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0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

Titel: 0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Leute in die Quere, die in Ihre Zuständigkeit gehören, und ich konnte nicht umhin, sie ein wenig einzusperren. Sie kennen doch ›Little Teddy‹ und die ›Ratte‹?«
    »Selbstverständlich. . Warum haben Sie sie hochgenommen?«
    Ich erzählte es ihm. Er wiegte den Kopf.
    »Möchte wissen, was das zu bedeuten hat«, brummte er.
    »Ich kam, um von Ihnen Näheres über Lucky Hilton zu hören.«
    »Oh, mein Sorgenkind. Ich bin der Überzeugung, daß er sich eine Gang beachtlichen Ausmaßes zusammengebaut hat. Leider kann ich ihm nichts beweisen. Es ist schließlich nicht strafbar, einen Haufen von Vorbestraften um sich zu versammeln.«
    »Und was vermuten Sie?«
    »Ich glaube, daß er das Viertel zwischen der Park-Avenue und der 110. Straße beherrscht. Die kleinen Gauner sind von ihm abhängig. Er beansprucht einen Teil der Beute, wenn sie in seinem Gebiet arbeiten. Außerdem schröpft er mit Sicherheit die Buchmacher und kassiert bei den Spielern mit.«
    »Das Übliche also«, stellte ich fest. »Was treibt er offiziell?«
    »Er hat ein Nachtlokal am Jefferson-Park, ›Lucky Inn‹. Ziemlich eleganter Laden, wenn auch leicht anrüchig, aber wahrscheinlich zieht diese Anrüchigkeit die wohlhabenden Leute an. Manche braven Bürger sind wild darauf, mit einem leibhaftigen Gangster einen Drink zu nehmen.«
    »Danke, Dillard. Ich werde mir seine Höhle einmal ansehen.«
    »Das hat vor zehn Uhr keinen Zweck, vorausgesetzt, Sie wollen ihn selbst sprechen. Ich wollte hier ohnedies Schluß machen. Trinken Sie irgendwo ein ehrliches Bier mit mir, Cotton!«
    »Einverstanden!«
    ***
    Ich saß an einem Ecktisch und ließ meine Blicke durch ›Luckys Inn‹ wandern. Das Lokal war gut besucht, und man konnte den Besuchern ansehen, daß die gesalzenen Preise der Getränke ihnen keine Kopfschmerzen bereiteten. Jede der Frauen trug mehr Schmuck an sich, als ich mit einem Jahresgehalt bezahlen konnte.
    Auf der Tanzfläche flötete gerade eine heftig dekolletierte Sängerin gewagte Sachen in ein Mikrofon, während die Gäste gar nicht oder nur mit halbem Ohr zuhörten.
    Im ganzen gesehen also eine Bar, wie sie in New York zu Hunderten existierten. Interessant waren nur ein paar Gentlemen, die sich auf den Barhockern an der Theke lümmelten. Ihre verkniffenen Gesichter paßten nicht in die gelokkerte Atmosphäre. Außerdem stellte ich fest, daß sie keinen der Drinks bezahlten, die sie zu sich nahmen, und sie nahmen nicht wenige zu sich.
    Ungefähr uni elf trat ein Boy im Smoking an die Männer — es waren vier -heran und sprach ein paar Worte mit ihnen. Sie rutschten von den Hockern herunter und gingen im Gänsemarsch unter Führung des Smokingträgers auf eine Tür im Hintergrund zu, durch die sie verschwanden.
    Ich hielt den Zeitpunkt für gekommen, stand auf, schlenderte durch das Lokal und stand schließlich vor der Tür, die in dezenten Messingbuchstaben die Aufschrift »Privat« zeigte. Trotzdem öffnete ich sie, druchschritt einen schmalen Gang, von dem links eine Treppe zu den oberen Stockwerken führte und der vor einer zweiten Tür endete.
    Ich legte das Ohr gegen die Füllung, hörte aber keinen Laut. Ich entschloß mich, kräftig gegen das Holz zu klopfen.
    Der Erfolg war überraschend und unvorhergesehen. Die Tür wurde aufgerissen, zwei Gestalten tauchten vor mir auf, Fäuste krallten sich in meine Jackenaufschläge.
    Irgendwer brüllte: »Was willst du hier?« Und dann wurde ich in das Zimmer hineingerissen.
    Ich liebe solche unfreundlichen Handlungen nicht. Ich schlug dem Burschen, der mein Jackett so unfreundlich behandelte, die Hände herunter. Worauf der zweite Mann, der halblinks stand, sich sofort auf mich stürzte und seinen Arm um meinen Hals schlang.
    Wäre es Nellys Arm gewesen, so hätte ich nichts dagegen einzuwenden gehabt, aber hier handelte es sich um eine rauhe Männerpranke.
    Ich griff mit einer Hand über meinen Kopf, schlug die Finger in den Stoff der Jacke und bückte mich ruckartig nach vorn. Der Bursche schlug einen bildschönen Salto und knallte vor meinen Füßen auf sein Kreuz. Sein Kumpan sprang gerade noch rechtzeitig zurück, sonst wäre ihm sein Freund auf den Kopf gefallen.
    »Was soll das?« fragte scharf ein Mann, der hinter dem Schreibtisch stand.
    Ich rückte meine Krawatte zurecht.
    »Das zu fragen, hätte ich mehr Grund«, empörte ich mich.
    »Was suchst du hier?« pfiff er mich an, während der Bursche, den ich aufs Kreuz gelegt hatte, sich aufraffte, finster blickte und seine

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