0113 - Armaras Rückkehr
und Schrecken verbreiten als je zuvor!«
***
Es kommt nicht oft vor, daß ich mit Jane Collins nicht einer Meinung bin, denn wir sind beide anpassungsfähig und tolerant genug, um Meinungsverschiedenheiten auszuräumen, bevor sie für uns noch zum Ärgernis werden.
Doch hin und wieder passiert es doch, daß wir uns nicht einigen können, und dann versucht einer den anderen mit seinen Argumenten niederzuringen.
»Ich bin dagegen!« sagte ich mit Bestimmtheit.
»Und aus welchem Grund?« fragte mich meine Freundin.
»Weil es zu gefährlich ist. Suko! Sag doch auch mal etwas!«
Der hünenhafte Chinese hob die breiten Schultern und lächelte diplomatisch. »Ich halte mich aus euren Zwistigkeiten lieber raus, sonst tut ihr euch am Ende zusammen und fällt gemeinsam über mich her.«
»Es geht um Janes Sicherheit! Vielleicht sogar um ihr Leben!« ereiferte ich mich. »Da kannst du dich doch nicht neutral verhalten.«
»Jane ist ein cleveres Mädchen, das verdammt gut auf sich aufpassen kann, John. Vergiß das nicht.«
»Sie hat ihre Grenzen!«
»Die haben wir alle«, behauptete Suko.
»Du bist mir ein schöner Freund. Ich habe mir mehr Unterstützung von dir erwartet.«
Suko grinste. »Ich bin nicht nur dein Freund, sondern auch ihrer. Wenn ich mich auf deine Seite stelle, wende ich mich automatisch gegen Jane. Das kannst du von mir nicht verlangen.«
»Dann frage ich mich, was dich bewogen hat, mit herzukommen!«
»Du hast mich gebeten, dich zu begleiten, John. Schon verschwitzt?«
»Er hat dich mit einem Hintergedanken hierhergebracht, Suko«, schaltete sich nun wieder Jane ein.
»Okay, das gebe ich zu«, sagte ich. »Ich hoffte, er würde mir helfen, dich zur Vernunft zu bringen. Ich konnte nicht wissen, daß er mir in den Rücken fällt, sonst hätte ich ihn zu Hause bei Shao gelassen.«
Wir befanden uns in Janes Wohnung. Sie hatte mir telefonisch mitgeteilt, daß sie die Absicht habe, sich nach Algerien zu begeben.
Auf Verbrecherjagd!
Grund genug für mich, mir Suko unter den Arm zu klemmen, unverzüglich zu ihr zu fahren und ihr davon abzuraten.
Aber diesmal war sie meinen Argumenten – mochten sie noch so gut sein – nicht zugänglich.
Die blonde Detektivin trug ein senffarbenes Kleid mit weißen Längsstreifen. Es zeichnete vorteilhaft die Linien ihrer makellosen Figur nach.
»John«, sagte sie, als wollte sie mich beschwören. »Bitte setz dich, und laß uns vernünftig über die Sache reden.«
»Ich habe noch kein unvernünftiges Wort verloren!« brummte ich und ließ mich in einen der Sessel fallen. Auch Suko setzte sich. Der große Sessel war für den Koloß beinahe zu klein. Suko sah aus wie ein Sumoringer. Daß er dennoch ungemein wendig sein konnte, sah ihm niemand an.
»Sieh mal«, sagte Jane, »ich habe einen Fall übernommen. Dennis Feldon, der Konservenmillionär, hat mich engagiert…«
»Ich weiß, wer Feldon ist« sagte ich. »Jedermann in England weiß es.«
»Und jedermann in England weiß auch, was mit seiner Tochter passiert ist«, sagte Jane Collins. »Die Sache hat eine Menge Staub aufgewirbelt. Tagelang befaßten sich die Medien mit nichts anderem. Dennis Feldons Tochter war noch fast ein Kind. Sie war erst sechzehn und noch nicht einmal richtig entwickelt. Es ist schlimm, sein Kind auf eine so tragische Weise zu verlieren. Ich habe Dennis Feldon versprochen, ihm zu helfen. Soll ich jetzt wortbrüchig werden? Verlangst du das wirklich von mir, John?«
»Gib mir bitte etwas zu trinken.«
»Was möchtest du haben?«
»Scotch«, sagte ich, und während sich Jane zur Hausbar begab, fragte ich mich, ob ich das Recht hatte, von ihr zu verlangen, daß sie ihr Wort brach.
Dennis Feldons Tochter hatte nach dem Genuß mehrerer Marihuanazigaretten den Tod gefunden. Sie hatte das Gefühl für Gefahren in ihrem Drogenrausch völlig verloren und war von einem Balkon gefallen, der sich im achten Stock eines Londoner Hochhauses befand.
Jane brachte mir meinen Scotch. Ich trank.
»Wie du weißt, ist Dennis Feldons Tochter nicht das einzige Mädchen, das dem tückischen Rauschgift zum Opfer fiel, John«, sagte die hübsche Detektivin.
»Außer ihr verloren noch fünf weitere Mädchen in den ersten vier Monaten dieses Jahres ihr Leben«, erwiderte ich. Ich kannte die Berichte, obwohl sie mich eigentlich nichts angingen, denn ich gehörte einer Abteilung im Yard an, die sich mit übersinnlichen Fällen befaßte. Und Kinder, die an einer Droge sterben, fallen in den
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