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01 - Winnetou I

01 - Winnetou I

Titel: 01 - Winnetou I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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über das Wort old, alt, hier am Platz sein. Auch wir Deutschen bedienen uns dieses Wortes nicht bloß zur Bezeichnung des Alters, sondern oft auch als sogenanntes Kosewort. Eine ‚alte, gute Haut’, ein ‚alter, guter Kerl’ braucht gar nicht alt zu sein; man hört im Gegenteil oft sehr jugendliche Personen so nennen. Und auch noch eine andere Bedeutung hat dieses Wort. Es kommen im gewöhnlichen Verkehr Ausdrücke vor wie: ein alter Lüdrian, ein alter Brummbär, ein alter Wortfänger, ein alter Faselhans. Hier dient ‚alt’ als Bekräftigungs- oder gar als Steigerungswort. Die Eigenschaft, welche durch das Hauptwort ausgedrückt wird, soll noch besonders bestätigt oder als in höherem Grad vorhanden hervorgehoben werden.
    Grad so wird auch im wilden Westen das Wort old gebraucht. Einer der berühmtesten Präriejäger war Old Firehand. Nahm er seine Büchse einmal in die Hand, so war das Feuer derselben stets todbringend; daher der Kriegsname Feuerhand. Das vorangesetzte Old sollte diese Treffsicherheit besonders hervorheben. Auch dem Namen Shatterhand, den ich bekommen hatte, wurde später stets dieses Old beigegeben.
    Nachdem Sam sich entfernt hatte, versuchte ich zu schlafen, doch brachte ich es lange nicht dazu. Die Lagergenossen waren ganz glücklich über das bevorstehende Eintreffen der Kiowas und behandelten dasselbe in einem so lauten Gespräch, daß es eine Kunst war, dabei einzuschlafen; auch ließen mich meine eigenen Gedanken nicht zur Ruhe kommen. Hawkens hatte so zuversichtlich von seinem Plan gesprochen, als ob ein Mißlingen desselben vollständig ausgeschlossen sei; ich aber vermochte es nicht, mich dieser Meinung beizugesellen. Wir wollten Winnetou und seinen Vater befreien. Ob auch die andern gefangenen Apachen, das war nicht gesagt worden. Sollten sie in den Händen der Kiowas bleiben, während ihre beiden Häuptlinge gerettet wurden? Das kam mir wie ein Unrecht vor. Aber die Befreiung sämtlicher Apachen konnte uns vier Männern wohl schwer oder gar nicht gelingen, besonders, da es so heimlich geschehen mußte, daß kein Verdacht auf uns fallen konnte. Und auf welche Weise würden die Apachen in die Hände der Kiowas geraten? So fragte ich mich. Ohne Kampf wohl nicht, und da war vorauszusehen, daß gerade die beiden, welche wir retten wollten, sich am tapfersten wehren und also der Todesgefahr am meisten ausgesetzt sein würden. Wie konnten wir das verhindern? Wenn sie sich nicht überwältigen, nicht gefangennehmen ließen, so würden sie, wie vorauszusehen war, von den Kiowas getötet; dies durfte aber auf keinen Fall geschehen.
    Ich sann lange darüber nach und wälzte mich hin und her, ohne einen Ausweg zu finden. Der einzige Gedanke, welcher mich schließlich einigermaßen beruhigte, war der, daß der kleine, listige Sam wohl Rettung finden werde. Auf alle Fälle aber nahm ich mir vor, für die beiden Häuptlinge einzutreten und sie nötigenfalls sogar mit meinem Körper zu decken. Dann schlief ich endlich ein.
    Am nächsten Morgen beteiligte ich mich mit doppeltem Eifer an der Arbeit, weil ich gestern bei derselben gefehlt hatte. Da jeder sich Mühe gab, so rückten wir viel schneller vorwärts als sonst. Rattler hielt sich fern von uns. Er bummelte beschäftigungslos hin und her, wurde aber von seinen ‚Westmännern’ ganz freundlich behandelt, als ob gar nichts vorgekommen wäre. Dies brachte mich zu der Überzeugung, daß wir, falls es noch einmal zu einem Konflikt mit ihm kommen sollte, wenig auf sie rechnen könnten. Am Abend hatten wir, obgleich das Terrain heut schwieriger als während der letzten Tage gewesen war, eine fast doppelt so lange Strecke als sonst vermessen. Darum waren wir sehr ermüdet und legten uns nach dem Abendessen zeitig schlafen. Das Lager war natürlich weiter vorgeschoben worden.
    Am nächsten Tag waren wir ebenso fleißig, bis es zu Mittag eine Störung gab. Es stellten sich nämlich die Kiowas ein. Ihre Kundschafter hatten von dem Lagerplatz, an welchem sie bei uns gewesen waren, leicht zu uns finden können, weil die Spuren, welche wir zurückgelassen hatten, mehr als deutlich waren.
    Diese Indianer zeigten kräftige, kriegerische Gestalten; sie waren sehr gut beritten und alle ohne Ausnahme mit Gewehren, Messern und Tomahawks bewaffnet. Ich zählte über zweihundert Mann. Ihr Anführer war von wirklich imposantem Wuchs, hatte strenge, finstere Gesichtszüge und ein paar Raubtieraugen, denen nichts Gutes zuzutrauen war. Es sprach die offenbarste

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