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0110 - Die Geistergrotte

0110 - Die Geistergrotte

Titel: 0110 - Die Geistergrotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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das Laub des Morgenbaums, wenn der Nordwind stürmte.
    Zygor wußte den Donnerschlag zu deuten: das erste der sieben Siegel war gesprengt worden!
    Mehrere Sekunden lang stand Zygor starr vor Entsetzen. Sein Hort war nicht länger die Heimstätte, in der er sich geborgen und sicher fühlen konnte. Thalad, der Verfluchte, war im Begriff, seinen Hort sturmreif zu machen.
    Der zweite Donnerschlag erschallte, lauter, dröhnender noch als der erste. Auch das nächste Siegel hatte den Kräften des Lichts nicht trotzen können.
    Zygor überwand die Lähmung seiner Glieder, erwachte zu neuer Aktivität. Gut, mochte sein Hort dem Ansturm auch zum Opfer fallen, verloren war er damit noch lange nicht. Es gab einen Fluchtweg, einen Fluchtweg, von dem Thalad nichts ahnte und auf dem er nicht folgen konnte. Zygor hatte eine gewisse Scheu, diesen Weg einzuschlagen. Wenige nur waren ihn gegangen, und niemand hatte jemals wieder von ihnen gehört. Aber Zygor wußte, daß er jetzt keine andere Wahl mehr hatte. Er mußte es wagen, mußte die »Weite Reise« antreten. Und Livana würde mit ihm gehen.
    Das dritte Siegel zersprang mit der Lautstärke eines Nordgewitters, und die Bambatür ächzte wie ein geschundener Lastgyrth.
    Der Magier zögerte nicht länger. Hastig wandte er der Tür den Rücken zu und eilte den Gang entlang, der ins Herz seines Horts führte.
    Fackelschein, der die mit magischen Symbolen bedeckten Wände, in geisterhaftes Licht tauchte, empfing ihn.
    Und auch Livana erwartete ihn. Bei seinem Anblick richtete sie sich auf dem Fellager auf - nur so weit natürlich, wie es die schmale Kette erlaubte, mit der er sie festgebunden hatte. Mit ihren großen Augen, die so blau waren wie das Meer von Nihlibor blitzte sie ihn an. Und zum ersten Mal, seit er sie in seine Gewalt gebracht hatte, sprach sie zu ihm.
    »Nun, böser Mann, ist die Stunde deiner Bestrafung gekommen?« fragte sie. Ein leichtes Lächeln kräuselte ihre vollen, gondiroten Lippen.
    Zygor lächelte zurück, hart und zum äußersten entschlossen.
    »Du freust dich zu früh, mein Vögelchen. Ja, man bedrängt mich und glaubt mich in der Falle. Aber dies ist ein Trugschluß. Wir beide, du und ich, werden jetzt eine kleine Reise antreten, eine Reise, von der es keine Wiederkehr gibt.«
    Die Augen Livanas verengten sich. »Eine Reise? Wohin…«
    Der Magier lächelte nur geheimnisvoll. Dann traf er seine Vorbereitungen.
    ***
    »Ihr wißt gar nicht, wie ich mich freue, euch wiederzusehen.«
    Der großgewachsene junge Mann mit dem blonden Haar strahlte über das ganze Gesicht, schlug Zamorra herzhaft auf die Schulter und umarmte Nicole Duval, als sei sie das erste Mädchen, das er in den letzten drei Jahren zu Gesicht bekommen habe.
    Professor Zamorra lächelte. Auch er freute sich über den Besuch seines Freundes. Bill Fleming war Kulturhistoriker und lebte in New York. Er hatte von der Sorbonne eine Einladung zu mehreren Gastvorlesungen erhalten und nutzte diese Gelegenheit natürlich sofort, um Zamorra und seine Freundin und Sekretärin zu treffen.
    Er war schon ein paar Tage früher gekommen, als es die Vorlesungen erforderten. So hatte er mehr Zeit, die er mit Zamorra und Nicole verbringen konnte. Und die beiden waren nun da, um ihn vom Flughafen Orly abzuholen.
    Bill trennte sich jetzt von Nicole. Seine Umarmung war so stürmisch gewesen, daß die rostfarbene Perücke des grazilen Mädchens nicht mehr ganz so saß, wie sie sollte.
    Zamorra, der sich immer köstlich über den Perückentrick seiner Freundin amüsierte, sah es und lachte auf.
    »Diesen Deckel solltest du öfter aufsetzen, meine Liebe«, sagte er mit leichter Ironie. »Er gibt dir ein richtig verwegenes Aussehen.«
    Hastig richtete Nicole ihr Reservehaar und zog einen Schmollmund.
    »Wie ist es, Bill«, fragte der Professor den Amerikaner. »Fahren wir gleich nach Château de Montagne?«
    Château de Montagne, ein altes Schloß im romantischen Loire-Tal, war der Wohnsitz Zamorras und Nicoles.
    Fleming wiegte den Kopf hin und her. »Etwas später, wenn es euch recht ist«, meinte er. »Das Bordessen war nicht unbedingt der Appetitlichkeit letzter Schluß. Und wenn man schon mal in Paris ist…«
    »… geht man ins Maxim«, vervollständigte Nicole. Wie der Professor und Bill war sie ein Feinschmecker. Und da sie zu den glücklichen Menschen gehörte, die keine Probleme mit der schlanken Linie hatten, nahm sie jede Gelegenheit war, ihrem Gaumen etwas Gutes zu gönnen.
    »Prächtige Idee«, sagte

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