011 - Das Transmitterinferno
ertappter Verräter mit dem Leben davongekommen zu sein. Man hätte ihn einfach verschwinden lassen, entweder direkt exekutiert oder in einer Straf-Arbeitskolonie auf dem Mars, der Venus oder den Asteroiden versauern lassen.
Irgend etwas stimmte hier doch nicht.
Wenn er es herausfinden wollte, musste er noch einmal mit Vallon reden. Er musste ihn dazu bringen, alles zu berichten.
Bernstein beschloss, Vallon aufzusuchen. Das konnte er, ohne behelligt zu werden, denn nach dem Anschlag würde Vallon erst einmal abwarten, wie Bernstein reagierte. Er rechnete wohl damit, dass der Reporter jetzt klein beigab und zahlte. Wenn nicht, würde die nächste Lektion drastischer ausfallen.
Bernstein war aber auch nicht gewillt, das Attentat einfach so hinzunehmen. Zwar war er nicht selbst zu Schaden gekommen, aber sein Gleiter war perforiert und die Versicherungen der anderen, ebenfalls von den Schüssen beschädigten Fahrzeuge hielten sich, da die polizeilichen Ermittlungen noch kein Ergebnis brachten, vorerst an Bernsteins Haftpflicht schadlos. Immerhin war er der Verursacher gewesen. Ohne ihn wäre es nicht zu den Beschädigungen gekommen.
»Ja, hätte ich mich beim ersten Schuss schon abknallen lassen sollen?«, hatte er den Versicherungsagenten wütend angeschrieen.
»Sie hätten sich keine schießwütigen Feinde zulegen sollen, Mister Bernstein.«
Bernstein hatte sich entschlossen, ab sofort etwas zur Änderung dieser Sachlage zu tun.
Wo er Vallon finden konnte, war ihm klar. Im Lucky Dream war der Dealer um diese Zeit meistens an Tisch sieben. Dort wickelte er seine Geschäfte ab, die ihm horrende Summen einbrachten. Vallon dachte geldlich in völlig anderen Dimensionen als der Reporter mit seinem kleinen Festgehalt. Zwanzigtausend waren für Pierre Vallon ein Taschengeld. Eine einzige Kiloladung Calonzon verschaffte ihm das zehn- bis zwanzigfache.
Bernstein überlegte kurz, dann schnallte er sich das Schulterhohlster mit dem Schocker um. Seinen offiziellen Antrag hatte man ihm nicht bewilligt, aber die Waffe, die er heimlich schon seit einiger Zeit besaß, konnte ihm niemand verwehren. Er durfte sich damit nur nicht erwischen lassen. Auch wenn Schocker ausgesprochen humane Waffen waren, war ihr Gebrauch nicht für jedermann erlaubt und unterlag einer strengen Kontrolle.
Bernstein hatte sich die Waffe vor Zeiten auf dem Schwarzmarkt besorgt, weil er sich in Heldenträumen erging und ein Held brauchte nun mal eine Waffe. An die andere Komponente, das Dutzend schöner Frauen, das dem Helden zu Füßen liegt, war schon wesentlich schwerer zu gelangen.
Aber Jerry Bernstein war nie ein Held geworden. Ihm fehlte einfach das Zeug dazu. Und nachdem er die Waffe einige Male versteckt getragen hatte und sich nichts ereignete, da war der Jugendtraum verstaubt und die Waffe in den Schrank gewandert.
Jetzt trug er sie wieder. Und er war bereit, sie auch einzusetzen, wenn es sein musste.
Ein Taxigleiter brachte ihn in die Unterstadt. Das Lucky Dream mit seinem anrüchigen Ruf befand sich im Slum-Bereich. Jerry Bernstein betrat das Lokal und sah sich um. Da saßen sie in den Nischen und an den kleinen Rundtischen, die Gescheiterten, die Abhängigen und die Leichenfledderer, die sich am Unglück der anderen bereicherten.
Hier hatte er vor langer Zeit Vallon kennen gelernt, den Mann, der auch einmal Tipps für heiße Reportagen gab, ohne dafür etwas zu verlangen.
Dass er wirklich nur einfach so zwanzigtausend Verrechnungseinheiten aus Jerry herauszupressen versuchte, konnte der Reporter sich nicht vorstellen.
Aber er wollte mehr wissen.
Er versuchte, Vallon an Tisch sieben zu finden. Aber der Dealer war nirgendwo zu sehen, auch an keinem anderen Platz. Bernstein presste die Lippen zusammen. War Vallon untergetaucht? Warum? Doch bestimmt nicht, weil er Bernsteins Rache fürchtete!
Es bestand natürlich auch die Möglichkeit, dass er das Lokal mied, nach der damaligen Razzia …
Nach der damaligen Razzia?
Was für eine Razzia? Was war denn das gewesen, das da fragmentarisch in Bernsteins Unterbewusstsein schlummerte, es aber nicht schaffte, an die Oberfläche zu gelangen?
Plötzlich spürte Bernstein heißen Atem in seinem Nacken. Er machte einen schnellen Schritt vorwärts und wirbelte herum.
»Warum so schreckhaft, mein Freund?«, fragte Vallon. »Ich war die ganze Zeit hinter dir. Hast du das nicht bemerkt?«
Bernstein schüttelte überrascht den Kopf.
»Keine Sorge«, sagte Vallon. »Ich will dich nicht umbringen.
Weitere Kostenlose Bücher