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0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

Titel: 0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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über dem Mann wie ein Jäger über seiner ersten Beute.
    »Ist er tot?« fragte er.
    »Unsinn. Dieses Format verträgt mehr als einen Stuhlbeinpuff. Aber warum mischen Sie sich überhaupt ein? Ich hätte ihn gern allein erledigt.«
    »Geben Sie nicht an, G-man. Sie schienen mir ganz schön in der Klemme.«
    »Reden wir nicht mehr davon. Wenn Sie Wert darauf legen, sage ich ›Danke schön‹ zu Ihnen.«
    Er ging auf meinen ironischen Ton nicht ein, sondern fragte: »Was wollen diese Burschen hier?«
    »Vielleicht erfahren wir es, wenn sie wieder reden können. Aber Sie können sicher sein, Roger, daß sie Ihnen keinen Auftrag erteilen wollten.«
    Ich untersuchte die Taschen des hingestreckten Riesen. In einer abgewetzten Brieftasche fand ich einen Führerschein und einen Entlassungschein aus dem Gefängnis, dessen Datum rund zwei Jahre zurück lag. Beide Papiere lauteten auf den Namen Ted Roon. Eine Waffe fand ich nicht.
    Anders bei dem Kleinen mit dem Rattengesicht. Zwar trug auch er keine Kanone, aber er schleppte ein hübsches Schnappmesser mit sich herum, und in der linken Seitentasche trug er außerdem einen Totschläger. Sein Führerschein lautete auf den Namen Carlo Stuzzi.
    Während ich noch immer an ihm herumsuchte, begann er sich zu bewegen und leise zu stöhnen. Ein paar Minuten später schlug er die Augen auf.
    »Geben Sie ihm einen Whisky«, schlug ich Harper vor. Er kam eilfertig mit der Flasche. Mr. Stuzzi setzte sie an den Mund und ließ einiges in sich hineingluckern. Dann setzte er ab und begann mörderisch zu schimpfen:
    »Was ist das für ein Laden, in dem friedliche Bürger überfallen werden?« japste er. »Was wollt ihr von uns? Ihr bekommt Ärger mit der Polizei! Laß uns laufen!«
    »Die Polizei ist schon da«, sagte ich sanft und hielt ihm meinen Ausweis unter die Nase. Er schnappte nach Luft und stieß schließlich hervor:
    »Was haben wir getan, daß Sie uns zusammenschlagen, G-man? Wir sind doch nur ganz friedlich hier…«
    »Stopp deine Lügen«, unterbrach ich. »Was Ihr getan habt, habe ich genau gesehen.«
    »Der Große wird wach«, meldete Harper.
    Ich wandte mich Ted Roon zu. Er klappte die Augen auf, blickte wild um sich und stand auf. Offensichtlich war er entschlossen, von neuem mit uns zu raufen.
    Jetzt zog ich den 38er. Dieser Anblick machte einen überzeugenden Eindruck. Ted Roon stoppte auf halbem Wege, und nun begann auch er die Unschuld vom Lande zu spielen.
    »Was soll das?« fragte er rauh. »Sollen wir gekillt werden?«
    »Er ist ein G-man, Ted«, kreischte Stuzzi, um seinen Kumpanen vor leichtsinnigen Äußerungen zu warnen.
    »Packt aus, Freunde!« sagte ich. »Was wolltet ihr hier?«
    Sie schwiegen. Nach Minuten fragte Stuzzi vorsichtig. »Sind wir verhaftet?«
    »Das versteht sich am Rande. Glaubt ihr, ich ließe euch einfach wieder laufen.«
    »Wenn wir verhaftet sind, verweigern wir jede Aussage, solange unser Anwalt nicht zur Stelle ist«, erklärte die Ratte schnell, und Tod Roon nickte bestätigend mit seinem Schädel.
    »Drehen Sie sie ein wenig durch die Mangel«, schlug Harper vor. »Dann werden sie reden.«
    Ich ignorierte ihn und wandte mich noch einmal den beiden Ganoven zu.
    »Wer hat euch geschickt?«
    »Niemand«, behauptete Stuzzi.
    »Niemand«, echote Roon.
    »Es ist nichts mit ihnen anzufangen. Wir müssen sie zum Hauptquartier bringen. Kann ich Ihr Telefon benutzen?«
    Ich rief das FBI-Hauptquartier an und bestellte einen Wagen. In meinem zweisitzigen Jaguar hätte ich höchstens zwei Mann mitnehmen können, und ich wollte den Gangstern keine Gelegenheit geben, unterwegs einen Trick an mir zu versuchen.
    »Kann ich auch mal telefonieren-?« verlangte Stuzzi.
    »Wen willst du anrufen? Deinen Anwalt? Gib mir den Namen und die Nummer. Ich erledige es für dich.«
    Er antwortete nicht. Offensichtlich wollte er irgendwen anderes benachrichtigen, daß seine Mission schiefgelaufen war.
    ***
    Eine Stunde später saßen mir die Burschen mit Handschellen geschmückt in meinem Büro gegenüber. »Habt ihr den ›roten Kelly‹ gekannt?«
    Sie verneinten. Ich hatte den Eindruck, daß sie in diesem Falle die Wahrheit sagten.
    Ich quälte mich eine Zeitlang mit ihnen herum, aber sie gaben keine vernünftigen Antworten. — Es ist oft so, daß Gangster sich beim ersten Verhör enorm widerstandsfähig zeigen. Später verliert sich diese Härte rasch. Kleinigkeiten genügen, um sie weich zu machen, z. B. Zigarettenmangel oder eine schlaflose Nacht. Während ich

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