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012 - Der mordende Schrumpfkopf

012 - Der mordende Schrumpfkopf

Titel: 012 - Der mordende Schrumpfkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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gefährlichen Geist
und den übersinnlichen Kräften Estrellos jedoch war weder mit Gift noch mit
einer Pistolenkugel oder einem Messer beizukommen. Sie waren ein Teil seiner
rätselhaften Natur, unsichtbar und unangreifbar.
    Estrellos Schrumpfkopf war zu einem Werkzeug mysteriöser Kräfte
geworden. Er vollzog eine unerklärliche Rache an unschuldigen Menschen und
tobte sich blindlings aus.
    Wie ein großer, grauer Tennisball hüpfte der Schrumpfkopf über die
drei Metallstufen und kam auf dem staubigen Boden an.
    Drüben im Licht lösten sich aus der Gruppe der wartenden
Polizisten zwei Beamte und näherten sich dem dunklen Bus. Etwas hatte sie
aufmerksam werden lassen. Ein Geräusch, das leise Stöhnen des Sterbenden?
    Niemand bemerkte den Schrumpfkopf, der lautlos durch den
Straßenstaub rollte, als würde ein lauer Wind ihn wie ein ausgetrocknetes Blatt
langsam vor sich hertreiben.
    Estrellos rächender Schädel gelangte in die Dunkelzone und blieb -
wie abwartend - am Straßenrand liegen. Niemand sah den Kopf, der aussah wie ein
kleiner Dreckhügel, wie ein Stein... Und niemand erkannte somit das unheilvolle
Grinsen, den bösartigen Ausdruck, der die schmalen, blutverschmierten Lippen
beherrschte.
     
    ●
     
    In diesem Augenblick kam auch Larry Brent alias X-RAY-3 zu sich.
    In der ersten Minute begriff er nicht, wo er sich befand. Dann
fühlte er den erstarrten Körper unter sich und nahm den Verwesungsgeruch wieder
wahr.
    Ein Sarg? Nein, die Truhe, in die er gefallen war!
    Er hatte die tote Juanita Bastro gefunden. Und jemand mußte ihm
aufgelauert und ihn niedergeschlagen haben.
    X-RAY-3 drückte mit den Schultern gegen den schweren Deckel und
hob ihn langsam an.
    Als Larry sich aufrichtete, blickte er in den Strahl einer
Taschenlampe.
    Die Blicke der Männer musterten ihn eingehend, und die Mündung
einer Pistole zeigte auf den PSA-Agenten.
    X-RAY-3 lächelte verzerrt. »Keine Angst, Muchachos«, sagte er, von
dem Schlag auf den Hinterkopf noch immer benommen. »Der Schein trügt. Ich bin
nicht Graf Dracula, der aus dem Sarg steigt. Und dem Mädchen hier habe ich auch
kein Blut abgezapft.« Er schien die Gedanken der Männer erraten zu haben, die
ihn wie einen Geist anstarrten. Auch seine perfekte Aussprache des Spanischen
versöhnte die beiden finster dreinblickenden Männer nicht. Der eine hob sogar
die entsicherte Pistole ein paar Zentimeter höher, als müsse er durch die
Bewegung seine Entschlossenheit unterstreichen, auf alle Fälle zu schießen,
wenn Larry eine unbesonnene Bewegung machte.
    »Kommen Sie da raus!« sagte der eine. Seine Stimme klang fest.
    »Bin schon dabei.« X-RAY-3 stieg über den Rand der großen Truhe.
Bleich und starr lag die Leiche des jungen Mädchens auf dem Boden, von roten
Seidenstoffwänden begrenzt.
    Nach einem Weg von fünf Schritten, der durch das Schlafabteil des
Fahrzeugs führte, sah Larry den reglosen Körper Jorges vor dem Bett. Eine
frische Blutlache umgab den Leichnam, der noch warm war. Jorge mußte erst vor
wenigen Minuten gestorben sein.
    Brents Lippen wurden hart, und er begriff, warum man ihn mit einer
solchen Feindseligkeit behandelte. Die in den Bus eingedrungenen Polizisten
waren auf den Toten gestoßen - und hatten dann ihn, Brent, entdeckt. Es mußte
für sie so ausgesehen haben, als ob er gerade versuchte, sich in der Truhe zu
verstecken!
    X-RAY-3 schüttelte den Kopf. »Nein, Muchachos, es ist nicht so,
wie ihr denkt. Ich glaube, es ist am besten, wenn ihr mich zu eurem Capitano
bringt.«
    Beide Polizisten gingen hinter ihm her, und X-RAY-3 wußte die
entsicherte Waffe auf sich gerichtet.
    Weder er noch seine Wächter sahen, was in diesem Augenblick auf
dem Schreibtisch geschah.
    Der zum Schluß gehende Polizist vernahm die leichten
Klopfgeräusche. Er blieb stehen, sah die wackelnde und schließlich umfallende
Kerze, und glaubte seinen Augen nicht trauen zu dürfen.
    Die Flamme leckte sofort nach dem Tischtuch, von dem brennende
Teile nach unten fielen. Das herabhängende Bettuch fing Feuer, und schon
griffen die Flammen auf die Plastikverkleidung der Wände und Schränke über, und
das hochempfindliche Material stand im Nu in hellen Flammen.
    Es knisterte und brodelte, und stinkende Rauchwolken stiegen auf.
    Der Polizist warf sich schreiend zurück. Sein Kollege und auch
Larry Brent standen wie erstarrt.
    »Die Kerze ist plötzlich umgefallen!« rief der erste Polizist.
    Der andere, der die Waffe auf Larry gerichtet hielt, schüttelte
den Kopf.

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