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012 - Der mordende Schrumpfkopf

012 - Der mordende Schrumpfkopf

Titel: 012 - Der mordende Schrumpfkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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öffnete die Augen. Sein
Blick fiel auf den Schrumpfkopf, und es kam ihm so vor, als hätte sich der
kleine Schädel einige Zentimeter mehr zur Seite gerückt, so daß ihm, Neuberg,
nun das Profil des seltsamen Kopfes zugewandt wurde.
    Neuberg schüttelte den Kopf und wischte sich über die Augen. Nein,
sicher täuschte er sich...
    Im Unterbewußtsein nahm Neuberg das leise Rascheln auf dem
Kopfkissen wahr, kümmerte sich aber nicht weiter darum.
    Im Schlaf spürte er, daß etwas an seiner Kehle saß, das ihn
zwickte. Mechanisch griff er danach und wollte es wegjagen. Vielleicht ein
Moskito...
    Der Schrumpfkopf vollbrachte sein Werk. Die spitzen Zähne durchbissen
die Gurgel.
    Neubergs Körper spannte sich. Angst und Entsetzen traten in seine
plötzlich weit aufgerissenen Augen. Sein Kopf fiel zur Seite, während das Blut
rasch und lautlos aus der tiefen, klaffenden Wunde strömte und vom Bettzeug
aufgesaugt wurde.
    Estrellos Schrumpfkopf aber rollte über die Tischplatte hinweg,
erreichte die Fensterbank und rutschte über das angrenzende Flachdach. Von dort
aus ließ er sich einfach in den Staub fallen.
     
    ●
     
    Als Neuberg nicht rechtzeitig bei der Gruppe eintraf, sah man in
seinem Zimmer nach. So fand man den Toten und unterrichtete die Polizei.
    Marez und Brent waren mit von der Partie, als die neue,
unheimliche Mordtat bekannt wurde.
    Der Capitano redete nicht viel. Um so mehr sagte sein Blick. Marez
sah ein, daß der PSA-Agent mit seinen Vermutungen offenbar recht hatte, daß
Brents Vorschlag, jeden Winkel nach dem berüchtigten Schrumpfkopf zu
durchsuchen, seine Berechtigung hatte.
    Die Leiche wurde beschlagnahmt und genau untersucht. Die
geheimnisvolle Bißwunde stimmte genau mit der überein, die man auch bei dem
toten Bertrand festgestellt hatte.
    Der Mord an Neuberg löste eine Großfahndung aus, wie es sie in der
Geschichte Babahoyos noch nicht gab.
    Hunderte von Polizisten durchkämmten den kleinen Ort. Man nahm
Händler fest, von denen man wußte, daß sie illegal oder legal mit
Schrumpfköpfen Handel trieben und man konzentrierte sich auch besonders auf die
Jivaros, die gelegentlich in der Nähe von Touristen auftauchten und heimlich
Schrumpfköpfe anboten, die garantiert echt sein sollten.
    In diesen Stunden voller Hektik und Aufregung gab es jemand in der
Ortschaft, der sich auf eigener Faust an der Suche nach dem unheimlichen
Schrumpfkopf beteiligte und Erkundigungen einzog: Paul Vernon.
    Die Angst saß dem Franzosen im Nacken.
    Er wußte, was hier vorging. Wie ein Lauffeuer hatte sich die neue
Mordtat verbreitet. Diese Menschen hier in der Nähe des Dschungels hatten ihre
eigenen Methoden, eine Meldung weiterzugeben. Die Mund-zu-Mund-Botschaft war
eine funktionstüchtige Nachrichtenquelle.
    Vernon hatte erfahren, was er hatte wissen wollen. Und er
fürchtete sich vor den Dingen, die noch geschehen würden.
    Estrello stand mit dem Teufel im Bund!
    Der Franzose ahnte, was Estrello im Schild führte. Er hatte einen
langen Weg der Angst und der Qual vorgesehen, ehe er einen Strich unter die
Dinge machen wollte.
    Anja war ein Objekt für den rächenden Schrumpfkopf. Dessen war er,
Vernon, sicher. Wie sich die Dinge jedoch weiter entwickeln würden und in
welchem Tempo das geschah, darüber herrschte absolute Ungewißheit.
    Vernon hielt sich im Hintergrund, als er die Polizisten den Ort
durchstreifen sah. Er bemerkte unter den Einheimischen auch wieder den Fremden,
den Amerikaner, der Anja ausgehorcht hatte. Also hatte der Mann etwas mit der
Polizei zu tun, schloß er.
    Vernon hielt es für angebracht, mit der Geliebten Kontakt
aufzunehmen. Mit dem Anbruch der Dunkelheit wagte er es, sich dem Bungalow zu
nähern, in dem Anja sich noch immer aufhielt und ihre Paris-Reise vorbereitete.
Vernon vergewisserte sich, daß es keinen heimlichen Beobachter in der Nähe der
Siedlung gab. Lautlos wie eine Raubkatze näherte sich dem Wohnraum, schlich
geduckt über die Terrasse und verbarg sich im Halbschatten des großen
Schrankes.
    Anja kam wenig später aus der angrenzenden Küche, in der sie sich
eine Kleinigkeit zubereitet hatte.
    »Ich bin’s, Paul«, sagte Vernon leise, als sie sich an den Tisch
setzte und ihm den Rücken zuwandte.
    Anja zuckte kaum merklich zusammen. Sie wandte den Kopf, blickte
in den Schatten und nahm die schemenhaften Umrisse des Mannes wahr.
    »Bleib da, wo du bist», zischte ihr Vernon zu. »Ich habe mich zwar
vergewissert, daß kein Polizist in der Nähe ist, aber man kann nie

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