0128 - Die Hexe aus dem Fluß
und Dämonen gleichermaßen benutzt worden sein sollte. Nur wenige Dhyarra-Kristalle gab es auf der Erde, und niemand wußte, aus welcher Dimensionsfalte sie eingedrungen waren. Vielleicht würde es irgendwann einmal jemand herausfinden…
Dhyarra-Kristalle waren Super-Verstärker, die aus Para-Begabten Titanen auf magischem Gebiet machen konnten. Richtig eingesetzt, konnte man mit einem Kristall die Welt beherrschen - oder zerstören…
Der Dhyarra-Kristall sollte zu einer Zeitzünderbombe werden. Hansen hatte seine geistigen Befehle bereits »eingespeichert«. Begierig hatte der bläulich funkelnde magische Stein die Para-Anweisungen in sich aufgesogen und würde entsprechend selbstständig aktiv werden. Auslöser für diese Aktivität war das Anschwellen magischer Kräfte in seiner unmittelbaren Nähe, der Moment also, in dem Yanaas Geist in ihren Nebelkörper zurückkehrte. Dann würde der Dhyarra-Kristall eine magische Todesstrahlung aussenden, die Yanaa in Sekundenbruchteilen zersetzen würde. Hansen brauchte sich nicht auf den exakten Zeitpunkt festzulegen, an dem Yanaa aus Nicoles Körper verschwand. Der Kristall übernahm diese Arbeit für ihn. Er würde warten und lauern…
Hansen verließ das Gebäude, trat ins Freie und ging mit raschen Schritten auf das Nebenhaus zu, in dem sich Nicole Duval, gefangen in Yanaas Körper, in einem durch magische Sperren gesicherten Raum befinden mußte.
In der Eingangstür stockte sein Schritt.
Seinem tastenden Geist fehlte jede Resonanz. Das Zimmer war leer! Er konnte kein Gehirnmuster erkennen!
Nicole - verschwunden? Denn so gut konnte sie sich nicht abschirmen. Irgend etwas hätte er feststellen müssen!
Mit langen Schritten hastete er zur Zimmertür, brach die magischen Siegel und ließ die Tür krachend auffliegen. Breitbeinig und kampfbereit stand er da und sah seine Befürchtung bestätigt.
Das Zimmer war leer! Nicole Duval verschwunden!
»Wie hat sie das gemacht?« kam es über seine Lippen. Fassungslos stellte er fest, daß das magische Siegel am Fenster unversehrt war, und das an der Tür hatte er selbst erst beseitigen müssen, um die Tür öffnen zu können!
Trotzdem war die junge Frau aus einem perfekt abgeriegelten Raum entkommen!
Mik Hansen glaubte, in einen bodenlosen Abgrund zu stürzen. Das Fehlen des Hexenkörpers beraubte ihn der Möglichkeit, den Dhyarra-Kristall darauf anzusetzen! Er konnte nicht mehr verhindern, daß die Nebelhexe in ihren Körper zurückkehrte, ohne dabei vernichtet zu werden!
»Verdammte Hexe!« stieß er hervor. »Bist du Aas schon wieder schlauer und schneller gewesen als ich und hast deinen eigenen Körper entführt, um ihn vor mir zu schützen?«
Aber das konnte doch nicht sein. Er hatte doch Nicole Duval alias Yanaa noch im Haupthaus gesehen, bevor er jetzt gerade hinausging, und daran, daß die Nebelhexe auch über die Kraft der Telekinese oder der Fremdmaterialisation verfügte, konnte er nicht glauben. Das überstieg ihre Fähigkeiten bei weitem.
Dann mußte Nicole Duval doch aus eigener Kraft entkommen sein. Aber wie hatte sie es gemacht?
War sie auch eine Hexe?
Fast war Mik Hansen geneigt, es anzunehmen.
Mit einem fauchenden Laut machte er kehrt und eilte ins Hauptgebäude zurück. Dabei wirkte er wie ein zorniger Wolf.
Er mußte den Hexenkörper finden!
***
»Wo ist er?« raunte Mik Hansen erbost. Yanaa wandte ihren Nicole-Kopf ihm zu und gab dem Gesicht einen erstaunten Gesichtsausdruck. »Wer? Zamorra? Der ist aus Verona noch nicht zurückgekehrt!«
Zornig starrte Hansen sie an. Sie waren unbeobachtet; dennoch dämpfte der Vertraute Asmodis’ die Stimme, als er zischte: »Du weißt ganz genau, wen ich meine, Hexe! Deinen Nebelkörper! Wo ist er?«
Jetzt war das Erstaunen Yanaas echt. »Ich weiß nicht, wovon du redest«, gab sie zurück. »Hast du das Zimmer nicht selbst versiegelt?«
»Die Siegel sind ungebrochen, und der Körper ist fort! Stell dich nicht dümmer, als du bist!« fuhr Hansen sie an. »Nur du mit deinen Hexenkräften kannst Nicole Duval an den Siegeln vorbei geschleust haben! Rede!«
Eine steile Falte erschien auf der Nicole-Stirn. »Selbst wenn ich es getan hätte - glaubst du im Ernst, ich würde es dir sagen?« fragte sie verärgert. »Du willst mich töten, wenn alles vorbei ist, ja? Oh, ich habe dich längst durchschaut, Mik Hansen!«
Und ich dich auch, du Biest, dachte Hansen. Aber nicht mit mir! Mir saugst du nicht die Seele aus dem Hirn! Vorher gefährde ich den Plan
Weitere Kostenlose Bücher