0110 - Zargos, der Dämon
prallte donnernd gegen die Metallklappe, teilte sich und spritzte nach allen Seiten. In Sekundenschnelle wurde ich bis auf die Haut durchnäßt.
Ich wagte nicht, den Griff zu berühren. Vor wenigen Momenten hatte er noch geglüht. Ich schlug mit der Beretta so lange dagegen, bis die Verriegelung aufsprang.
Ein Schwall brüllend heißer Luft schlug mir entgegen. Und dann sah ich Suko…
Er lag reglos auf seinem Lederanzug! Kein Lebenszeichen!
Ich sprang in den Container! Himmel, was für eine Hitze! Obwohl meine Kleider durchnäßt waren, brach mir sofort der Schweiß aus.
Ohne zu zögern packte ich Suko, wuchtete ihn mir auf die Schultern und rannte mit ihm ins Freie. Die Feuerwehrmänner lenkten den Wasserstrahl zur Seite, damit Suko keinen Schock erlitt.
Ich sah die Ärzte und Sanitäter, lief mit meiner Last auf den Krankenwagen zu und legte Suko mit Hilfe der Sanitäter auf die bereitstehende Bahre.
Tief aufatmend wankte ich ein paar Schritte zur Seite und blieb stehen, starrte angespannt auf Sukos schweißglänzendes Gesicht und den Arzt, der fieberhaft arbeitete.
Sie gaben Suko mehrere Injektionen, beatmeten ihn und schlossen ihn an einen Tropfer an. Verzweifelt starrte ich auf die mir fremden Geräte, auf die Anzeigeskalen und die Warnanlagen und fühlte eine Hand an meinem Arm.
Jane!
Sie trat zu mir und klammerte sich an mich. Gemeinsam warteten wir.
Die Minuten dehnten sich für uns zu Ewigkeiten.
»Mein Gott«, flüsterte Jane, als Suko noch immer kein Lebenszeichen von sich gab.
Hinter uns dröhnten die schweren Motoren der Feuerwehr, zischten die Wasserstrahlen und prasselten die erlöschenden Flammen. Trotzdem kam es mir so vor, als befänden wir uns in einem luftleeren, geräuschlosen Raum, völlig isoliert.
Wenn sich der Arzt aufrichtete, sah ich für Momente Sukos Gesicht.
Es wirkte wie aus Wachs geformt.
Ich konnte mich nicht über den Triumph über die Hölle und Zargos freuen. Shao fiel mir ein, dann Bill und Sheila Conolly. Blitzschnell erinnerte ich mich an die Fälle, die ich gemeinsam mit Suko gelöst hatte. Wie oft hatte er mir das Leben gerettet?
Ich konnte es nicht mehr zählen.
Ich merkte erst, daß ich mir die Unterlippe blutig gebissen hatte, als es warm über mein Kinn lief. Achtlos wischte ich das Blut mit dem Hemdärmel weg.
Wie lange noch…?
Endlich richtete sich der Arzt auf, sah zu uns herüber und nickte.
Jane und ich traten langsam näher. Ich wagte kaum, mich über die Bahre im Krankenwagen zu beugen.
Sukos Augen standen unnatürlich weit offen.
Aber er blickte uns an, und als er uns erkannte, lächelte er schwach.
»Es wird schon wieder«, sagte ich mit belegter Stimme und grinste aufmunternd. »Kopf hoch!«
Suko wollte etwas sagen, aber dazu war er noch zu schwach.
Drei Stunden später aber, als wir ihn, zusammen mit Shao, Bill und Sheila besuchten, konnte er uns schon erzählen, wie er in den Container geraten war.
»Ich verstehe gar nicht, warum ihr so ein Theater macht«, meinte er abschließend. »Andere zahlen in Schönheitsfarmen eine Unmenge Geld dafür, daß sie einmal richtig schwitzen können. Ich habe es gratis bekommen!«
Wir lachten befreit, aber in Shaos Augen stand noch das stumme Entsetzen. Ich gab den anderen ein Zeichen, und wir verließen das Krankenzimmer. Die beiden wollten jetzt sicher erst mal allein sein.
ENDE
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