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012 - Die Sekte des Lichts

012 - Die Sekte des Lichts

Titel: 012 - Die Sekte des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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weg noch.
    Rulfan griff in die Ranken des Klettergestrüpps. Rasch zog er sich hinauf zur Mauerkrone. Neben Honnes kniete er zwischen die Birken und setzte sein Binocular an die Augen.
    Ein dünner, kerzengerader Streifen zog sich weiter östlich über den Morgenhimmel. Weiß und strahlend und noch ziemlich weit entfernt. Ein dunkler Punkt hing an der Spitze des Strahls.
    Rulfan setzte das Binocular ab. Aus schmalen Augen blickte er in den Himmel. Hinter seiner Stirn arbeitete es fieberhaft. »Was ist das, Rulfan?«, flüsterte Honnes. Angst schwang in seiner Stimme.
    Wortlos reichte Rulfan ihm das Götterauge. Honnes' Adamsapfel tanzte auf und ab, während er durch die Röhren hindurch den heranfliegenden Himmelsspeer beobachtete.
    »Wudan sei uns gnädig«, flüsterte er. »Sag mir was das ist?«
    »Wie soll ich dir das erklären?« Rulfan sprach mit tonloser Stimme. »Nenn es einen Stahlvogel, wenn du willst…«
    ***
    Seit Sonnenaufgang zog die Menge um den Schwarzen Dom. Schweigend zunächst, von Runde zu Runde aber munterer und geschwätziger. Je häufiger sie in großen Gruppen an den Fässern Halt machten, die vor Nord- und Südportal aufgestellt waren, desto aufgekratzter wurde die Stimmung. Dort schenkten je zwei Coelsch-Meister das begehrte Getränk aus. Nur während des monatlichen Faste'laer wurde Coelsch nicht rationiert. Jeder konnte trinken, so viel er wollte.
    Als dann schließlich die Trommler vor dem Südportal Aufstellung nahmen und ihre Schlegel wirbeln ließen, gab es kein Halten mehr: Die Menge brach in Jubelgeschrei aus, die Ersten begannen zu tanzen. Vorwiegend Frauen und Jugendliche.
    Die Seitentüren rechts und links des Hauptportals öffneten sich, und die vierundzwanzig Räte der Bruderschaft verließen den großen Dom. Je zwölf durch jede Tür. In hellgraue Kapuzenmäntel gehüllte Gestalten. Die Menge applaudierte. Einige holten kleine Hörner und Flöten aus ihren bunten Gewändern und bliesen hinein.
    Während die Räte links und rechts des Portals Aufstellung nahmen, zogen die letzten Kuttenträger die beiden Flügel des mittleren Portals auf. Der Kaadinarl trat auf die Vortreppe, von den beiden Suprapas flankiert.
    Die Menge brach in Hochrufe aus.
    Gestalten in farbigen Schuppenanzügen schlugen Purzelbäume, Frauen mit Masken und in rotweißen wehenden Gewändern drehten sich im Kreis, die Trommler bearbeiteten ihre Instrumente wie in Trance und die Hornbläser stimmten einen Tusch an.
    Ein paar Leute begannen zu singen. »Lang lebe Joosev! Gepriesen seien die Heil'gen Drei…!« Die Trommeln änderten den Rhythmus, die Hörner bliesen die einfache Melodie, mehr und mehr Menschen fielen ein und der Gesang steigerte sich zu einer ekstatischen Hymne.
    Lang lebe Joosev!
    Gepriesen seien die Heil'gen Drei! Für euch, ihr Drei, sind wir bereit!
    Faste'laer in Ewigkeit!
    Kaadinarl Joosev XVII. hob wie segnend beide Arme. Seine schwere schwarze Samtkutte klaffte auseinander und gab den Blick auf sein violettes Kleid frei. Das Wappen der Bruderschaft zierte seine Brust - der Doppelturm des Schwarzen Doms, dazwischen das Lebenslicht und darüber drei gelbe Kronen.
    »Bürger von Coellen!«, rief er. Die Menge verstummte. »Der Friede Wudans sei mit euch und der Schutz der Heiligen Drei!«
    »Gepriesen seien die Heiligen Drei!«, brüllten die beiden Suprapas rechts und links von ihm. Wie die Räte waren sie in hellgraue Kapuzenkutten gehüllt, doch anders als diese trugen sie rote Kleider darunter. Der Chor der Menge intonierte: »Gepriesen seien die Heiligen Drei!«
    »Willkommen zum Faste'laer! Tanzet, singet, machet Spaß und trinket Coelsch! Feiert, bis sie lachen, die Heiligen Drei!«
    »Gepriesen seien die Heiligen Drei!«
    »Feiert, bis wir die drei Auserwählten erkennen!«
    Ein Trommelwirbel setzte ein, die Hörner bliesen einen Tusch, und während die Menge aufs Neue die Hymne anstimmte, trugen Soldaten in schwarzen Schuppenpanzern vierundzwanzig Stühle, zwei Sessel und einen Thron auf die Vortreppe.
    Aus über fünfhundert Kehlen tönte die Hymne. Die Menge wogte im Rhythmus der Trommelschläge. Die Sitze wurden in einer Reihe vor dem Südportal aufgestellt. Kaadinarl Joosev XVII. bestieg den schwarzen Thron, die Suprapas ließen sich rechts und links von ihm auf den beiden roten Sesseln nieder und die Räte nahmen auf den Stühlen Platz. Zwölf links des Kaadinarls, zwölf rechts von ihm. Die Hymne brach ab, die Hörner intonierten einen Tusch, die Sitzung war eröffnet. An

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