011 - Das Transmitterinferno
Schließlich möchte ich das Geld haben. Aber du hast es nicht bei dir.«
»Wie willst du das wissen?«
»Ich habe dich beobachten lassen. Interessanterweise habe ich dabei festgestellt, dass du auch noch von anderen Leuten beobachtet wirst. Nicht regelmäßig, aber immerhin … Ich glaube, es war ein Fehler, zu dir zu kommen. Ich hätte es anders arrangieren sollen.«
»Was soll das heißen?«, fragte Bernstein.
»Setzen wir uns doch«, sagte Vallon lächelnd und schritt an Bernstein vorüber zum Tisch sieben. Dann schüttelte er den Kopf, als Bernstein sich einer Eingebung folgend so setzen wollte, dass er die Tür im Auge hatte. »Nein, mein Freund, das ist mein Platz.«
»Warum hast du auf mich schießen lassen?«, fragte Bernstein.
»Du solltest mir klügere Fragen stellen. Zum Beispiel, warum ich das Geld von dir will. Weißt du es wirklich nicht? Du wolltest etwas an Flibo verkaufen. Ich half dir und du wolltest mich für meine Leistungen am Gewinn beteiligen. Mein Preis waren zwanzigtausend Einheiten.«
»Ich habe eine Gedächtnislücke«, sagte Bernstein. »Sie müssen mich erwischt haben. Offenbar war deine Hilfeleistung doch nicht ganz so gut«, fuhr er spöttisch fort. »Und da haben sie mir wohl das Gedächtnis gelöscht.«
»Man merkt, dass du Reporter bist, Jerry. Die kommen immer auf die haarsträubendsten Dinge. Glaubst du eigentlich selbst an diese Story? Ich nicht! Denn wenn sie dich geschnappt hätten, wärst du jetzt auf den Asteroiden.
Ich will dir etwas sagen, Jerry.«
Er beugte sich vor.
»Ich habe für dich eine Leistung erbracht und ich will dafür bezahlt werden. Du möchtest für deine Berichte ja auch Honorar, nicht wahr?«
»Aber zwanzigtausend …! Woher soll ich die nehmen?«
»Dein Problem«, sagte Vallon. Er hielt wie durch Zauberei eine Pistole in der Hand. Jerry fuhr zurück und wollte zum Schocker greifen.
Die Pistole knackte trocken. Die Schalldämpfung war hervorragend. Der Schuss war gerade noch am Nachbartisch zu hören.
Dafür ging im Eingangsbereich jemand blitzschnell in Deckung.
Jetzt erst begriff Jerry, dass nicht er selbst gemeint gewesen war. Aber er musste damit rechnen, von der Gegenwehr mit erfasst zu werden.
Vallon kippte die Tischplatte mit dem Knie. Der Tisch kam hoch und bildete eine schützende Barriere. Jerry vernahm das helle Singen eines Schockers, der sich gegen den Tisch entlud. Er ließ sich mit seinem Stuhl einfach nach hinten fallen.
Der Mann an der Tür schoss erneut.
Pierre Vallon war plötzlich verschwunden.
Dafür sprangen die Leute an den Nebentischen auf und brachten sich in Sicherheit. Jerry Bernstein sah den Mann von der Tür herankommen, drehte sich selbst in den Schatten und versuchte, unerkannt zu bleiben.
Jemand hastete an ihm vorbei.
Dann erst brandete Stimmengewirr auf.
Als Jerry Bernstein sich wieder erhob, zitterten ihm ein wenig die Knie. Er hatte den Mann nicht erkannt, den Vallon unter Beschuss genommen hatte, bevor er floh. Wer war hinter Vallon her?
Es wäre eine prachtvolle Story geworden, ein gefundenes Fressen für einen Reporter wie Jerry Bernstein.
Die Story hatte nur einen Haken: Die Hauptfigur war er selbst.
Und er tappte nach wie vor ihm Dunkeln, was nun geschehen würde.
*
Franco Sabaldi, 27 Jahre alt und aus Trento, Europa, stammend, arbeitete seit über fünf Jahren für Mechanics Inc. und erfreute sich bei seinen Einsätzen einer hohen Erfolgsquote. Der untersetzte, lebhafte Survival-Spezialist hatte sich ziemlich rasch als einer der zuverlässigsten Männer erwiesen, über die Clint Fisher verfügen konnte.
Sabaldi war eine auffällige Erscheinung. Schneeweiß war sein Haar, nicht minder weiß die Pupillen seiner Augen. Es gab ihm ein bizarres, zuweilen erschreckendes Aussehen. Sabaldi, dem man Kontakte zu einigen kriminellen Organisationen nachsagte, hatte aus Gründen, über die er nie sprach, schon in frühen Jahren Europa verlassen müssen. Wahrscheinlich stände er sonst längst in Flibo-Diensten und würde Mechanics-Agenten das Leben schwer machen.
Franco Sabaldi und Clint Fisher passten zusammen. In ihrem skrupellosen Vorgehen ergänzten sie sich prächtig. Der Gedanke, einen Verbrecher dingfest machen zu müssen, hatte ihn allerdings wenig begeistern können. Solche Angelegenheiten waren doch eigentlich Sache der Werkspolizei.
Aber Fisher war der Boss. Wenn Fisher eine Verhaftung anordnete, führte Sabaldi sie aus, ohne lange zu fragen. Er hatte sich Vallons Dossier
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