Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong

0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong

Titel: 0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schwarzer Tee aus Hongkong
Vom Netzwerk:
Sergeant, er habe Li Yu Tang im Hafen gesehen. Man unternahm so etwas wie eine Razzia. Aber alles war umsonst.
    Zu dieser Zeit war Li Yu Tang bereits an Bord der »California« als blinder Passagier unterwegs nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika.
    ***
    Ich beugte mich vor und steckte mir eine Zigarette an.
    »Zunächst etwas über die Bande selbst«, begann ich meinen Bericht. »Es gehören mindestens dreißig Männer zu der Bande.«
    »Wieso?«
    Der Chef hatte überrascht gefragt. Ich wußte selbst, daß es eine große Zahl war für eine einzige Opiumhöhle, aber meine Nachforschungen hatten das nun einmal ergeben.
    »Im Hause befinden sich insgesamt etwa sechzig Bedienstete«, sagte ich. »Wenn man die Größe der Bude in Betracht zieht, ist das nicht übermäßig viel. Ich habe mir eine Liste gemacht.«
    Ich griff in meine Brieftasche und holte das Verzeichnis hervor, das ich mir angefertigt hatte.
    »Sechs Männer und zwei Frauen arbeiten in der Küche«, begann ich vorzulesen. »Es könnte sein, obgleich das unwahrscheinlich ist, daß diese acht Leute nichts von der Opiumhöhle wissen, da sie des guten Glaubens sind, es wäre tatsächlich ein Speiselokal und sonst nichts.«
    »Wie Sie selbst sagten. Jerry: Unwahrscheinlich«, bestätigte der Chef.
    »Dazu kommen neun Kellner. Diese Burschen leisten, wie Phil ja schon aussagte, Dienste als Lockvögel. Die müssen also Bescheid wissen.«
    »a, das ist klar.«
    »Weitere acht Männer erfüllen Nebenaufgaben, zum Beispiel die Verwaltung des Weinkellers, des Rauchwarenstandes und ähnliches. Die können natürlich Bescheid wissen, brauchen es aber nicht.«
    »Das sind bis jetzt dreiundzwanzig Männer und zwei Frauen«, sagte Mister High.
    Ich nickte und sagte:
    »Dazu kommen die zwanzig Mädchen, die die von Phil ja erwähnten Aufgaben auszuführen haben.«
    Mister High fuhr auf:
    »Zwanzig?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Die Zahl ist nur geschätzt, Chef. Aber ich gebe Ihnen mein Wort, daß es eher zwei mehr als eine weniger sind.« Mister High atmete schwer.
    »Das ist ja unglaublich«, sagte er leise. »Zwanzig junge Mädchen für so etwas! Mich wundert nur, daß noch nicht eines in ihrer Verzweiflung den Weg zur Polizei gefunden hat!«
    Ich machte eine knappe Handbewegung.
    »Wer sagt denn das? Ich habe mir mal eine kleine Mühe gemacht und vom Archiv der Stadtpolizei eine kleine Aufstellung verlangt. Die sieht so aus, Chef: Meine Frage lautete: Wieviel chinesische Mädchen zwischen zwölf und fünfundzwanzig Jahren sind in New York im letzten Jahr ermordet worden oder haben durch Selbstmord ihr Leben geendet?«
    Phil und Mister High sahen gespannt zu mir herüber.
    »Und?« fragte der Chef leise. »Wie lautete die Antwort, die Sie vom Archiv bekamen?«
    Einen Augenblick lang hing ein beklommenes Schweigen in der Luft. Dann sagte ich kühl und hart: »Vierzehn.«
    »Vierzehn?« wiederholte der Chef aufgebracht. »Sie wollen mir doch nicht erzählen, Jerry, daß innerhalb eines Jahres in New York vierzehn chinesische Mädchen ermordet werden, ohne daß man ihrer Mörder habhaft wird?«
    »Augenblick, Chef«, wandte ich ein. »Nur bei dreien von diesen vierzehn steht fest, daß sie ermordet wurden. Aber es war unmöglich, auch nur die Tatzeit einigermaßen genau festzustellen, denn als man ihre Leichen fand, hatten sie schon zwei bis vier Monate im Wasser gelegen. Man konnte sie nicht einmal identifizieren, denn sie trugen auch keine Kleidungsstücke, die einen Hinweis hätten geben können.«
    »Und wie steht es mit den anderen elf?« fragte der Chef.
    »Zwei davon starben bestimmt durch Selbstmord. Diese beiden Fälle sind restlos geklärt. Die anderen neun sind — amtlich gesehen — offen. Es kann ' sein, daß es Selbstmorde waren, es kann auch anders gewesen sein.«
    »Wie sind diese Mädchen umgekommen?«
    »Durch eine Überdosis an Schlaftabletten.«
    »Alle neun?«
    »Alle neun. Das ist für die Statistik nicht ungewöhnlich. Schlaftabletten werden von vielen Selbstmördern bevorzugt, weil sie einen schmerzlosen Tod garantieren.«
    »Aber es kann auch anders gewesen sein?«
    Ich stand auf und sagte hart:
    »Es kann auch so gewesen sein, daß die Mädchen oder einige davon gezwungen wurden, das Schlafmittel in der tödlichen Dosis zu sich zu nehmen, daß man sie dann solange einsperrte, bis kein Arzt mehr etwas hätte machen können, und daß man dann die schon auf der Schwelle des Todes schlafenden Mädchen bei Nacht und Nebel wegbrachte und in

Weitere Kostenlose Bücher