Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0118 - Der Drachengott von Bali

0118 - Der Drachengott von Bali

Titel: 0118 - Der Drachengott von Bali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
Vom Netzwerk:
daraufhin dem Dämonenknecht verpaßte, lag seine ganze Wut.
    Sokor ließ seine Axt fallen, aber er gab deswegen nicht auf. Als Zamorra schon dachte, er könne ihm das Amulett entreißen, wirbelte Sokor auf dem Boden herum. Zamorra hatte ihn nicht voll getroffen. Er griff ins Leere.
    Aber nun stand der Medizinamnn zwischen ihm und dem Drachen. Sokor schaute nicht nach hinten.
    Er sah nicht, wie ein riesiges Maul über ihm aus dem Staub wuchs, wie zwei gigantische Kieferplatten über seinem Schädel und der Hälfte seines Oberkörpers zusammenklappten.
    ***
    Im gleichen Augenblick ging auch mit dem Dämonenwesen eine Veränderung vor. Eine Metamorphose des Grauens.
    Die Flügel schlugen. Aus dem Feuer stoben noch einige Funken auf, tanzten glühend im Staub.
    Obwohl der Boden sich unter Zamorras Füßen wie verrückt gebärdete, obwohl der Dämonenjäger das Gefühl hatte, er würde auf einem schwankenden Floß eine Wildwasserfahrt machen und obwohl die Risse deutlich breiter wurden, konnte er seinen Blick nicht von diesem Bild wenden.
    Wie vom Meißel eines unsichtbaren Bildhauers getroffen, platzten ganze Teile des Dämonenkörpers ab, wurden sofort zu Asche, die der brausende Orkan mit sich trug und in alle Winde zerstreute.
    Zuerst flogen die Flügel davon, ließen nur weißes, schwammiges Fleisch zurück.
    Die Arme eines Menschen.
    Schuppen fetzten vom Rumpf, und auch hier blieb Körperhaftes zurück.
    Der lange Waranenschwanz zerfaserte, löste sich auf zu einem amorphen, brüchigen Material unbekannter Zusammensetzung. Zamorra hatte den Eindruck, einen Verwesungsprozeß im Zeitraffertempo mitzuerleben.
    Die Kiefer bildeten sich zurück, und auch am Schädel traten menschliche Konturen zutage, bis schließlich der hingestreckte Körper eines nackten Chinesen übrigblieb.
    Und in diesem Körper steckte noch Leben.
    Er bewegte sich.
    Auf seiner Brust lag etwas Glitzerndes, Gleißendes.
    Zamorra erkannte sein Amulett auf Anhieb wieder.
    Endlich überwand er den Bann, der ihn gezwungen hatte, das alles mit anzusehen.
    Sein Amulett!
    Das Medaillon Leonardo de Montagnes!
    Er brauchte es nur aufzuheben.
    Der Aschenregen, den der Vulkan ausgestoßen hatte, senkte sich jetzt auch auf die Lichtung herab, auf der Zamorra und Nicole hätten geopfert werden sollen. Der Himmel war schwarz. Mitten am Tage war es Nacht geworden.
    Zamorra riß das Amulett an sich.
    Er bückte sich, um den Chinesen noch mit sich zu zerren, gehorchte dabei nur dem Impuls, allem Schwachen und Hilflosen zu helfen.
    Doch dann sah er, daß er scheinbar Bewußtlosen nicht mehr würde helfen können.
    Denn nun brach die Erde wirklich auf.
    Von dorther, wo die Grotte gewesen war, wuchs ein Spalt auseinander, der sich langsam zuerst und dann immer schneller werdend verbreiterte. Der Spalt brach direkt in Zamorras Richtung auf. Tief unten in seinem Inneren brannte es rot.
    Magma.
    Das flüssige Herz der Erde.
    Mit dem Amulett in der Faust sprang Zamorra zurück.
    Der Spalt fraß sowohl den Torso Sokors, als auch den Chinesen. Sie rutschten über den scharfkantigen Rand hinab in ein Grab, in dem sie innerhalb von Sekunden verkohlten.
    »Chef! Chef!«
    An Nicole hatte er schon fast nicht mehr gedacht.
    Zamorra torkelte durch die Wolken aus Staub und Ruß. Das Atmen wurde zur Qual bei diesem giftigen, heißen Atem, den die aufklaffende Erde ausstieß.
    Sie befanden sich auf einem Pulverfaß, und das heranfließende, grellweiße bis rötliche Magma war die Lunte. Jeden Augenblick konnte der halbe Berg in die Luft fliegen.
    »Nicole!« brüllte Zamorra aus Leibeskräften. In der rußigen Schwärze war kaum etwas zu sehen.
    »Chef! Hier bin ich!«
    Die Stimme klang ganz nah.
    Dann stand Zamorra neben Nicole.
    Zuerst zuckte sie vor ihm zurück, und Zamorra konnte ihr das nicht verübeln. Er mußte aussehen wie ein Schornsteinfeger, der in eine Löwengrube gefallen war. Die Kleidung hing ihm in Fetzen am Körper. Nicole erkannte man wenigstens an ihren Brüsten, die entschieden anders geformt waren als die der Eingeborenenfrauen.
    Aber dann warf sie sich ihm an den Hals und wollte an seiner Schulter schluchzen.
    Ein fataler Zeitpunkt.
    Zamorra hob sie auf und trug die junge Frau vor sich her, stolperte über einen gefallenen oder erschlagenen Orang Abung - genau war das gar nicht mehr festzustellen - und erreichte den Platz, an dem seiner Schätzung nach der Wald beginnen mußte.
    Doch diesen Wald gab es nicht mehr.
    Nur noch ein Gebirge aus zersplitterten

Weitere Kostenlose Bücher