0106 - Der Götze von Passa
Widerschein des Lichtes blitzten und glitzerten. Er sah auch, daß sich der Strahl der Lampe irgendwo weit hinten in der Finsternis verlor, ohne das Ende der Höhle zu finden. Aber er sah nichts von den Dingen, vor denen Lofty sich fürchtete. Die Höhle war leer.
„Gut”, meinte Lofty. „Jetzt können Sie sie sich von drinnen ansehen. Was wollen Sie da überhaupt?” Ron wußte es selbst nicht. Er hatte erwartet, in diesem Gebiet Höhlen zu finden.
Irgendein Geheimnis, das Geheimnis des merkwürdigen Götzen Sssst, war mit den Höhlen verbunden. Die einfachste Art, das Geheimnis zu entschleiern, war, in die Hohlen hineinzugehen und sie sich von innen anzusehen. Das wäre ein gutes Motiv gewesen.
Aber Ron spürte, wie etwas aus der Tiefe der Höhle ihn mit magischer Gewalt anzog, so daß er nur halb aus freien Stücken durch den finsteren Eingang schritt, und so etwas hätte er Lofty gegenüber ungern zugegeben. Lofty hielt sich dicht hinter ihm.
Jetzt, nachdem er gesehen hatte, daß die Höhle leer war, empfand er offenbar keinerlei Unbehagen mehr. Er ging aufrecht und rasch und sah sich nach allen Seiten um. Ron drang etwa zehn Meter weit in den Stollen vor, bevor er zum zweitenmal die Lampe einschaltete und sie in den Hintergrund er Höhle richtete. Das Ende der Höhle war zu weit entfernt, als daß die Lampe es hätte erreichen können. Sie gingen weiter. Die Wände der Höhle, aus blankem Fels und ein paar hereingesickerten Wassertropfen bestehend, boten nichts Sehenswertes. Nur der magische Zauber, der vom Hintergrund der Kluft ausging, war fremd. Ron blieb stehen und sah sich nach Lofty um. Der schien vergnügt und neugierig zugleich. Offenbar spürte er nichts von dem Zauber, der die Höhle erfüllte. Das machte Ron ärgerlich. Warum spürte der Narr nichts, fragte er sich. Bin ich allein dafür anfällig? In diesem Augenblick erklärte Lofty: „Ich glaube, wir können umkehren. Hier finden wir doch nichts mehr.” Ron hatte Mühe, seinen Zorn zu unterdrücken. „Was wir tun, bestimme ich, Lofty!” sagte er. „Merken Sie sich das!” Lofty sah ihn erstaunt an, und dabei veränderte sich sein Gesicht. Die freundlichen, lustigen Runzeln verschwanden, und eine Grimasse aus Spott und Zorn entstand.
„So, meinen Sie?” erwiderte Lofty gehässig. „Dann machen Sie 'mal ruhig weiter. Was mich betrifft – ich kehre um. Und wenn Sie nachher allein durch den Wald kriechen, dann vergessen Sie meine guten Ratschläge nicht, keinen davon! Sonst könnte es passieren ...” Er machte eine vage Handbewegung, um anzudeuten, was passieren könnte. „Da zeigt sich der Lump!” rief Ron. „Mich im Stich lassen, wie?” Er zog die Waffe. „Nein, mein Lieber, damit kommen Sie mir nicht davon! Sie haben hier auszuharren!” Etwas in Loftys Blick warnte ihn. Lofty schien von der angeschlagenen Waffe nicht beeindruckt zu sein. Er sah an Ron vorbei, als gäbe es im Hintergrund der Höhle etwas Neues zu sehen. Und Ron fiel auf den uralten Trick herein. Er wirbelte herum und bereute es im gleichen Augenblick. Mit einem mächtigen Satz hatte Lofty sich auf ihn geworfen. Ein wuchtiger Schlag, mit dem Kolben des Thermo-strahlers geführt, traf Ron mitten auf den Schädel und warf ihn zu Boden. Er prallte mit der Schulter gegen die Wand, und der Schmerz, den der Aufprall hervorrief, trieb ihn wieder in die Höhle. Lofty war flink gewesen.
Ron sah ihn, durch einen Schleier von Übelkeit und Schmerz, dicht vor sich, wie er mit vorgestreckten Armen und geballten Fäusten auf ihn zuraste. Blitzschnell wich er zur Seite. Lofty prallte gegen die zackige Höhlenwand und stieß einen wütenden Schrei aus.
Ron war immer noch zu langsam. Die geprellten Fäuste schienen Loftys Aktivität nicht zu beeinflussen. Er hob die Hände, faltete sie und hieb sie Ron von oben auf den Kopf. Im gleichen Augenblick hob er das Knie, und Ron, der unter dem Schlag vorwärts taumelte, bekam die Spitze mit aller Wucht in den Magen. Er ging zum zweitenmal zu Boden. Aber diesmal hatte seine Wut ein Stadium erreicht, in dem Schmerzen und Übelkeit nicht zählten. Im Nu war er wieder auf den Beinen und raste wie ein Rammbock auf Lofty zu. In ihm - irgendwo weit hinten -war eine Stimme, die ihm klarzumachen versuchte, daß das alles Unsinn sei. Daß er Lofty in Wirklichkeit gar nicht haßte und daß er gar keinen Grund hätte, ihn anzugreifen. Daß auch Lofty gar nichts gegen ihn hätte und daß sie sich beide wie entsetzliche Narren benähmen. Aber er
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