Snowbound - Atemloses Verlangen
1
»Was soll das heißen, du sagst ab?«
Robyn Montgomery kochte innerlich, während sie sich die lahmen Ausflüchte ihres Ex-Freunds anhörte, der sich gerade aus der einzigen Verpflichtung herausredete, um die sie ihn jemals gebeten hatte. Die Tatsache, dass er ihr Boss war, machte die Sache nur noch schlimmer.
Wutentbrannt umklammerte sie den Telefonhörer – er hätte sich wirklich die Mühe machen können, es ihr persönlich zu sagen, als er morgens im Radiosender vorbeigeschaut hatte. Stattdessen rief er sie von einer vom Sender organisierten Werbeveranstaltung für eine Nachwuchs-Rockband an. Andererseits war Damon noch nie jemand gewesen, der sich einem Problem persönlich gestellt hätte.
»Verdammt noch mal, Damon.« Sie senkte die Stimme, damit Lisa, die Sekretärin, die auf der gegenüberliegenden Flurseite arbeitete, sie nicht hören konnte. »Hier geht es um mehr als um deinen Skiurlaub und mein Highschool-Klassentreffen. Du enttäuscht damit eine ganze Menge Leute. Und die meisten davon sind Kinder.«
»Ja, na ja, also, das ist so«, begann er und ließ sich über die Verantwortung aus, die er als das Gesicht von Chicagos beliebtestem Radio- und Fernsehsender tragen würde, darüber, dass er der Hauptaktionär des international operierenden Unternehmens sei, dem der Sender gehörte, und dass man von ihm erwarten würde, dass er sich bei bestimmten öffentlichen Veranstaltung zeigte, und darüber, dass … nun ja, sie wusste nicht, was er sonst noch sagte. Sie hatte aufgehört, ihm zuzuhören.
Schließlich gingen ihm die Ausreden aus, und Robyn ergriff hastig das Wort, bevor er sich weitere einfallen lassen konnte. »Ich weiß, wie wichtig das alles für dich ist, aber diese Sache ist wichtig für
mich
. Bitte tu mir das nicht an.« Er antwortete nicht, sondern lachte laut mit jemandem zusammen, der offenbar neben ihm stand. Wie schön, dass ihn die Tatsache, dass er ihr Leben zerstörte, nicht daran hinderte, Spaß zu haben. »Damon? Hast du gehört, was ich gesagt habe?«
»Na klar. Hör mal, das ist für alle das Beste. Diese ganze Sache mit der Auktion ist einfach nicht mein Ding. Wir sehen uns, wenn du zurückkommst. Ich wünsche dir eine gute Reise.«
Sie spürte förmlich, wie ihre Blutdruckwerte in den Himmel schossen, und musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht laut loszuschreien. »Du hast dich verändert, Damon. Und zwar nicht zu deinem Vorteil.« Mit zitternder Hand knallte sie den Hörer auf die Gabel. Verdammt, sie hatte wirklich ein Riesenproblem.
»Robyn?« Lisa steckte ihren Blondschopf mit den lilafarbenen Strähnchen durch die Türöffnung. »Möchtest du, dass ich dich jetzt telefonisch mit Mr. Hardy verbinde?«
»Darum kümmere ich mich später. An einem Samstag ist er wahrscheinlich ohnehin nicht im Haus.« Robyn und Lisa hätten eigentlich auch nicht arbeiten sollen, aber da nur ein Tag nach Robyns Rückkehr eine Doppel-Werbeveranstaltung für Radio- und Fernsehsender stattfand, mussten sie Überstunden machen.
Lisa runzelte die Stirn. »Aber Damon hat gesagt, dass ich dafür sorgen soll, dass du-«
»Damon kann warten«, schnauzte Robyn, die immer noch sauer war und außerdem gegen die wachsende Panik ankämpfte. Aber fairerweise musste man sagen, dass nichts davon Lisas Schuld war, deshalb atmete Robyn tief durch, um sich zu beruhigen – was allerdings kaum half. »Es tut mir leid. Ich habe ihm versprochen, ihm das Interview mit dem
Rolling Stone
zu besorgen, und ich werde mein Versprechen halten.«
Aber sie würde sich alle Zeit der Welt dafür lassen. Nach dem, was er ihr angetan hatte, verdiente er es nicht, dass sie sich ein Bein für ihn ausriss. Und was bildete er sich überhaupt ein, seine Sekretärin anzuweisen, sie zu kontrollieren? Schließlich war sie die leitende Musikredakteurin des Senders.
Sie
war diejenige, die entschied, welche Titel gespielt wurden und welche nicht.
Sie
kümmerte sich um die Musikdatenbank und das Werbematerial. Nur drei Personen standen in der Hierarchie über ihr. Aber natürlich war Damon eine von ihnen.
»In Ordnung.« Lisa zuckte mit den Schultern. »Ich gehe jetzt Mittag essen. Möchtest du auch was?«
»Nein, danke. Ich bin nicht hungrig.« Die Untertreibung des Jahres. Seit ein paar Wochen spielten ihre Nerven verrückt, und Damons neuester Stunt war nur die Glasur für die Torte, auf die sie ohnehin keine Lust hatte.
Lisa klopfte sich demonstrativ auf den Bauch. »Mir geht’s genauso. Ich habe unterwegs zu viele
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