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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Byrnak sich verändert hat.
    Zwei Gestalten traten aus dem Folterzelt, Byrnak und Falin. Der junge Kundschafter schwankte sichtlich, grinste jedoch hohl, als Byrnak, dessen nackter Oberkörper vor Schweiß glänzte, ihn zum Lager hinaufführte. Auf dem Weg in Byrnaks Zelt tauschten sie derbe Spaße mit den Soldaten aus. Domas und seine drei Unterbefehlshaber beteiligten sich nicht an den Frotzeleien, sondern lächelten nur dünn. Vor seinem Zelt blieben Byrnak und der junge Kundschafter stehen. Der Anführer brachte die Männer mit einer einzigen gebieterischen Geste seines kräftigen Armes zum Schweigen. »Hört gut zu, ihr blutrünstigen Hunde! Die Pestbeule Shaleng ist mittlerweile Futter für die Aale im Dreun. Und unser kleines Priesterlein wird seine Geheimnisse ebenfalls ausspucken, noch vor seinem letzten Tropfen Blut…« Er hielt inne, als dröhnendes Gelächter auf der Lichtung aufbrandete. »Wir brauchen jedoch einen neuen Reiterhauptmann, und nach langem Grübeln bin ich zu einem Entschluss gekommen.« Er packte Falins Handgelenk und hob seinen Arm in die Luft. »Wer sonst hätte diesen Rang verdient, wenn nicht der Mann, der Shaleng für uns aufgespürt hat?« Die Männer schrieen und klatschten Beifall. Keren stimmte eifrig und lautstark darin ein, und sah aus den Augenwinkeln, dass auch Domas und seine Untergebenen applaudierten. Dann jedoch richtete sich Domas' grimmiger Blick auf sie, und er deutete mit einem unmerklichen Nicken auf das dichte Unterholz einige Schritte vom Lager entfernt. Keren unterdrückte einen Fluch, schlüpfte jedoch unbemerkt aus dem Lager, nachdem Byrnak und sein kleiner Hauptmann im Zelt des Anführers verschwunden waren.
    Domas wartete bereits neben einem großen, gegabelten Baum, der von Kletterpflanzen überwuchert war. Als Keren näher kam, drehte er sich um. »Eine interessante Beförderung, was?«, begrüßte er sie verbittert. »Das dürfte ein schönes Spektakel werden, wenn wir unseren nächsten Angriff reiten.« Keren verschränkte einfach nur die Arme. »Wenn du auf etwas Bestimmtes hinauswillst, Domas, komm zur Sache!«
    Ihr Gegenüber zischte durch die Zähne, schüttelte den Kopf und sah sie dann schief an. »Ich kann nicht glauben, dass du da mitmachst. Dieser
Hauptmann
ist doch noch ein Junge, und außerdem unfähig…«
    »Immerhin hat er Shaleng aufgespürt.«
    »Das hat nichts zu sagen!«, fuhr Domas sie an. »Falin ist kein Reiter!«
    Keren schüttelte den Kopf. »Glaubst du etwa, Byrnak weiß das nicht selbst?«
    Domas sah sie herausfordernd an. »Ich glaube, Byrnak hat die Kontrolle verloren.« Er trat einen Schritt näher an sie heran. »Komm schon, Keren. Ich bin nur ein paar Monate nach dir zu dieser Horde gestoßen. Wir beide können sehen, was in diesem letzten Jahr mit Byrnak passiert ist.« »Und jetzt ist Zeit für einen Wechsel, hm? Zeit für einen neuen Anführer?«, erwiderte sie verächtlich. »Geht es bei unserer kleinen Plauderei darum, Domas? Dein Problem ist, dass du Byrnak nicht annährend kennst. Er ist viel, viel gefährlicher, als du glaubst. Jeder, der sich gegen ihn auflehnt, wird sein Blut in der Erde versickern sehen, darauf gebe ich dir mein Wort.«
    Domas lachte boshaft. »Wie loyal du bist, obwohl er seine Bettstatt jetzt mit diesem Jungen teilt statt mit dir.«
    Wütend holte sie aus und zog ihm ihren Handrücken über den Mund. Er stolperte zurück, und riss sein Schwert halb aus der Scheide.
    »Du bist ein Narr, Domas!«, stieß Keren hervor und ließ ihn einfach stehen.
    Im Lager setzte sie sich wieder an das Feuer und kaute auf einem Streifen Dörrfleisch herum, während sie auf das Zelt am Fluss starrte. Zwei Posten hielten jetzt davor Wache. Im Inneren des Zeltes flackerte ein gedämpftes Licht, vermutlich eine Kerze, die Insekten davon abhalten sollte, offene Wunden zu verunreinigen. Domas' Worte kamen ihr wieder in den Sinn. Sie spiegelten genau ihre eigenen, dunkelsten Befürchtungen wieder. Es stimmte, Byrnak hatte sich stark verändert, sich in ein Ungeheuer verwandelt. Doch sie kannte die schrecklichen Träume, die ihn quälten und die grauenvollen Dinge, die er hinter der Mauer des Schlafes sah. Gewiss waren sie es, die ihn zu dem trieben, was er tat.
    Unvermittelt stand sie auf und schlenderte zum Folterzelt hinüber. Ein unwiderstehlicher Drang, mit eigenen Augen zu sehen, was dort geschehen war, trieb sie voran. Einer der Wächter wollte ihr in den Weg treten, doch der eiskalte Blick, mit dem sie ihn bedachte,

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