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0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong

0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong

Titel: 0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schwarzer Tee aus Hongkong
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Behandlung genommen worden, gegen die mittelalterliche Folterungen lächerliche Liebkosungen gewesen wären. China versteht sich auf Grausamkeiten wie vielleicht kein anderes Land der Erde. Aber er wollte ja keine willenlose Sklavin besitzen. Er wollte ein Mädchen, daß ihn liebte. Und gerade Li Yu Tang sollte das sein. Aber was sollte er noch tun, um sie zu gewinnen?
    »Li Yu Tang«, fuhr er bittend fort, »ich habe dir die schönsten Kleider gekauft —«
    »Die unberührt im Schrank hängen«, ergänzte das Mädchen trocken. »Du weißt wohl, daß ich sie noch nie getragen habe.«
    »Ich habe dir kostbaren Schmuck geschenkt —«
    »Der unberührt in einer Schatulle liegt.«
    »Ich zahle dir das höchste Gehalt, das ich je einem Mädchen gezahlt habe!«
    »Dafür leiste ich dir Dienste wie diese da!« Li Yu Tang schlug auf die Steuerformulare und Bücher. »Das hat dir noch kein Mädchen leisten können. Du sparst den weißen Steuerberater, und der wäre teurer als ich.«
    Seufzend gab sich Fen Sa Chu geschlagen. Das Traurige an der ganzen Sache war, daß Sich der große Verstand dieses Mädchens auch immer offenbarte, wenn er mit ihr argumentierte. Kluge Frauen sind ja sehr reizvoll, vor allem, wenn sie so schön sind wie Li Yu Tang, dachte der Chinese, aber sie können einem auch manchmal das Leben schwer machen.
    Plötzlich besann er sich und machte eine energische Handbewegung.
    »Das kannst du morgen weitermachen!« rief er ihr zu. »Bring mir jetzt diese beiden Briefe weg!«
    Er griff in einen der weiten Ärmel seines chinesischen Gewandes und brachte zwei Umschläge hervor.
    Li Yu Tang erhob sich gehorsam, nahm die beiden Briefe und verließ leichtfüßig das Haus. Schnell ging sie durch die Straßen, unauffällig sah sie sich manchmal um. Ein spöttisches Lächeln huschte über ihre Züge, als sie merkte, daß ihr Chef sie verfoigen ließ.
    Was ist er doch für ein Dummkopf, dachte das Mädchen. Jedesmal ließ er mich verfolgen, und immer habe ich die beiden Narren abgeschüttelt. Trotzdem probiert er es stets von neuem.
    Sie verlangsamte ihren Schritt ein wenig und besah sich hier und da ein Schaufenster. Als sie an die Eingangsfront eines Kaufhauses geriet, sah sie sich schnell noch einmal um.
    Ihre beiden Verfolger hatten ihre Fährte noch nicht verloren. Lächelnd huschte Li Yu Tang in das Kaufhaus.
    Gleich hinter der Tür ließ sie wie versehentlich ihre Briefe fallen. Sie bückte sich, ergriff die Umschläge und war flink wie ein Wiesel hinter einen Kinderwagen gehuscht, den eine einkaufende Mutter hier am Eingang abgestellt hatte.
    Sie machte sich so klein, daß sie hinter dem Kinderwagen völlig verschwand. Ihre beiden Verfolgen tauchten auf und reckten die Hälse, um Li Yu Tang in der Menschenmenge ausfindig zu machen, die durch die Gänge zwischen den Verkaufsständen strömte.
    Es dauerte nicht lange, da waren die Verfolger im Innern des Kaufhauses verschwunden. Li Yu Tang verließ ihr Versteck und war in einer Sekunde bereits wieder auf der Straße, wo sie zufrieden und schnell ihren Weg fortsetzte.
    Am nächsten Postamt gab sie den ersten Brief auf. Sie kannte die Anschrift längst auswendig:
    522, West Bay Road, Chin-Tse, Chinese Export Company Ltd., Hongkong.
    Danach verließ sie das Postamt wieder, ohne den zweiten Brief aufgegeben zu haben. Sie suchte ein kleines, in der Nähe gelegenes Café auf und bestellte sich eine Portion Obstkuchen und Kaffee. Nachdem sie eine Weile gesessen hatte, ging sie zu den Toiletten.
    Sie riegelte sich ein und klappte ihr Handtäschchen auf. Seit genau einem Monat hatte sie auf diesen Tag gewartet. Sie nahm den zweiten Brief heraus.
    Die Anschrift war kurz:
    »Postlagernd 2 W 17 XC 836-22.«
    Li Yu Tang lächelte. O ja, diese Chiffre war nicht leicht zu behalten, aber für ein Gedächtnis wie das ihre bedeutete das keine unüberwindbare Schwierigkeit. Als sie den letzten Brief dieser Art vor einem Monat zur Post brachte, hatte sie sich unterwegs die Chiffre eingeprägt. Dann hatte sie mit der gleichen Schreibmaschine heimlich einen neuen Umschlag mit dieser Chiffre beschriftet. Diesen neuen Umschlag trug sie bei sich.
    Sie riß den Brief auf.
    Ein Scheck fiel ihr in die Hände. Er lautete auf die beachtliche Summe von vierzehntausend Dollar. Ein Begleitschreiben gab es nicht. Die Rubrik »Empfänger« war nicht ausgefüllt. Barschecks werden ja prinzipiell an jeden ausgezahlt, der sie einreicht.
    Li Yu Tang lächelte zufrieden. Kannte sie jetzt auch immer

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