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01 - Winnetou I

01 - Winnetou I

Titel: 01 - Winnetou I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ihr aus euern Gewehren schießt?“
    „Nein. Die Bleichgesichter haben eine andere Erfindung gemacht, mit welcher sie ganze Berge zersprengen können.“
    „Richtig! Und diese Erfindung haben wir hier auf diesem Wagen. Sie ist zwar gut eingepackt, aber wer nicht weiß, wie so ein Paket angefaßt werden soll, der ist verloren, sobald er es berührt, denn es zerplatzt in seiner Hand und zerschmettert ihn in tausend kleine Stücke.“
    „Uff, uff!“ rief er aus, nun sichtlich erschrocken. „Bin ich diesen Paketen nahe gewesen?“
    „So nahe, daß du, wenn du nicht herabgesprungen wärest, dich jetzt in diesem Augenblick schon in den ewigen Jagdgründen befändest. Aber was wäre da von dir zu sehen? Keine Medizin, keine Skalplocke, nichts, gar nichts als nur kleine Fleisch- und Knochenstücke. Wie könntest du in solcher Gestalt als großer Häuptling in den ewigen Jagdgründen herrschen. Deine Überreste wären dort von den Geisterrossen vollends zermalmt und zertreten worden.“
    Ein Indianer, welcher ohne Skalplocke und Medizin in die ewigen Jagdgründe gelangt, wird dort von den verstorbenen Helden mit Verachtung empfangen und hat, während sie in allen indianischen Genüssen schwelgen, sich vor den Augen dieser Glücklichen zu verbergen. Das ist der Glaube der Roten. Welches Unglück erst, in kleinen, auseinandergeschmetterten Stücken dort anzukommen! Man sah trotz der dunkeln Farbe, daß dem Häuptling vor Schreck das Blut aus dem Gesicht wich, und er rief aus:
    „Uff! Wie gut, daß du es mir noch zur rechten Zeit gesagt hast! Aber warum verwahrt ihr diese Erfindung auf dem Wagen, auf dem sich doch viele andere und so nützliche Dinge befinden?“
    „Sollen wir diese wichtigen Pakete etwa auf die Erde legen, wo sie verderben und bei der geringsten Berührung das größte Unheil anrichten können? Ich sage dir, sie sind selbst auf dem Wagen da gefährlich genug. Wenn so ein Paket platzt, fliegt alles in die Luft, was sich in der Nähe befindet.“
    „Auch die Menschen?“
    „Natürlich auch die Menschen und die Tiere in einem Umkreis, welcher zehnmal hundert Pferdelängen beträgt.“
    „Da muß ich meinen Kriegern sagen, daß keiner von ihnen sich diesem gefährlichen Wagen nähern soll.“
    „Tu das; ich bitte dich darum, damit wir nicht alle zusammen wegen einer Unvorsichtigkeit zugrunde gehen müssen! Du siehst, wie besorgt ich für euch bin, weil ich denke, daß die Krieger der Kiowas unsere Freunde sind. Es scheint aber, daß ich mich geirrt habe. Wenn Freunde sich treffen, so begrüßen sie sich und rauchen die Pfeife des Friedens miteinander. Willst du das heute etwa unterlassen?“
    „Du hast doch schon mit dem Fuchs, meinem Späher, die Pfeife geraucht!“
    „Nur ich und der weiße Krieger, der hier neben mir steht, die andern aber nicht. Willst du diese nicht auch begrüßen, so muß ich annehmen, daß eure Freundschaft für uns keine aufrichtige ist.“
    Tangua sah eine Weile sinnend vor sich nieder und antwortete dann mit einer Ausrede:
    „Wir befinden uns auf dem Kriegszug und haben also nicht den Kinnikinnik des Friedens bei uns.“
    „Der Mund des Häuptlings der Kiowas redet anders als sein Herz denkt. Ich sehe den Beutel des Kinnikinnik da an deinem Gürtel hängen, und er scheint voll zu sein. Wir brauchen ihn nicht, denn wir haben selbst Tabak genug bei uns. Es brauchen sich ja nicht alle am Calumet zu beteiligen; du rauchst für dich und deine Krieger, und ich rauche für mich und die hier anwesenden Weißen; dann gilt der Freundschaftsbund für alle Männer, welche sich hier befinden.“
    „Warum sollen wir beide rauchen, die wir doch schon Brüder sind! Sam Hawkens mag annehmen, wir hätten das Calumet für alle geraucht.“
    „Ganz wie du willst! Aber dann werden wir tun, was uns beliebt, und du wirst die Apachen nicht in deine Gewalt bekommen.“
    „Willst du sie etwa warnen?“ fragte Tangua, indem seine Augen gefährlich aufblitzten.
    „Nein; das fällt mir nicht ein, denn sie sind unsere Feinde und wollen uns töten. Aber ich werde dir nicht sagen, auf welche Weise du sie fangen kannst.“
    „Dazu brauche ich dich nicht; ich weiß es selbst.“
    „Oho! Ist dir etwa bekannt, wann und aus welcher Richtung sie kommen und wo wir auf sie treffen können?“
    „Ich werde es erfahren, denn ich sende ihnen Kundschafter entgegen.“
    „Das wirst du nicht tun, denn du bist klug genug, dir zu sagen, daß die Apachen die Spuren deiner Kundschafter finden und sich auf den

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