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0101 - Die Menschentiger

0101 - Die Menschentiger

Titel: 0101 - Die Menschentiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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mehr oder weniger heilen Knochen entronnen war. Und jetzt sollte er zusammen mit Tausenden von Tonnen Stahl und Elektronik am Boden zerschellen.. Irgendwo zwischen Kalkutta und dem Golf von Bengalen.
    Die Bordbeleuchtung flackerte wie eine Kerze im Sturm. Männer fluchten lästerlich in allen Sprachen. Ein dicker Kaufmann, der Zamorra beim Transit in Bombay ein Gespräch aufgezwungen hatte, war zwischen Sitz und Lehne eingezwängt und quiekte wie ein Schwein. Seine kleine Knollennase begann sich blaurot zu verfärben.
    Zamorra, seine Sekretärin Nicole und Bill Fleming hatten in der mittleren Reihe Platz genommen. Natürlich saßen sie alle drei jetzt nicht mehr. Sie versuchten, sich von den Gepäckstücken zu befreien, die wie auf Kommando aus den Bordcases über den Sitzen gerutscht waren und die Passagiere unter sich vergruben, sie zu einem unentwirrbaren Knäuel verwoben.
    Der Parapsychologe aus Frankreich konnte sich als erster befreien. Er hattp zwischen Nicole Duval und Bill gesessen. Jetzt fand er einen Arm seiner Sekretärin und zog daran. Die Taumelbewegungen des Flugzeugs hatten sich geringfügig beruhigt. Nur zeigte die Nase immer noch beunruhigend nach unten. Was im Rumpf noch rutschen konnte, rutschte auf die Tür zum Cockpit zu, wo sich bald ein riesiger Stapel bildete. Kompletter hätte das Chaos nicht mehr sein können.
    »Chef…?«
    Nicoles Stimme klang dünn und ängstlich unter einem Wust von Jacken und Regencapes aus Nylon hervor, denn in Bombay hatte es geregnet.
    Das sarkastische Grinsen verschwand aus Zamorras Zügen wie weggewischt und machte einem verständnisvollen Lächeln voller Liebe und Wärme Platz. Er erinnerte sich noch an ihre erste Begegnung, als wäre sie erst gestern gewesen. Zuerst waren sie nur ein Team. Er war der Chef und Brötchengeber, sie seine Angestellte. Doch sehr bald schon hatte Gôtt Eros seine feinen Fäden gewoben, bis sie sich endlich und nach sehr langer Zeit damit abfanden, daß sie miteinander verstrickt waren wie die Kokons einer Seidenraupe. Doch die gewohnte Anrede hatten sie beibehalten.
    »Chef!«
    Nicoles Stimme klang energisch. Ein rundes Knie schob sich zwischen einer Plastiktasche mit den Emblemen der Moskauer Olympiade und einem überdimensionierten bunten Regenschirm hervor, wie ihn vermögende Inderinnen gerne benützen, wenn sie in der Sonne Spazierengehen.
    Zamorra hatte nun zwei Punkte, an denen er anpacken konnte. Er zerrte Nicole Duval zu sich hoch, während er sich mit Füßen und Knien abstützte, um nicht wieder zur Seite zu rutschen.
    »Ich weiß es auch nicht«, kam er ihrer Frage zuvor. »Aber ich denke, der Pilot bekommt die Maschine wieder in Griff.«
    Nicole klammerte sich an ihn. Ihr ovales Gesicht mit dem zerwuschelten Haar war ganz nah an seinem. Er konnte den Duft ihres Haares riechen, das Nicole zur Zeit wieder einmal kupferrot trug. Mit keinem Zoll ihres erlesenen Körpers konnte sie die Pariserin verleugnen.
    »Au!« quietschte sie plötzlich, als sie sich so an ihn schmiegte, und drängte sich kurz von Zamorra ab. »Deine Brust, Chef. Sie brennt wie Feuer!«
    Nun bemerkte es auch er.
    Das heiße Brennen unter seinem Hemd.
    Es war ihm vorher gar nicht bewußt geworden. Zuviel war auf einmal passiert, und die Sorge um Nicole war größer gewesen als die Aufmerksamkeit, die er dem eigenen Körper widmete.
    Doch jetzt war es da, war vermutlich schon dagewesen, bevor die Maschine zu ihrem Kamikazeflug ansetzte.
    Die Hitze strömte im Rhythmus seines Blutes pulsierend von seinem Amulett aus, das er um den Hals trug.
    Es war ein besonderes Amulett, wie es kein zweites auf dieser Welt gab. Durch das Stück Silber an seiner Brust war Professor Zamorra eigentlich erst zu dem geworden, was er heute war.
    Zu einem Dämonenjäger.
    Er machte nicht viel Aufhebens davon, weil die Welt voll von bornierten Ignoranten war, die nicht anerkennen wollten, daß es mehr Kräfte in der irdischen Natur gab, als sie mit ihren lächerlichen technischen Apparaten vermessen und katalogisieren konnten.
    Es waren jene Kräfte und Mächte, die schon lange vor der Geburt des ersten wissenschaftsgläubigen Blinden das All und den Erdball beseelt hatten, sie mit ihrem Odem durchstreiften und dann und wann in die Geschicke der Menschen eingriffen.
    Zamorras okkulte Forschungen waren darauf hinausgelaufen, daß es ebenso wie im Reich der Menschen in den Reichen der Dämonen und Geistwesen fließende Grenzen zwischen Gut und Böse gab, was kein Extrem in die eine

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