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0122 - Hallo, ich bin wieder da!

0122 - Hallo, ich bin wieder da!

Titel: 0122 - Hallo, ich bin wieder da! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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sah sich um, ob niemand in der Nähe war. Ja sie ging sogar zur offenstehenden Tür und warf einen raschen Blick hinaus. Dann huschte sie an mein Lager zurück und flüsterte:
    »Wir sind sehr arm. Die Männer schmuggeln, um die Frauen und Kinder ernähren zu können.«
    »Schmuggeln? Was schmuggeln sie?«
    »Marihuana.«
    Mir blieb fast die Luft weg. Gerade hatte ich ein Versprechen gegeben. Und jetzt mußte ich so etwas erfahren. Himmel, wer da sagt, daß dieses Leben immer eine einfache Sache ist, der hat keine Ahnung.
    Rauschgiftschmuggel! Ausgerechnet in einem Dorfe mußte ich landen, wo man Rauschgift schmuggelte.
    Natürlich war es meine Pflicht, das anzuzeigen, sobald ich wieder bei Kräften war und die nächste Polizeistation erreichen konnte. Aber sollte ich diese Menschen ins Gefängnis bringen, die mich vor dem sicheren Tode gerettet hatten?
    »Was denkst du?« hörte ich Marias Stimme.
    Ich beschloß, so offen zu sein, wie sie es gewesen war.
    »Hast du schon mal vom FBI gehört?« fragte sie leise.
    Sie nickte: »Bundeskriminalpolizei«, sagte sie. Sie mußte die Silben einzeln aussprechen, sonst hätte sie das für sie schwierige Wort nicht über die Lippen gebracht.
    »Richtig«, sagte ich. »Bundeskriminalpolizei. Ich gehöre zu diesem Verein.«
    Sie runzelte die Stirn.
    »Du —?«
    »Ja. Ich bin ein G-man. So nennt man die Männer der Bundeskriminalpolizei, die Agenten des FBI.«
    Sie setzte sich wieder auf die Coca-Kiste und sah mich fassungslos an.
    »Aber - aber ich denke, du bist von dem Dampfer!« stotterte sie.
    »Von welchem Dampfer?«
    »Der jeden Monat das Marihuana bringt!«
    »Wo kommt der Dampfer her?«
    »Das weiß ich nicht. Von Südamerika, glaube ich.«
    »Also zu der Besatzung eines Rauschgiftdampfers gehöre ich bestimmt nicht.«
    Eine ' Weile herrschte belastendes Schweigen. Dann sagte sie: »Schade.«
    »Was?«
    Ich sah sie an. In ihrem Blick lag etwas wie Enttäuschung. Was haben die Leute nur gegen die Polizei? Ich fragte sie, danach.
    »Ganz einfach«, sagte sie. »Ihr seid doch nur für die Reichen da.«
    Mir blieb die Luft weg. So etwas hatte ich in all den Jahren, die ich nun schon G-man war, noch nicht gehört.
    »Wie kommst du denn auf diesen Blödsinn?« fragte ich ärgerlich.
    »Ihr müßt aufpassen, daß nirgendwo etwas gestohlen wird, nicht wahr? Nun, wem kann man denn etwas stehlen? Doch nur denen, die etwas haben! Wir haben nichts, uns wird nichts gestohlen. Wenn wir vor Hunger nicht mehr wissen, was mir machen sollen, betteln oder schmuggeln wir. Dann kommt die Polizei und sperrt unsere Männer ins Gefängnis, Dann müssen die Frauen und Kinder noch schlimmer hungern als vorher. Oder ist es anders?«
    Ich rieb mir meinen Vollbart.
    »Du siehst das ein bißchen schief, Maria. Sieh mal, es gibt vielleicht ein paar Gesetze, die nichts taugen. Aber die meisten Gesetze sind gut und notwendig. Zum Beispiel ist es gut, daß Mörder oder Kindesentführer hart bestraft werden. Wo kämen wir hin, wenn jeder jeden umbringen dürfte?«
    »Das ist richtig. Aber wir bringen ja niemanden um. Wir schmuggeln nur ein bißchen Marihuana, damit wir nicht verhungern.«
    »Gibt es keine anderen Auswege vor dem Verhungern?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht. Aber so schlimm ist das bißchen Marihuana-Schmuggeln doch nicht, daß man uns gleich dafür ins Gefängnis sperren müßte!«
    Ich seufzte. Dann sah ich sie ernst an:
    »Hör mal zu, Maria! Du weißt vielleicht nicht, was für Wirkungen Rauschgifte haben! Ich will es dir erzählen! Man fängt damit an, nur um es mal zu probieren. Dann probiert man es noch einmal und noch einmal, und plötzlich kann man es nicht mehr lassen. Eines Tages braucht man das Rauschgift so nötig wie die Luft zum Atmen, man wird fast verrückt, wenn man es nicht bekommt. Die Rauschgifthändler wissen das. Sie verlangen viel Geld für das Rauschgift. Kein Mensch kann das auf die Dauer bezahlen. Aber aufgeben kann man es auch nicht. Maria, ich habe Männer gesehen, die einmal reich waren. Das Rauschgift hatte sie bettelarm gemacht. Ihre Kinder schrien vor Hunger, die Mutter mußte betteln gehen, aber jeden Cent, den sie nach Hause brachte, nahm ihr der Vater wieder ab, damit er sich wieder ein Briefchen Kokain, eine Pfeife Opium oder eine Packung Marihuana-Zigaretten kaufen konnte. Maria, das FBI hat in einigen Städten Väter verhaftet, die ihre fünfzehnjährigen Töchter verkauft haben, um Geld für ihre Rauschgiftsucht zu bekommen. Wir haben geachtete

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