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0126 - Merlin, der Magier

0126 - Merlin, der Magier

Titel: 0126 - Merlin, der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Zamorra und Nicole, die von jenem geheimnisvollen Mann vom Opferaltar befreit wurden, der sich Merlin nannte. Montagne sah immer noch die grellen, schmetternden Blitze vor sich, die den Raum erfüllten, in die Körper der durch Leonardos Beschwörung teilweise behinderten Dämonen fuhren. Entsann sich, wie Chraz und Ashran zusammenbrachen, vergingen. Sie hatten keine Chance gegen diesen Weißmagier gehabt. Leonardo selbst hatte sie ihnen genommen. Er war vorsichtig gewesen, zu vorsichtig! Hatte sie in ihren Reaktionen eingeschränkt, um selbst sicher zu sein, daß sie sich nicht gegen ihn selbst wenden konnten. Diese Sicherheitsmaßnahme war ihnen zum Verhängnis geworden.
    Seine Hände umklammerten das Amulett. Pfeifend klang der Atem des schmächtigen, bösartigen Mannes, der allein in der Kammer zurückgeblieben war. Merlin hatte ihn erstarren lassen, dann aber wieder erweckt, um sofort darauf in einer Nebelwolke zu verschwinden.
    Es war düster geworden. Die Kerzen, einzige Lichtquellen des für Opferungszeremonien eingerichteten Raumes im Palast des toten Kalifen, waren erloschen. Leonardo tastete sich zur Tür, öffnete sie und trat in ein matt erleuchtetes Zimmer. Hier hauste er, hatte sich als Berater des neuen Königs von Jerusalem, Gottfrieds von Bouillon, eingerichtet, in unmittelbarer Nähe dessen quartiers.
    Leonardo de Montagne ließ sich auf ein Sitzkissen fallen. Er stöhnte auf. Zamorra und Nicole! Sie waren verschwunden.
    Dieser Zamorra gab ihm Rätsel auf. Es gab da eine verblüffende Älmlichkeit, nur hielt der Magier aus dem Loire-Tal Zamorras Behauptung, aus der Zukunft zu kommen, nach wie vor für eine Lüge.
    Und Chraz und Ashran waren tot, vergangen. Ebenso wie der Schwarze Ritter, den Zamorras Flammenschwert erschlug.
    Und… wieder entstand der Nebel.
    Leonardo erschauerte. Er begann Furcht zu empfinden. Furcht vor diesem weißbärtigen, alten Mann, der über so unglaubliche Macht verfügte. Der kommen und gehen konnte wie ein Dämon und doch keiner war.
    Furcht vor Merlin!
    ***
    Merlins Gesicht schälte sich aus der Konturlosigkeit. Der Zauberer nahm diesmal nicht völlig Gestalt an, blieb ein nebulöser Schemen, der vor Leonardo in der Luft hing.
    Seine Worte kamen aus der Ewigkeit des Universums zu kommen.
    »Leonardo!«
    Der Kopf des Magiers ruckte hoch, starrte aus flackernden Augen Merlin an. »Weiche von mir«, keuchte er erregt, »ich habe nichts mit dir zu schaffen!«
    Merlin nickte. »Das ist wahr«, tönte seine Stimme. »Du hast nichts mit mir zu schaffen, und ich nicht mehr mit dir. Jetzt nicht mehr. Dein Schicksal ist dir vorbestimmt, und unsere Wege werden sich nicht mehr kreuzen.«
    Leonardo sprang auf, wich an die Wand zurück. Er ließ kein Auge von der Nebelgestalt, zeigte seine Angst vor Merlins Macht jetzt offen.
    »Hüte dich vor dem Pakt mit dem Bösen. Erneuere ihn nicht, jetzt, daß jene, mit denen du paktiertest, tot sind. Laß ab vom Bösen, von der Schwarzen Magie. Andernfalls wirst du rettungslos der Hölle verfallen. Ich warne dich. Du besitzt ein Amulett, das dir große Macht verleiht. Wende es nur zum Guten an.«
    Damit verschwand er, löste sich auf. Er wußte, daß seine mahnenden Worte fruchtlos bleiben würden. Die Geschichte hatte es bewiesen. Und doch hatte er sich verpflichtet gefühlt, Leonardo diese Warnung zukommen zu lassen. Es gehörte zu seiner Auffassung von ethischem Verhalten, so zu handeln…
    Denn er kannte Leonardos Ende. Es war fürchterlich und grausam. Erst im Tode würde Leonardo erkennen, wie sehr er gefehlt hatte. Doch dann würde es zu spät sein. Auch sein Bemühen, das Amulett seinem späten Nachfahren Zamorra zukommen zu lassen, vermochte die Schuld nicht abzutragen.
    Merlin ging. Er würde Leonardo nie Wiedersehen.
    Der Magier jedoch erholte sich nur langsam. Eine Zunge fuhr anfeuchtend über rissige Lippen.
    »Das denkst du dir so«, keuchte Leonardo. »Nicht mit den Dämonen paktieren, dafür dir ausgeliefert sein. Oh, du ausgekochter Hund… du hast mich um Macht und Ansehen gebracht, als du die Dämonenopfer befreitest… aber nicht mit mir! Es gibt andere Dämonen, die anzurufen sich lohnt. Und mit diesem Amulett«, er drehte es in den Händen, »werden sie mir untertan sein. Ich werde sie in die Knie zwingen und über sie herrschen. Sie werden mir dienen, und ich werde unsterblich werden.«
    Sein irres Gelächter hallte durch den Palast. Und wer es vernahm, fuhr erschauernd zusammen. Denn es klang, als käme es aus keiner

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