiger Wind fegte die Straße entlang, sodass Lavinia fröstelnd den Umhang enger um sich zog.
    Die Straße war eigentlich eher eine schmuddelige Gasse. Niemand hielt sich hier auf bis auf eine magere Katze, die der einzige Farbklecks in dieser grauen Umgebung war. Bevor sie es sich anders überlegen konnte, schlug sie mit dem Klopfer resolut gegen die Tür. Fast als könnte sie so das wilde Klopfen ihres Herzens übertönen.
    Und dann wartete sie. Sie hatte sich beinahe davon überzeugt, dass sie bei diesem Besuch nichts befürchten musste. Der Karte zufolge, die Mr.

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