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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Anrufungen zu einem rhythmischen Flüstern herab, und der Nebel lichtete sich. Manchmal tauchten Gesichter aus der blassen Nebelwand auf, und einen Moment glaubte er, einen großen, uralten Mann dort stehen zu sehen, der seine Hände erhoben hatte. Aber das Bild verblasste und wich einer steinigen, sonnenverbrannten Wüste, die sich bis zu einem schimmernden Horizont erstreckte. Die drei Reiter waren bereits da und galoppierten über die Einöde direkt auf ihn zu. In früheren Albträumen waren sie nur in weiter Ferne aufgetaucht, in anderen kamen sie ihm so nah, dass er die fratzenhaften Maskenhelme erkennen konnte, die sie trugen, und die toten, weißen Augäpfel ihrer Pferde. In diesen Momenten traf die Furcht Byrnak mit ihrer ganzen Wucht. Er war ihr jedoch nur einmal erlegen. Sie hatte ihn zu einem zitternden, wimmernden Etwas gedemütigt, das zusammengerollt auf dem flachen Fels kauerte, die Arme schützend über den Kopf geschlungen. Damals hatte er sich geschworen, sich der Angst nie wieder zu beugen, und er kämpfte gegen das Entsetzen dieses immer wiederkehrenden Deliriums an.
    So auch jetzt, als die Reiter näher kamen. Ihre flatternden Mäntel bauschten sich hinter ihnen auf, und die Hufe ihrer Pferde wirbelten Staub und Sand auf. Er umklammerte die Ketten und straffte sie mit geballten Fäusten, während er auf den Knien in die Wüste hinaus blickte. Die Stimmen hinter der dichten Nebelwand in seinem Rücken murmelten unablässig weiter, und Byrnak glaubte einen erwartungsvollen Unterton in ihnen wahrzunehmen. Schreie durchdrangen ihren murmelnden Chor, als die drei Reiter herankamen. Byrnaks Mund war trocken, und er zitterte beinahe von der Anstrengung, die es ihn kostete, sich auf den Knien zu halten und geradeaus zu starren. Die Reiter waren jetzt so dicht vor ihm, dass er auffällige Einzelheiten ihrer Rüstung erkennen konnte. Jede hatte eine andere Farbe: Gold, Feuerrot und Purpur.
    Sie ritten weiter. Das Donnern der Hufe schwoll an, das Klappern der Rüstungen wurde lauter. Ich werde jeden Augenblick neben Falin aufwachen, sagte sich Byrnak, und über ihn hinweg zu dem Weinpokal greifen, der auf der Reisetruhe steht, und seinen süßen Bodensatz leeren … Die Reiter fielen aus dem Galopp in einen langsamen Trab, schließlich in den Schritt, und blieben kaum sechs Schritte vor ihm stehen. Drei Augenpaare unter den grotesken Maskenhelmen musterten ihn in ernstem Schweigen. Byrnak fiel auf, dass ihre Pferde ihrem Beispiel folgten. Sie standen reglos da, mit schlaff herunterhängenden Schweifen, und ihre Ohren zuckten nicht einmal, während sie ihn mit ihrem marmorweißen Blick anstarrten.
    »Bruder«, sagte einer der Reiter.
    »Vergesslicher Bruder«, sagte ein anderer.
    »Verirrter Bruder.« In den Worten des Dritten schwang unverkennbar Verachtung mit. Byrnak atmete bebend ein, zwang sich dazu, ruhig zu antworten, und stieß seine Worte durch die Zähne hervor.
    »Verzeiht mir, Ihr Herren, aber ich habe keine Brüder und keine Schwestern.«
    »Und keine Eltern«, erwiderte der Erste, »außer den Täuschungen der Feinde und der Sorglosigkeit der Priester.«
    Bei den letzten Worten rammte der Reiter seinem Ross die Absätze in die Flanken. Das Pferd stieß ein grauenvolles Stöhnen aus, öffnete das Maul und sprach:
»Vergebt uns, wir flehen Euch an. Tag und Nacht streben wir danach, den Weltengeist zu vereinen und zu erneuern, was war und was sein wird. Vergebt uns.«

»Niemals«, sagte der Reiter. »Der Moment meiner Geburt ist in meinen Geist eingebrannt. Er ist auf ewig dort, auf dass ich erinnert werde, und ich werde dir niemals vergeben!« Die Maske näherte sich Byrnak. »Weißt du, welcher Leib mich in diese Welt geworfen hat? Es war eine der heiligen Hexenmähren von Jefren. Der Schmutz und der Gestank wird mich nie verlassen.« »Ich wurde unter dem gemeißelten Monument irgendeines Heiligen geboren«, meldete sich der nächste zu Wort. »Es stürzte um und zerschmetterte am Boden, als ich aus der Erde emporstieg.« Der Dritte schwieg einen Moment. »Ein Baum«, sagte er. »Ich wurde in einem uralten KönigsgoldBaum zur Welt gebracht. Ich musste mir den Weg hinaus brennen.«
    Einer der beiden anderen lachte. »Und wir werden nie erfahren, wo dieser Baum gestanden hat, ist es nicht so?«
    Der Dritte ignorierte ihn und deutete mit einem behandschuhten Finger auf Byrnak. »Wir haben die Grube deiner Geburt gesehen, das gefrorene Becken mit seinem zerborstenen Schrein. Erinnerst du

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