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010 - Die Bestie mit den Bluthänden

010 - Die Bestie mit den Bluthänden

Titel: 010 - Die Bestie mit den Bluthänden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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der
zweite Mord passiert.
    Am Ast einer Eiche hatte man einen Fremden erhängt aufgefunden. Bis zur
Stunde war es nicht gelungen, die Identität des Toten festzustellen. Eine
Nachfrage bei Dr. Sandos war auch ergebnislos verlaufen.
    Jeden Winkel der Ortschaft, die ganze umliegende Umgebung, jede Hütte am
Rande der Äcker und Felder, Holzhütten im Wald, die sumpfige Lichtung im
Südwesten – sie hatten alles durchkämmt. Umsonst! Keine Spuren, keine Hinweise!
Vier Tage lang war ein Beamter im Ort gewesen und hatte noch einmal alle
wichtigen Zeugenaussagen überprüft. Es gab effektiv nichts, wo man einhaken
konnte. Dann – genau neun Tage später – der erste Mord an einer Frau. Ein
grässlicher Mord obendrein! Ein Dolch war ihr ins Herz gestoßen worden, und danach
hatte der unheimliche Täter ihr noch die Kehle durchschnitten. Die Frau war die
Besitzerin eines kleinen Kiosks gewesen, in dem sie von der Tafel Schokolade
bis zur großen französischen Tageszeitung alles verkaufte. Sogar Stecknadeln
und Würzmischungen hatte man bei ihr bekommen. Estelle Rochier – so hatte die
Tote geheißen – war im Ort geboren. Jeder kannte sie. Jeder kannte hier
überhaupt jeden. Man wusste hier von einer Person von ihrer Geburt bis zu ihrem
Tod alles.
    Wie im Falle des Säufers Marcel, so war es Fernand Rekon auch gelungen,
einen lückenlosen Lebenslauf von der Kioskbesitzerin zu erhalten.
    Aber ein entscheidender Hinweis über das Mordmotiv war auch hier nicht zu
finden gewesen.
    Und nun dieser vierte Mord! Er unterschied sich in nichts von dem
vorangegangenen. Das war für Fernand Rekon nicht ganz selbstverständlich.
    Er entdeckte hier zum ersten Mal die gleiche Vorgehensweise, die auf ein
und denselben Mörder schließen ließ.
    Die Untersuchungen liefen. Der Polizeiarzt machte nach den Aufnahmen des
Fotografen an Ort und Stelle eine erste Untersuchung.
    Fernand Rekon sprach mit dem Bauern, der die Tote zuerst gefunden hatte.
    Schon im Ansatz zeigte sich, dass wirklich handfeste Hinweise fehlten. Mehr
als seinen Fundbericht konnte der Alte nicht geben. Es blieb abzuwarten, was
die Untersuchungen im Dorf ergeben würden. Schon in diesen Sekunden nahm sich
Fernand Rekon vor, seine Leute wieder von Haus zu Haus zu schicken. Jeder noch
so kleine Hinweis war für sie wichtig.
    Während er einige Routinefragen an den Polizeibeamten des Dorfes stellte,
beschäftigten sich seine Gedanken unentwegt mit dem Phänomen, das sich ihm hier
bot. Mit einer mechanischen Bewegung zündete er sich eine Havanna an. Er liebte
diese würzigen Zigarren. Sein Blick schweifte über die freundliche Landschaft.
Wie ein tiefgrüner, dicker Teppich breitete sich die unübersehbare Waldzone
hinter den Wiesen aus. Das kleine Dorf lag eingebettet in einer
hufeisenförmigen Senke. Der Bach unter der steinernen Brücke rauschte und gurgelte,
sprang glucksend über die ausgewaschenen Steine.
    Ein friedliches, ein beruhigendes Bild! Und dann – wie ein harter, fast
unmöglicher Kontrast – die Tote neben der Brücke, die große, eingetrocknete
Blutlache, die Beamten, die mit ernster Miene ihre Arbeit verrichteten.
    Der Polizeiarzt trat an Fernand Rekons Seite. »Die Todesursache ist klar.
Ich werde Ihnen meinen Bericht darüber noch vorlegen, Rekon. Die Umstände sind
die gleichen wie im Mordfall Estelle Rochier. Ein Motiv wird nicht klar. Es ist
weder ein Raubüberfall noch ein Sexualmord.«
    »Die Spuren des letzten Mordes – und dieses hier – lassen vermuten, dass
ein Psychopath am Werke war. Die Tat unterscheidet sich in keiner Hinsicht von
dem Mord an Estelle Rochier. Ich bin überzeugt davon, dass alle
Detailuntersuchungen, die im Lauf der nächsten Stunden erfolgen werden, keine
einzige erstaunliche Feststellung zutage fördern werden.« Die Antwort von
Fernand Rekon erschöpfte sich mit diesen Worten. Er war kein Freund langatmiger
Erklärungen. Er hörte lieber zu, beobachtete, rekonstruierte und dachte nach.
    Der Arzt wollte noch etwas sagen, wurde aber im Ansatz unterbrochen.
Fernand Rekons Assistent trat auf sie zu. Er hielt etwas in der Hand, das in
ein weißes Taschentuch eingewickelt war.
    »Das löste sich vom Gürtel der Toten, als wir sie in den Sarg legten,
Chef«, sagte Salan. Mit diesen Worten klappte er vorsichtig eine Seite des
Taschentuches auf. Sichtbar wurde eine etwa fingerdicke, aus
verschiedenfarbigen Baumwollfäden geknüpfte Schnur. Mehrere Knoten waren
hineingeflochten.
    Fernand Rekon nahm die Knotenschnur vorsichtig

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