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0128 - Die Hexe aus dem Fluß

0128 - Die Hexe aus dem Fluß

Titel: 0128 - Die Hexe aus dem Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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einer dämmerigen Raumecke eigentlich nicht zu sehen war. Dann aber setzte sie ihren Weg fort, direkt auf Zamorra zu.
    »Hallo, Chéri«, rief sie ihm entgegen. »Schon zurück?«
    Er blieb ruhig sitzen. Irritiert hockte sich Nicole vor ihm nieder. »Was ist denn mit dir los? Du siehst so kaputt aus!«
    »Das bin ich auch«, murmelte er. »Ich muß mich ein paar Stunden erholen, glaube ich. Ich habe mich total verausgabt.«
    Kurz blitzte es in ihren braunen Augen mit den geheimnisvollen goldenen Tupfern auf. Er deutete es falsch, begriff nicht, wer da wirklich neben ihm saß. »Erzähl, was los war!« bat sie ihn.
    Zamorra berichtete von seinem Versuch und dem Ergebnis. Glianti setzte genußvoll eine Zigarre in Brand und verbreitete blauen Dunst. Daß sich in diesen Nebel etwas anderes mischte, fiel niemandem auf.
    Plötzlich fühlte Zamorra überdeutlich die Ausstrahlung von Nicoles Bewußtsein in seiner unmittelbaren Nähe. Aber das war ganz natürlich, sie saß doch direkt neben ihm. Seine Hand tastete über ihre Schulter, strich durch ihr prächtiges Haar. Daß da etwas war, was ihn warnen sollte, übersah er völlig.
    »Sie sollten sich in Ihrem Zimmer hinlegen und etwas schlafen, amico mio«, brummte Glianti, ohne dabei die Zigarre aus dem Mund zu nehmen. Ein trockenes Husten folgte. »Soll ich Sie hinauf bringen?«
    »Sie haben recht«, gestand Zamorra. Er sah wieder Nicole-Yanaa an. »Hier ist Aprils Geschenk. Paß ein wenig darauf auf, ja?«
    Er stemmte sich aus dem Sessel hoch und machte ein paar Schritte. Er wirkte wie ein Betrunkener, der dabei noch unsagbar müde ist. »Himmel, was hat der Mann bloß angestellt, daß er so kaputt ist?« flüsterte Glianti. Dann eilte er zur Hilfe und bot Zamorra seinen Arm an.
    Doch der Professor winkte ab. »Danke, Glianti, ich schaff’s allein. Nicole, wenn die Fete losgeht, weckst du mich bitte, ja?«
    »Aber klar!« erklärte die Hexe nachdrücklich. »Mit einem Kuß…«
    Sie sahen ihm nach, wie der Meister des Übersinnlichen sich davonbegab. Glianti schüttelte den Kopf.
    Als sein Blick wieder auf Nicole fiel, glaubte er eine halbe Sekunde lang, sie doppelt zu sehen. Als er mit den Lidern zwinkerte und genauer hinsah, war die Erscheinung verschwunden.
    Ich bin doch nicht betrunken, dachte er.
    Dann sah er auf seine Armbanduhr. Die Zeit schritt voran, bald schon würden die ersten Gäste eintreffen.
    Der Arzt blieb im Saal, während nun auch Nicole Duval ihm kurz zunickte und dann ebenfalls nach oben ging. Sie suchte ihr Zimmer auf.
    Mik Hansen war dagewesen, der Magier. Der Para, der sie aus dem Jahrtausendschlaf geweckt hatte. Sie sah es sofort.
    Auf dem kleinen Nachttischchen neben ihrem Bett lag eine Pistole.
    ***
    Am späten Nachmittag begann die Geburtstagsparty der Lady April Hedgesons. Sir Francis, noch etwas blasser als am Vormittag, hielt sich im Hintergrund. Auch Uneingeweihte erkannten, daß er sich gesundheitlich nicht auf der Höhe fühlte. Und - noch mehr. Hedgeson hatte Angst.
    Nur Zamorra und Hedgeson selbst kannten den Grund dieser Angst - und Yanaa, die Nebelhexe. Mik Hansen ahnte höchstens etwas davon. Die genauen Einzelheiten des Paktes, den der Lord mit dem Bösen geschlossen hatte, kannte auch er nicht.
    Morris »James« Dennessey hatte seine große Stunde. Der Butler war überall, hörte alles, sah alles und erledigte alles. Und trotzdem spürte man seine Anwesenheit kaum. An diesem Tag bewies Dennessey, wofür er sein immens hohes Gehalt bezog.
    Hin und wieder assistierte ihm Mik Hansen. Der Butler machte sich so seine eigenen Gedanken über die Funktion dieses Mannes, der seit kurzem auf der Gehaltsliste des Lords stand. Ohne eine nähere Bezeichnung der Tätigkeit, die dieser Mann auszuführen hatte.
    Das einzige, was Dennessey auffiel, war, daß dieser Fremde, der seiner Nase nach früher Berufsboxer gewesen sein mußte, zeitweise förmlich geistig abwesend wirkte und daß er über Dinge Bescheid wußte, die er eigentlich gar nicht hätte wissen können. Er schien durch Wände sehen zu können.
    Dennessey und Hansen hatten den großen Speisesaal zum Partyraum umfunktioniert. Mit ein paar Handgriffen war der große Tisch an die Wand gerückt worden und nahm nun die Tabletts des kalten Büfetts auf, das regen Zuspruch der Gäste verzeichnete. Aus der Lautsprecheranlage rieselte Hintergrundmusik, urd in der Raummitte hatten es einige wenige der Gäste schon geschafft, ein Tänzchen durchzuführen.
    Hansens Augen funkelten. Immer wieder

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