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0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

Titel: 0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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wahrscheinlich in den Hudson geworfen. So streng sind in diesen Kreisen die Bräuche.«
    Harper versank in Nachdenken, aus dem er mit der Frage auftauchte:
    »Sie glauben also, daß eine Gangsterbande sich für mich interessiert?«
    »Ohne Zweifel. Hören Sie meinen guten Rat. Sie sprachen von einem Millionär, der von Ihnen sein Kind bewacht haben will. Sagen Sie dem Mann, er soll sein Kind nach Miami oder sonstwohin in Urlaub schicken, und fahren Sie als Leibwache mit. New York wird heiß für Sie in den nächsten Tagen.«
    Er reagierte nicht.
    »Lucky Hilton heißt der Mann, sagten Sie?«
    »Ja, es ist auf Roons und Stuzzis Karteikarten vermerkt, daß sie zu seiner Bande gehören, aber ich kenne ihn nicht. Müßte mich erst informieren.«
    »Ich stecke also in einer richtigen, dicken Gangstergeschichte?« erkundigte sich Harper.
    »Wie dick sie ist, weiß ich nicht, aber eine Gangstergeschichte ist es. Hoffen Sie nicht, sie wären durch die Verhaftung Roons und Stuzzis aus dem Schneider. Mr. Hilton verfügt sicherlich über noch andere Möglichkeiten.«
    Zu meiner Überraschung rieb sich der junge Mann die Hände und strahlte mich erfreut an.
    »G—man, das ist genau das, was ich mir immer schon gewünscht habe. Vielleicht haben wir hier den Faden zu einer ganz großen Sache erwischt. Stellen Sie sich mal vor, hinter Kelly und Bodge stünden Gangsterorganisationen, wie sie seinerzeit von Al Capone oder Lucky Luciano auf die Beine gestellt worden sind. Stellen Sie sich vor, wir würden einem ganzen riesigen Syndikat auf die Spur kommen! Wir…«
    »Reden Sie nicht immer von ›Wir‹. Sie gehen mir damit auf die Nerven. Und seien Sie nicht so verdammt romantisch. Freuen Sie sich an der angenehmen Seite Ihrer Berühmtheit. Nutzen Sie sie meinetwegen aus. Denken Sie daran, daß man in unserem Lande genauso rasch vergessen wird, wie man bekannt geworden ist. Aber sorgen Sie dafür, daß Sie mir unter den Füßen fortkommen. Ich habe nicht den geringsten Spaß an Leichen, auch nicht an der Ihren, obwohl Sie mir Arger genug gemacht haben.«
    »Arger!« Das war das Stichwort. Ich sah auf die Armbanduhr. Zwanzig Minuten nach sieben Uhr. Ich hatte meine Verabredung mit Nelly völlig verschwitzt.
    Ich sprang auf.
    »Gehen Sie irgendwo hin, Harper«, sagte ich hastig, »besser nicht in Ihre Wohnung, sondern in ein Hotel. Und halten Sie sich ruhig! Ich reiße Ihnen den Kopf ab, wenn Sie irgend etwas auf eigene Faust unternehmen. Rufen Sie an, sobald Sie ein Hotel gefunden haben und geben Sie uns Ihre Adresse!«
    »Kann ich mitfahren?« fragte er.
    »Nein«, schrie ich. »Sie haben mich lange genug aufgehalten, zum Henker. Nehmen Sie die Untergrundbahn oder ein Taxi.«
    Ich zischte zur Tür, aber ich stoppte noch einmal und nahm Harpers Luger aus der Tasche, die ich immer noch bei mir trug.
    »Nehmen Sie die Kanone zurück«, sagte ich. »Aber verlassen Sie sich nicht darauf. Gangster schießen besser als Sie! Ich sage es Ihnen noch einmal. Miami hat genau das richtige Klima für Sie.«
    Ich flitzte die Treppen hinunter, ohne mich groß von ihm zu verabschieden, sprang in meinen Jaguar und fuhr auf dem kürzesten Wege zur Metropolitan.
    ***
    Eine Menge Leute liefen auf der Straße vor der Oper hemm, aber Nelly war nicht darunter, nicht mehr darunter. Kein Mädchen wartet länger als eine halbe Stunde auf einen Mann. Wozu auch? Es gibt Männer genug.
    Ich wußte nicht, auf wen ich den meisten Zorn hatte. Auf Harper? Auf Roon und Stuzzi? Oder auf mich selbst? Zorn jedenfalls hatte ich und zwar ’ne Masse!
    Als Freizeit war der Abend verkorkst. Selbst ein Bummel mit Phil hätte mir keinen Spaß mehr gemacht.
    Um mit meinem Arger besser fertig zu werden, fuhr ich zum 52. Polizeirevier.
    Ich traf Inspektor Dillard noch an. Dillard war der dem 52. Revier zugeteilte Kriminalist der Stadtpolizei. Wir kannten uns von einer früheren Zusammenarbeit im Colbert-Fall.
    »Oh, der hohe FBI in unserem bescheidenen Revier«, sagte er, als ich sein Büro betrat.
    Die Stadtpolizei und wir vom FBI sind ja in mancher Beziehung Konkurrenten. Natürlich arbeiten wir trotzdem gut zusammen, aber selten geht es ohne Frozzelei ab, wenn Cops und G—men zusammenkommen.
    »Haben wir so einen großen Fisch im Revier, daß Sie sich persönlich bemühen, Cotton?« fragte Dillard.
    »Keine Sorge, Inspektor! Ich fische Ihnen Ihre Taschendiebe schon nicht weg. Bin zu human, um einen alten Kollegen brotlos zu machen, aber vor einigen Stunden liefen mir zwei

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