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0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong

0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong

Titel: 0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schwarzer Tee aus Hongkong
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irgendeinem Hinterhof ablegte. Als sie morgens gefunden wurden, waren sie jedenfalls tot.«
    Ich drückte meine Zigarette aus und steckte mir sofort eine neue an. Ein Reporter hatte mich vor Monaten einmal gefragt, ob es »Spaß mache«, G-man zu sein, Beamter der Bundeskriminalpolizei der Vereinigten Staaten von Nordamerika. Ich habe damals nur nachdenklich auf das Abzeichen geblickt. »FBI — Federal Bureau of Investigation« steht darauf. Und noch etwas: »Fedelity — Bravery — Integrity«: Treue, Tapferkeit, Unbestechlichkeit.
    Für diese drei Wörter sind einige hundert Kollegen schon in den Tod gegangen. Aber diese drei Wörter haben auch tausend- und tausendmal Erlösung gebracht für Terrorisierte, für Ausgebeutete, Geschundene, Erpreßte. Wir vom FBI haben häufiger als sich an beiden Händen abzählen läßt, in Not und Gefahr gestanden, um das Gesetz und die Ordnung aufrecht zu erhalten. Das ist kein Beruf, der »Spaß« macht.
    Natürlich gibt es auch bei uns den Alltag, die Routine, das gewöhnliche Treiben. Wir stehen ebenso oft wie andere Kriminalbeamte Nacht für Nacht in einer Einfahrt und warten gähnend auf einen Mann, der niemals kommt, weil er längst gewarnt wurde. Auch wir sitzen manchmal tagelang über den notwendigen Akten und führen Papierkrieg. Oder wir rennen eine Woche lang in sechs verschiedenen Masken einem Mann nach, den man für einen Verbrecher hält, bis sich herausstellt, daß die ganze Mühe umsonst war, weil der Mann seine Unschuld einwandfrei beweisen kann, wozu er nach dem Gesetz nicht einmal verpflichtet wäre.
    Nur eines gibt es beim FBI im Gegensatz zu jeder anderen Kriminalpolizei der Welt nicht: die unendliche Arbeit mit den »kleinen Fischen«. Dafür sind bei uns die Einrichtungen der Stadtpolizei oder die Staatspolizei-Einheiten der achtundvierzig Bundesstaaten zuständig. Das FBI kümmert sich nur um wenige und ausgefallene Kapitalverbrechen: Falschgeld, Rauschgift, Kindesentführung — um nur die wichtigsten zu nennen. Bei uns geht es im Endeffekt immer um die ganz großen Brocken.
    Ab und zu gibt es dann einmal den Tag, der wochen- oder monatelange, alltägliche, routinemäßige Ermittlungsarbeit abschließen soll. Den Tag, der der Arbeit von vielleicht zwei Dutzend geduldiger G-men die Krone aufsetzen soll. Und an diesem Tag geht es meistens auf Leben und Tod.
    Ein solcher Tag war heute. Phil spürte es sicher genauso wie ich'. Diese Spannung, die einem durch die Adern pulst, sich im Herzschlag bemerkbar macht und in einer ganz leichten Nervosität der Hände. Man kann zwanzig Jahre G-man sein, an einem solchen Tag weiß man, daß man nicht unsterblich ist…
    Der Chef riß sich gewaltsam aus seinen Gedanken, die sicher bei den ermordeten Mädchen gewesen waren.
    »Hm!« räusperte er sich. »Fahren Sie bitte fort, Jerry. Ich hoffe, daß sich heute abend und bei den Verhören in den folgenden Tagen noch manches herausstellen wird, was geeignet wäre, Licht in das dunkle Schicksal dieser Mädchen zu bringen. Fahren Sie bitte fort.«
    »Außer den eben angeführten Leuten kommen noch hinzu: zwei Lastwagenfahrer, die täglich die notwendigen Nahrungsmittel und Getränke für das Speiselokal heranfahren und abladen. Ferner gibt es zwei Pförtner, einen Ausrufer und drei alte Männer, die den ganzen Tag über nichts anderes zu tun haben, als die große Bude sauber zu halten und noch etwa zehn Typen, die man getrost als Schläger bezeichnen kann. Dabei möchte ich hinzufügen, daß die letzte Zahl wieder nur eine Schätzung ist. Es war nicht möglich, die genaue Stärke dieser Schlägergruppe zu ermitteln.«
    »Das sind knapp über sechzig Leute«, sagte der Chef. »Ich bin wirklich überrascht.«
    »Dazu kämen noch der Besitzer und sein Geschäftsführer, vielleicht sogar noch ein paar Leute, die uns wegen unwichtiger Aufgaben nicht aufgefallen sind.«
    »Wir müssen also im ganzen mit siebzig rechnen«, stellte Mister High fest.
    »No, Chef«, widersprach ich. »Wir können ruhig mit hundert und mehr rechnen.«
    »Wieso?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Besteht nicht die Möglichkeit, daß die regelmäßigen Kunden der Opiumhöhle ebenso Widerstand leisten werden wie die Angestellten, die an diesem verdammt dreckigen Geschäft verdienen?«
    Mister High nickte ernst.
    »Doch, ja. Diese Möglichkeit muß man wohl vorsichtshalber einkalkulieren. Das ist eine unglaublich große Zahl. Ich gebe ehrlich zu, daß ich — ohne bestimmten Grund allerdings — etwa mit

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