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0118 - Der Drachengott von Bali

0118 - Der Drachengott von Bali

Titel: 0118 - Der Drachengott von Bali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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gewünschte Effekte zu erzielen.
    Hier war alles echt.
    Verteufelt echt.
    Endlich sah Zamorra Nicole wieder, doch ihr Anblick tröstete ihn nicht. Sie hing mehr als sie stand in Seilen, mit denen sie an eine der zwei Steinsäulen gebunden war. Die zweite Säule war frei und etwas höher.
    Sokors Knechte trieben den stolpernden Parapsychologen mit ihren Speerspitzen darauf zu. Zamorra schickte ein Stoßgebet nach dem anderen gen Himmel, damit sie nicht bemerkten, daß er an den Händen gar nicht mehr gefesselt war.
    Vorerst hatte er nur Augen für Nicole. Die ihren waren verweint. Ihr Mund zuckte. Ihre Kleidung war zerfetzt.
    Zamorra sagte nichts. Die Eingeborenen gaben sich keine sonderliche Mühe, und verschnürten ihn nicht wie ein Paket, wie Zamorra schon befürchtet hatte. Sie schlangen lediglich einige Seile um seinen Oberkörper und verknoteten sie in seinem Rücken.
    Warum sie so sorglos mit ihm verfuhren, erkannte Zamorra auf Anhieb. Sie waren von rund 300 Eingeborenen umstellt, und alle sahen sie grimmig und zugleich erwartungsvoll zu ihnen herüber.
    An Flucht war gar nicht erst zu denken. Seine Situation ähnelte der, als sie ihn aus der Grube holten, aufs Haar.
    Es gehörte nicht viel strategisches Geschick dazu, zwei Menschen von 300 ehemaligen Kopfjägern bewachen zu lassen.
    »Geht es jetzt zu Ende?« fragte Nicole.
    Ihrem Ton nach hatte sie bereits einen Schlußstrich unter ihr Leben gezogen.
    Zamorra tat dieser Ton in der Seele weh. Andererseits sah er keinen vernünftigen Grund, ihr Hoffnungen zu machen, die sich vielleicht später nicht erfüllen würden.
    »Gib nicht auf, Nicole«, sagte er trotzdem.
    »Du hast dein Amulett nicht mehr«, stellte Nicole fest. »Der dürre Kerl mit dem Lendenschurz aus Tüchern hat es. Den Dämon hast du auch noch nicht gesehen?«
    Zamorra mußte verneinen.
    Keine zehn Meter vor ihm loderte ein Scheiterhaufen hoch, dessen Feuer den Blick auf einen Felsen verdeckte. Die Luft flirrte in der Hitze.
    »Ich habe ihn gesehen«, flüsterte Nicole, in ihre eigenen trüben Gedanken versunken. »Ich stehe schon fast eine Stunde hier angebunden.«
    »Wie sieht er aus?«
    »Wie ein Kotomo-Waran… Nur - nur - er hat Flügel. Er sieht eklig aus. Ich habe Angst!«
    »Dann sind wir schon zu zweit«, antwortete Professor Zamorra mürrisch. »Der Boß unserer lieben Freunde hat mein Amulett…«
    Nicole wußte sehr genau, was das zu bedeuten hatte.
    Ihr Chef war ein äußerst tapferer und äußerst zielstrebiger Mensch. Hatte er sich erst ein Ziel ins Auge gefaßt, dann erreichte er es auch.
    Aber das silberne Medaillon Leonardo de Montagnes war wichtig.
    Äußerst wichtig.
    Und jetzt hatte Zamorra es nicht mehr.
    Der Medizinmann hatte es. Nicole war das nicht entgangen, und so hatte sie allen Grund, deprimiert zu sein. Zamorra sah ihr an, daß sie im stillen aufgegeben hatte. Sie ließ den Kopf hängen.
    »Nicole!« flüsterte er ihr zu. »Erinnere dich daran, daß jeder menschliche Körper Nackenmuskeln hat. Gebrauche sie doch endlich! Wir sind noch nicht am Ende. Kopf hoch!«
    »Mein schwarzer Humor ist auch nicht ganz von Pappe«, erwiderte Nicole Duval. »Aber der kennt seine Grenzen. Ich möchte mich nicht über deinen und meinen Tod lustig machen. Wir sind verloren, Chef. Hast du das noch nicht eingesehen?«
    »Nein. Noch leben wir, mein Liebes. Und solange das so bleibt, gebe ich nicht auf.«
    Nicoles Kehle entrang sich ein tiefer Seufzer.
    »Ich wollte, dein Optimismus würde auf mich abfärben. Sie haben mich an den Pfahl gewickelt wie einen Rollbraten ins Netz.«
    »Ich liebe Rollbraten«, meinte Zamorra und wußte noch in derselben Sekunde, daß er sich nicht sonderlich diplomatisch ausgedrückt hatte.
    »Entschuldige«, sagte Professor Zamorra.
    »Never mind«, antwortete Nicole Duval. »Ich kann mich schwach erinnern, daß ich auch schon Fehler gemacht habe.«
    Zamorra hatte keinen Anlaß, ihr zu widersprechen.
    Sie konnten nicht weiterreden, weil die Trommler wieder in Aktion traten. Das Stakkato ihrer Schläge riß jedes Geräusch mit. Ohrenbetäubend malträtierte es ihre Trommelfelle.
    Das Feuer loderte immer noch hoch, verstärkte noch die Mittagshitze. Was hinter dem Feuer lag, war nicht zu erkennen.
    Nur Nicole wußte das, doch die konnte sich wegen des Lärms nicht mehr mit Zamorra verständigen.
    Aber die Noabiben schoben kein Holz mehr nach. Die Steinsäulen standen sehr nahe am Feuer. Die Hitze reichte beinahe aus, Kaffeebohnen zu rösten. Zamorras und

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