0108 - Das Eisgefängnis
bezeichnet!
Doktor Tod! Für einen Moment schloß ich die Augen. Erinnerungsfetzen tauchten auf. Ein Film, ein Turm, eine Party, Nadine Berger…
Dann er.
Doktor Tod!
Er hatte Nadine entführt. Ich war ihm gefolgt, hatte ihn gestellt, vom Turm geworfen und ihn mit einem silbernen Nagel vernichtet.
Für alle Zeiten?
Bis jetzt nahm ich das an, nun jedoch war ich mir nicht mehr sicher. Ein Toter kehrte zurück. Unwahrscheinlich, ein Pressegag, aber der Artikel war bei all seiner reißerischen Aufmachung noch so geschrieben, daß man dem Reporter durchaus glauben konnte.
Und den Namen Doktor Tod saugte man sich nicht nur aus den Fingern.
Es war auch eine Abbildung zu sehen. Der Reporter hatte wirklich die Nerven bewahrt, als er dieses Bild schoß, das konnte ich erkennen. Der Tote stand aufrecht im Unterteil seines Sargs, hatte die Faust gereckt und den Mund geöffnet.
Der Raster des Bildes war etwas groß. Trotzdem waren die flüchtenden Menschen gut zu erkennen. Für sie mußte es ein Schock gewesen sein.
Ich löste eine Hand von der Zeitung und tastete nach meiner rechten Wange.
Dort fühlte ich die Narbe.
Ein Andenken an Dr. Tod. Er hatte mir damals in Spanien ein Stück Haut aus dem Gesicht geschnitten und von mir einen Doppelgänger geformt. Nur mit Schaudern dachte ich an den Fall zurück.
Damals mußte ich meinen eigenen Doppelgänger töten.
Dr. Tod war also aufgetaucht. Aber was und vor allen Dingen wer steckte dahinter?
Da ich den ersten Schock überwunden hatte, begann ich nachzudenken. Ich wußte inzwischen mehr über das Dämonenreich und kannte auch zahlreiche ihrer Gesetze.
Wenn ein Dämon vernichtet wurde, ging seine Seele automatisch in das Reich des Spuks ein. Dort vegetierte sie dann für alle Zeiten und konnte nicht mehr zurückgeholt werden.
Aber die Dämonen bestraften auch selbst. Hatte jemand versagt und war dabei nicht umgekommen, so wurde er von Maddox, dem Dämonenrichter, verurteilt und anschließend getötet. Dann ging seine Seele ebenfalls in das Reich des Spuks ein.
Der Spuk hat bisher noch keine Seele wieder freigelassen.
Doch Ausnahmen bestätigen die Regel, und warum sollte er hier nicht eine Ausnahme gemacht haben?
Wenn er Dr. Tods Seele freigab, dann konnte sie auch in einen anderen Körper fliehen. Alter und neuer Gegner waren zwar dann nicht identisch, doch ich besaß einen Gegner, der all die grausamen Eigenschaften besaß, die auch Dr. Tod »auszeichneten«.
Ein simpler Trick, aber schlimm in seinen Folgen.
Dr. Tod existierte also!
Das Frühstück schmeckte mir überhaupt nicht mehr. Diese Nachricht am frühen Morgen war schwer zu verkraften.
Ich las den Bericht noch einmal genau durch und faltete die Zeitung zusammen. Daß ich nach Palermo fliegen mußte, stand für mich fest. Ich hätte sonst keine ruhige Minute mehr gehabt.
Es schellte.
Das Geräusch riß mich aus meinen Gedanken. Der Blick auf die Uhr zeigte mir, das der Zeitpunkt schon überschritten war, an dem ich mich mit Suko verabredet hatte.
Ich stand auf und öffnete.
Der Chinese lehnte am Türrahmen und schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. »Hast du dich verschlafen?«
»Nein.«
»Was ist los, John? Du ziehst ein Gesicht wie zehn Tage Regenwetter. Hat man dich geärgert?«
»Komm rein«, sagte ich nur und ging schon vor.
Suko folgte mir in die Küche. Dort lehnte er sich an den Herd und stellte wieder seine Fragen.
Ich deutete auf die Zeitung. »Lies erst mal.«
Der Chinese nahm das Blatt an sich und überflog die Zeilen. Als ich gegen Dr. Tod kämpfte, kannten wir uns noch nicht. Aber ich hatte Suko genug von diesem Verbrecher erzählt. So wußte er, daß Dr. Tod kein richtiger Dämon war, sondern ein Mensch mit ungeheuer viel dämonischen Eigenschaften. Er war jedoch so grausam, daß er die Dämonen manchmal noch übertraf.
Nach einer Weile ließ Suko die Zeitung sinken. »Stimmt das?« fragte er.
Ich hob die Schultern. »Du willst aber nach Palermo?«
»Natürlich.«
»Dann bist du auch davon überzeugt, daß dieser Solo Morasso und Dr. Tod identisch sind.«
»Das ist in der Tat der Fall.« Suko legte die Zeitung wieder weg.
»Hast du einen Verdacht, wie es über die Bühne gelaufen sein könnte?«
»Nein, das heißt ja.« Ich war schon durcheinander und berichtete Suko von meiner Vermutung.
»Dann kannst du gleich zwei Flugkarten bestellen«, meinte mein Partner, »denn dieser Typ interessiert mich schon lange. Und in Palermo war ich auch noch nicht.«
»Ein Spaziergang
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