0126 - Merlin, der Magier
wieder möglich war. »Es ist eine Operationsbasis. Von dieser Welt werden die Impulse ausgehen, die jenen Vorgang einleiten, der einmalig in der Geschichte sämtlicher verbundenen Universa sein wird.«
Der Professor schlug die rechte Faust in die hohle linke Handfläche. Ein klatschendes Geräusch entstand.
»Du redest seltsam, Merlin«, warf er dem Zauberer vor. »Ich begreife dich nicht. Kannst du nur immer in Andeutungen reden? Von welchem Vorgang sprichst du?«
Merlin hob die Brauen. Wie ein Hauch kam seine Stimme.
»Du wirst es sehen, Zamorra.«
Und wieder war alles anders.
***
Mik Hansen blinzelte einmal träge, als der Dandy die Bar »The Devil’s Eye« betrat und sich suchend umsah. Zwei Girls erhoben sich von einem Nebentisch und steuerten zielbewußt auf den Burschen in geschniegelter Saturday-Night-Kleidung zu.
Hansen, knappe fünfzig Jahre alt und ehemaliger Boxer, dessen Nase einem Pfannkuchen mehr glich als einem Riechorgan, nickte knapp. Ama und Gina hatten gespurt.
Er sah die beiden Girls in ihrer knappen Kostümierung mit dem Dandy sprechen. Mit einer unkontrolliert wirkenden Handbewegung wischte er das noch halbvolle Bierglas vom Tisch. Klirrend zersplitterte es auf dem Parkettboden.
Die Mädchen reagierten. Sie hakten den Dandy unter und verschwanden mit ihm durch eine Seitentür. Daß Mik Hansen den Dandy telepathisch sondiert hatte, war ihnen nicht einmal aufgefallen. Sie hatten nur auf das vereinbarte Zeichen des heruntergekommen wirkenden Mannes reagiert.
Mik Hansen erhob sich torkelnd, lallte irgend etwas und motzte eines der spärlich bekleideten Mädchen an, das herbeigeeilt war, um die Scherben zu beseitigen. Das gehörte zu seiner Rolle. Daß er Angestellter der Bar war, wußte vom Personal kaum jemand. Nur wenige waren eingeweiht.
Und die hielten dicht. Daß Mister Charles Prentiss einen Gedankenleser beschäftigte, hatte niemanden zu interessieren.
Die Band spielte unbeirrt weiter. Ein bulliger Mann trat zu Hansen, drückte ihn auf seinen Sitz zurück und knurrte, für den Nebentisch vernehmlich: »Entweder benimmst du dich und hörst auf zu saufen, oder du fliegst!«
Mik Hansen grunzte etwas Unverständliches. Sein paranormales Gehirn arbeitete auf Hochtouren und sondierte ständig die Umgebung. Sein Job war es, die Übersicht zu behalten und gegebenenfalls den Chef zu warnen, wenn Unvorhergesehenes geschah. Seine Reichweite ging bis zu hundert Metern die Straße entlang. Eine Razzia war damit so gut wie unmöglich geworden.
Im Stillen schmunzelte Jansen, weil die Cops der City Police seit mehr als einem Jahr keinen Erfolg mehr in »The Devil’s Eye« erzielt hatten. Jedes Mal waren sie zu spät gekommen, manchmal um Sekunden nur. Und seit mehr als einem Jahr stand der Gedankenleser auf Prentiss’ Lohnliste.
Dabei hätte es sich für die Police gelohnt, die Bar auszuheben. An einem Abend wurde hier mehr Stoff umgesetzt, als die Beamten des hiesigen Rauschgiftdezernats jemals auf einem Haufen gesehen hatten. Nur war damit der Fall noch längst nicht erledigt, weil »The Devil’s Eye« nebenbei auch noch Treffpunkt der Menschenhändler war.
Sklavenhandel im 20. Jahrhundert!
Charles Prentiss, der Eigner der Bar, verdiente hervorragend daran, daß sich die Dealer und Menschenhändler in seinem Lokal ein Stelldichein gaben. Bis zu zehn Prozent Umsatzbeteiligung sprangen immer dabei heraus und gewährleisteten den Gangstern ungestörte und risikolose Geschäftsabschlüsse. Die wenigen »normalen« Gäste, die das Haus besuchten, ahnten nicht einmal etwas davon.
Die beiden Girls und der Mann hinter dem Tresen wußten, daß Mik Hansen zur Belegschaft gehörte. Für die anderen war er ein stiller, harmloser Dauergast, der jeden Abend seine zehn Bierchen trank und erst bei Ladenschluß in den frühen Morgenstunden wieder verschwand. Daß er nach dem zehnten Bierchen noch stocknüchtern war, merkte man ihm dabei nicht an.
Hansens Augen trübten sich. Wer ihn jetzt zufällig sah, mußte ihn für einen Mann halten, der vor sich hin döst und geistig abgeschaltet hat. In gewisser Hinsicht war an dieser Vermutung etwas dran. Hansen sendete !
Der Empfänger saß eine Etage höher in einem nobel eingerichteten, riesigen Büroraum.
Payne ist eingetroffen und auf dem Weg nach oben. Ashley schließt gerade sein Geschäft ab.
Hinter dem massigen Schreibtisch nickte Mister Charles Prentiss nicht einmal, dem diese Gedankenbotschaft gegolten hatte. Er registrierte nur. Hansen war
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