0120 - Jerry Cottons letzter Fall?
ihm ein besserer Titel dazu ein. Am besten nach Abschluß der ganzen Sache.)
***
Bei Mister High, unserem Distriktchef der New Yorker FBI-Behörde, war schon Besuch, als wir sein Office betraten. Ein alter Herr mit freundlichem Gesicht, einer randlosen Brille und prächtigem silberweißen Haar saß in einem Sessel und blickte uns neugierig entgegen.
»Das sind Jerry Cotton und Phil Decker, beide Special Agents vom District New York. Jerry und Phil, das ist Mister Golden.«
»Hallo!« sagten wir uns gegenseitig, machten artig shake-hands, murmelten das übliche »Wie geht’s?« und setzten uns auf eine einladende Handbewegung unseres Chefs hin.
»Erzählen Sie selbst, um was es geht, Mister Golden«, bat Mister High.
Der alte Herr nickte. Er zog eine Brieftasche und nahm einen Geldschein heraus. Er reichte ihn zu uns herüber, und Phil nahm ihn. Ich blickte ihm über die Schulter. Es war eine Ein-Dollar-Note.
»Was halten Sie davon?« fragte Mister Golden.
Wir betrachteten uns den Schein gründlich, konnten aber zunächst nichts Besonderes feststellen. Bis ich auf den Gedanken kam, eine gleiche Note aus meiner Hosentasche hervorzukramen und zu vergleichen.
Schon nach ein paar Minuten hatten wir mehrere Fehler bei der uns übergebenen Banknote gefunden.
»Dieser Schein ist gefälscht«, sagte Phil und gab die Note an Golden zurück.
»Richtig«, erwiderte er. »Es freut mich, daß Sie es selber herausgefunden haben.«
»Das ist wirklich nicht schwierig, wenn man eine echte Note danebenhält.«
»Richtig. Wenn man eine echte Note danebenhält. Das ist es ja. Halten Sie jedesmal einen gleichwertigen Geldschein zum Vergleich neben eine Note, die Sie gerade irgendwo bekommen?«
»Natürlich nicht. Wer tut das schon?«
»Eben. Wer tut das? Kein Mensch -höchstens die extra dafür von den Banken angestellten Prüfer, die dafür bezahlt werden. Aber sonst doch keiner.«
»Das bedeutet, daß diese Noten trotz der schlechten Fälschung ziemlich gut von den Fälschern in Umlauf gebracht werden können?«
»Praktisch ja. Vor allem, da es eine an sich kleine Note ist. Selbst vorsichtige Geschäftsleute, die sich das eingenommene Geld immer genau ansehen, tun es doch nicht bei Ein-Dollar-Noten. Sie halten den möglichen Verlust für relativ so klein, daß sie sich deshalb nicht die Mühe machen, jede Ein-Dollar-Note sofort bei Empfang genau unter die Lupe zu nehmen.«
»Man kann es ihnen nicht übelnehmen«, sagte ich. »Wenn sie wirklich jeden Geldschein erst unter der Lupe betrachten sollten, müßten sie dreimal mehr Personal an ihre Kassen stellen. Die kosten eventuell mehr, als in einem Monat an Falschgeld hereinkommen kann.«
Mister Golden lachte:
»Sie vertreten die Interessen der amerikanischen Geschäftswelt sehr wirksam, Mister Cotton. Das Interesse des Staates ist in diesem Falle leider nicht auf Ihrer Seite.«
Ich grinste:
»Der Staat kann von seinen Bürgern meiner Meinung nach nicht das Unmögliche verlangen. Der Steuerzahler dürfte der Ansicht sein, daß er ja die Polizei gerade bezahlt, daß sie ihm solcherlei Arbeit abnimmt. Ich nehme an, das ist auch der Grund, weshalb Sie bei uns sind.«
Mister Golden seufzte:
»Man merkt doch, daß Sie beim FBI sind. Selbstverständlich ist das der Grund meines Besuches. Notieren Sie sich bitte die Fakten: In New York sind innerhalb der letzten Woche bei den Banken insgesamt sechzehntausend gefälschte Ein-Dollar-Noten festgestellt worden. Von den vielen festgestellten Fälschungen, wissen wir leider nur in zwei Fällen, welche Einzahler das falsche Geld zur Bank brachten: einmal war es die Crack Company in der Park Avenue, das andere Mal die Filiale von Woolworth in der 56. Straße. Das ist alles, was bisher in Erfahrung gebracht werden konnte. In anderen Städten sind noch keine Fälschungen aufgetaucht. Das Bundesschatzamt hat mich eigens dafür nach New York geschickt, daß ich Ihnen folgendes sage: Diese Fälscherbande muß schnellstens unschädlich gemacht werden. Der Schaden, den sie sonst der Volkswirtschaft zufügen könnte, dürfte sehr beträchtlich sein. Greifen Sie mit allen gesetzlichen Mitteln durch…«
Zwei Stunden später waren Phil und ich schon in der Park Avenue bei der Crack Company. Die Cracks haben eines der führenden Juwelierhäuser in New York. Vom billigen Modeschmuck bis zur Damenarmbanduhr mit Brillant-Armband für zehn- oder zwölftausend Dollar können Sie dort alles kaufen, was Ihr Sinn für Schmuck und Ihr Geldbeutel
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