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01 - komplett

01 - komplett

Titel: 01 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 4 Romane
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seine Körperwärme durch ihren Lederhandschuh drang, und nicht an die aufwallende Hitze seines flüchtigen Kusses zu denken.
    „Nichts. Ich habe nur einfach zu lange wach gelegen und mir den Kopf nach einem Weg zermartert, wie man den Earl davon abhalten könnte, Miss Penelope einen Antrag zu machen, und bin infolgedessen müde und ungeschickt.“
    „Ist Ihnen etwas eingefallen?“
    „Ich habe ihr geraten, ihm zu beichten, dass sie dem Wettfieber verfallen ist und daher ständig in Geldnöten steckt.“
    Lucas grinste beifällig. „Gute Idee. Könnte sie vielleicht noch eine fatale Neigung zu Karten oder Würfeln haben?“
    „Miss Penelope? Liebe Güte, nein, sie kann sich kaum an die Grundregeln erinnern, geschweige denn sich als passionierte Glücksspielerin präsentieren.“
    „Das haben Sie versucht, als wir zusammen im Reinigungsraum waren, stimmt’s? Sie dachten, Sie könnten ein paar Hinweise fallen lassen, und ich laufe damit gleich zu Danescroft.“
    „Und? Haben Sie? Ich sehe Ihnen an, dass Sie es getan haben.“
    „Ihre Bemerkungen über Miss Maylins Stiefmutter hatten auf ihn eine überaus nachhaltige Wirkung.“
    „Ausgezeichnet! Was hat er denn zu der Vorstellung gesagt, sie könnte nach der Hochzeit bei ihnen einziehen?“
    „Nur über meine Leiche“, zitierte Lucas genüsslich.
    „Nun ja, er ist wohl durchaus in der Lage, eine derartige Entscheidung durchzusetzen“, überlegte Rowan, als sie sich dem Wäldchen näherten, das am Ende des Parks stand und Kirche, Friedhof und Pfarrhaus vom Gut trennte.
    Die höhergestellten Dienstboten vor ihnen gingen paarweise nebeneinander, die Sonntagsgewänder unter Schals und Tüchern verborgen. Hinter ihnen folgte das niedere Personal in einem weniger disziplinierten Haufen. Das Schlusslicht bildeten zwei kichernde Stiefelknechte.
    „Warum hat er sich bei seiner verstorbenen Frau nicht durchgesetzt?“, fragte sie.
    „Weil er sich so schrecklich hintergangen fühlte, glaube ich. Sie hat ihm das Herz gebrochen; sie zurück nach Hause zu zerren und dort einzusperren hätte ihm die Frau, die er zu lieben geglaubt hatte, auch nicht zurückgebracht, oder?“
    „Nein, wohl nicht.“ Rowan war erschüttert von der Heftigkeit der Gefühle, die in Lucas’ Worten mitgeschwungen hatten. „Würden Sie denn dasselbe tun? Einfach nicht hinsehen, wenn Ihre Frau Sie betrügt?“
    „Nein. An seiner Stelle hätte ich den Liebhaber umgebracht und sie auf meinem entlegensten, ödesten Landsitz eingesperrt“, versetzte er mit eiskaltem Lächeln.
    Dazu gab es nicht mehr allzu viel zu sagen. Rowan fragte sich, wie es ein rachsüchtiger Kammerdiener wohl anstellen würde, einen Rivalen loszuwerden. Ein Gentleman konnte ihn zum Duell fordern, doch Lucas war kein Gentleman. Wo genau war er eigentlich gewesen, als die ehemalige Lady Danescroft den Tod gefunden hatte? Für einen Bediensteten ergriff er ziemlich heftig Partei. Sie schüttelte sich innerlich, denn irgendwo verbarg sich hier ein Geheimnis.
    Die Gruppe vor ihnen war langsamer geworden, um durch das Tor zu gehen, das ins Wäldchen führte.
    „Ach, sehen Sie doch“, murmelte Lucas. „Ein Tor wie gemacht zum Küssen.“ Er hatte recht. Das kleine Tor schwang in einer V-förmigen Umfriedung hin und her und ließ nur eine Person auf einmal hindurch. Der Butler hielt es gerade für die Haushälterin auf, wobei er sorgsam Abstand wahrte. Aber wenn er sich vorgebeugt hätte, hätte er ihr mit Leichtigkeit einen Kuss rauben können, das wusste Rowan ganz genau.
    „Mehr Küsse wird es nicht geben“, murmelte sie. „Wenn ich nicht Ihre Hilfe für Miss Penelope brauchte, würde ich nicht hier an Ihrer Seite gehen, glauben Sie mir.“
    „Ich sprach rein theoretisch.“ Lucas brachte einen überzeugend schockierten Blick zustande. „Ich habe nichts davon gesagt, dass ich Sie küssen möchte, Miss Daisy.“
    „Dann ist es ja gut“, erwiderte sie, zornig auf sich selbst, dass sie sich verraten hatte.
    „Wenigstens nicht vor den versammelten Dienstboten“, fügte er hinzu, gab ihren Arm frei und trat durch das Tor, um es für sie aufzuhalten.
    Die Anwesenheit einiger Hausmädchen hielt Rowan davon zurück, verbal oder, noch verlockender, körperlich zurückzuschießen. Sie ignorierte den dargebotenen Arm und setzte ihren Weg fort, die Hände fromm um ihr Gebetbuch gelegt.
    Beim Kirchhof angelangt, ergab sich keinerlei Gelegenheit mehr zum Pläneschmieden, Flirten oder Streiten. Mrs. Tarrant, die Haushälterin,

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