Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
01 - Winnetou I

01 - Winnetou I

Titel: 01 - Winnetou I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Kampf vorbereiten würden. Sie würden jeden Schritt mit größer Vorsicht tun, und da fragt es sich sehr, ob du sie in deine Hände bekämst, während sie nach dem Plan, den ich ausführen will, ganz unvorbereitet von euch eingeschlossen und gefangengenommen werden können, wenn ich mich nicht irre.“
    Ich sah, daß diese Darlegung ihren Eindruck nicht verfehlte. Tangua erklärte nach einer kurzen Pause des Nachdenkens:
    „Ich werde mit meinen Kriegern sprechen.“
    Darauf entfernte er sich von uns. Er ging zu dem Fuchs, winkte noch einige Rote zu sich hin, und dann sahen wir, wie sie sich berieten.
    „Damit, daß er erst mit diesen Kerlen reden will, gibt er zu, daß er in Beziehung auf uns nichts Gutes im Schilde führte“, sagte Sam.
    „Das ist schlecht von ihm, da Ihr sein Freund seid und ihm nichts getan habt“, antwortete ich.
    „Freund? Was nennt Ihr Freund bei diesen Kiowas! Sie sind Spitzbuben und leben nur vom Raub. Man ist nur so lange Ihr Freund, als sie einem nichts nehmen können. Hier aber haben wir einen Wagen von Viktualien und sonstigen Dingen, welche für die Roten großen Wert besitzen. Das haben die Kundschafter ihrem Anführer gesagt, und von diesem Augenblick an war es beschlossene Sache, daß wir ausgeraubt werden sollten.“
    „Und nun?“
    „Nun? Hm, nun sind wir sicher.“
    „Wenn es wahr wäre, sollte es mich freuen.“
    „Ich denke, daß es wahr ist. Ich kenne diese Leute. Brillanter Gedanke von mir, diesem Kerl weiszumachen, daß wir so eine Art Giantpowder hier auf dem Wagen haben, hihihihi! Er sah alles, was sich darauf befand, schon als gute, sichere Prise an; sein erster Schritt war ja gleich hinauf. Jetzt bin ich überzeugt, daß kein Roter es wagen wird, etwas davon anzurühren. Ja, ich hoffe sogar, daß uns diese Furcht auch noch späterhin von Nutzen sein wird. Werde mir eine Büchse mit Ölsardinen einstecken und ihnen weismachen, daß sie einen Sprengstoff enthalte. Ihr habt ja auch schon eine bei Euch, mit den Papieren drin. Könnt Euch das für zukünftige Fälle merken.“
    „Schön! Will hoffen, daß es dann auch die beabsichtigte Wirkung hat. Was meint Ihr nun aber hinsichtlich der Friedenspfeife?“
    „Da war freilich ausgemacht, daß sie nicht geraucht werden sollte; nun aber denke ich, daß die Kerle sich anders besinnen werden. Mein Argument hat dem Häuptling eingeleuchtet und wird auch die andern überzeugen. Aber trauen dürfen wir ihnen trotzdem später nicht.“
    „Da seht Ihr, Sam, daß ich vorgestern doch einigermaßen recht hatte. Ihr wolltet Euern Plan mit Hilfe der Kiowas ausführen und habt dadurch Euch und uns in ihre Gewalt gebracht. Ich bin neugierig, was daraus werden wird!“
    „Nichts anderes als das, was ich erwarte; darauf könnt Ihr Euch verlassen. Der Häuptling wollte uns freilich ausrauben und dann die Apachen auf eigene Faust empfangen. Nun aber muß er einsehen, daß sie zu schlau sind, sich in seiner Weise fangen und niedermetzeln zu lassen. Wie ich ihm selbst gesagt habe, würden sie die Spuren seiner Kundschafter, die er ihnen entgegenschicken müßte, entdecken, und dann könnte er warten, bis sie ihm wie blinde Präriehühner in die Hände liefen. Jetzt sind sie fertig, und er kommt. Nun wird es sich entscheiden.“
    Die Entscheidung sahen wir schon, ehe er sich uns ganz genähert hatte, denn auf einige Zurufe des ‚Fuchses’ zog sich der Kreis der Roten, von dem wir umgeben gewesen waren, auseinander, und die Reiter stiegen von ihren Pferden. Wir waren also nicht mehr umzingelt. Tangua zeigte jetzt eine weniger finstere Miene als vorher.
    „Ich habe mich mit meinen Kriegern beraten“, sagte er. „Sie sind mit mir einverstanden, daß ich das Calumet mit meinem Bruder Sam rauche; das soll dann für alle gelten.“
    „Das habe ich erwartet, denn du bist nicht nur ein tapferer, sondern auch ein kluger Mann. Die Krieger der Kiowas mögen einen Halbkreis bilden und Zeugen sein, daß wir miteinander den Rauch des Friedens und der Freundschaft austauschen.“
    So geschah es. Tangua und Sam Hawkens rauchten das Calumet unter den bereits kurz beschriebenen Zeremonien, und dann gingen wir Weißen alle von einem Roten zum andern, um ihm die Hand zu geben. Hierauf konnten wir annehmen, daß sie wenigstens für heut und die nächsten Tage keine feindseligen Absichten mehr gegen uns hegten. Wie und was sie später denken und tun würden, das konnten wir freilich nicht wissen.
    Wenn ich gesagt habe, das Calumet oder die

Weitere Kostenlose Bücher