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0110 - Zargos, der Dämon

0110 - Zargos, der Dämon

Titel: 0110 - Zargos, der Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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tiefer ein.
    Schon hoffte ich, der Wagen würde steckenbleiben, als die Reifen faßten. Aber jetzt war Endstation für den Amokfahrer.
    Meine Beretta krachte zweimal. Die Luft entwich zischend aus dem rechten Hinterreifen, der Wagen senkte sich, beschrieb eine nicht vorgesehene Kurve und rammte seitlich einen Baum. Der Motor röhrte noch einmal auf und erstarb.
    Beim Aufprall zersprang auch der zweite Scheinwerfer mit einem Knall. Es wurde so plötzlich dunkel, daß ich nur Umrisse erkennen konnte.
    Der weißhaarige Fahrgast saß noch im Fond des Wagens. Die Vordertür flog auf, und der Fahrer sprang ins Freie.
    Ich hob die Beretta. »Stop, keinen Schritt weiter!« befahl ich schneidend.
    Er hielt sich nicht daran. Mit einem Riesensatz stand er auf der wie eine Ziehharmonika zusammengeschobenen Kühlerhaube, flankte darüber hinweg und sprang mich an.
    Ich trat zur Seite und schlug kurz und trocken zu. Der Lauf der Beretta erwischte den Fahrer hinter dem rechten Ohr. Ein Schlag, der jeden Mann wie der Blitz fällen mußte.
    Trotzdem trat ich noch einen Schritt zurück. Ich wußte nicht, ob ich es mit einem Menschen zu tun hatte, oder ob ein Schwarzblütler aus dem Dämonenreich in diese harmlose Maske geschlüpft war.
    Aus den Augenwinkeln sah ich zu dem Taxi hinüber. Der Weißhaarige saß unverändert auf den Rücksitzen. Hätte er nicht den Kopf zu mir gewandt, hätte ich geglaubt, daß es eine festgeschnallte Puppe war.
    Mein Schlag wirkte. Der Fahrer blieb mit ausgebreiteten Armen im Gras liegen.
    Ich atmete tief durch, trat an das Taxi und zog die hintere Tür auf.
    »Aussteigen, Mister«, befahl ich und bückte mich.
    Und fuhr erschrocken zurück.
    Der Wagen war leer. Da war niemand, weder Mensch noch Puppe!
    Aber ich hatte mich nicht getäuscht! Das war keine Einbildung von mir gewesen. Der Weißhaarige hatte sich in Luft aufgelöst.
    Im nächsten Moment hörte ich aus den Baumkronen höhnisches Gelächter, daß mir ein kalter Schauer über den Rücken lief. Ich fuhr zurück, riß die Beretta über meinen Kopf und drehte mich hastig im Kreis.
    »Feigling!« schrie ich meinem unsichtbaren Gegner zu. »Zu feige, um sich zu zeigen!«
    Diesmal blieb es still. Dafür antwortete mir ein anderer, und zwar der Taxifahrer.
    Mein Hieb mit der Pistole hatte ihn zwar zu Boden geworfen, aber ansonsten reagierte er nicht wie ein normaler Mensch. Der wäre nämlich mindestens für zwanzig Minuten weggetreten gewesen. Ich hatte mir schon überlegt, ob ich über das Funkgerät im Taxi einen Krankenwagen für den Fahrer anfordern konnte oder ob es bei dem Aufprall zerstört worden war.
    Doch nun stand mir der Mann gegenüber, vier Schritte Entfernung. In dem trüben, vom Widerschein der Londoner Lichter stammenden Schimmer sah ich seine unnatürlich weit aufgerissenen Augen, seinen in einem wölfischen Grinsen verzerrten Mund.
    Und ich sah den schweren Revolver in seiner Hand.
    Der Lauf der Waffe war auf mich gerichtet, die schwarze Mündung glotzte mich wie ein böses Auge an.
    Die Waffe zitterte nicht in der Hand des Killers, und er selbst wankte und schwankte nicht.
    Höllische Mächte halfen ihm, die Wirkungen des Niederschlags zu überwinden.
    Er stieß ein heiseres Lachen aus. »Jetzt bist du dran, Sinclair!« knurrte er gehässig. »Jetzt schicke ich dich in die Hölle!«
    Sein Revolver zeigte auf mich, meine Beretta war auf den Boden gerichtet. Die Kugel des Mörders konnte mich gar nicht verfehlen.
    Er hob seine Waffe noch ein Stück an.
    Da wußte ich, daß er schießen würde…
    ***
    George Cunning war ein gewissenhafter Polizist, der sich nie beklagte.
    In dieser Nacht verwünschte er jedoch seinen Dienst.
    Ein Pech auch, daß sich einer seiner Kollegen auf dem Streifengang den Arm gebrochen hatte. Da das Revier durch Krankheitsfälle sehr geschwächt war, hatten sie ihn angerufen und außer der Reihe zum Dienst eingeteilt.
    Die kennen meine Lisa nicht, dachte George stolz und lächelte vor sich hin, während er gleichmäßig einen Fuß vor den anderen setzte.
    Niemand, der Lisa wirklich kennt, könnte mich nachts von ihr wegholen. Kein Mensch wäre so herzlos.
    Was für eine Frau! Wenn er an Lisa dachte, vergaß er die feuchte Kälte, die durch seinen dicken Uniformmantel kroch und ihn frieren ließ. Der Constable war wie ein Schuljunge bis über beide Ohren in seine Frau verliebt! Daß ausgerechnet er solches Glück hatte! Eine Schönheit wie Lisa konnte doch an jedem Finger zehn Kerle haben.
    Aber sie liebte

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