0133 - Dr. Tods Horror-Insel
Keiner der 20 Männer auf der Bohrinsel ahnte, daß das Grauen bereits zu ihnen unterwegs war. Sie beschäftigten sich mit anderen Dingen.
Mit der Rückkehr!
Endlich hatte dieses Mistleben ein Ende, das Leben ohne Alkohol und Frauen, eingepfercht auf den wenigen Quadratmetern, mit dem immer stinkenden Ölgeruch, den schreienden Vorgesetzten, dem Quietschen und Kreischen des Bohrers, dem Summen der Generatoren.
Und dabei waren die letzten 20 noch länger auf der Bohrinsel in der Nordsee. Denn die Insel sollte aufgegeben werden. Sie war veraltet, hatte bei Stürmen schon bedrohlich gewankt, so daß sich die Verantwortlichen entschlossen hatten, das künstliche Monstrum aufzugeben.
Die Männer verrichteten nur Restarbeiten.
In zwei Tagen sollten sie abgeholt werden.
In allen Männern steckte die Vorfreude, an eine drohende Gefahr dachte niemand.
Sie war aber da!
Ein paar Meilen nur entfernt lauerte sie. Zuerst war sie nur ein hauchdünner Schemen auf dem Wasser, dann verdichtete sich der Schemen innerhalb von Minuten zu einer dicken Wolke, die auch ihre Form nicht behielt, sondern sich wie ein Teppich auf den graugrünen Wellen der Nordsee ausbreitete.
Der Todesnebel war wieder da!
Der unheimliche, gefährliche Nebel, den Dr. Tod bereits gegen eine kleine Stadt geschickt hatte, war einfach nicht zu vernichten.
Ein mörderischer Hauch, ein Gruß aus der Hölle, ein Nebel, der sich aus den Seelen Getöteter gebildet hatte.
Eine furchtbare Waffe in der Hand eines Mensch-Dämons wie Dr. Tod.
Denn er hatte den Nebel geschickt. In seinem Schutz wollte er operieren. Und er suchte ein Quartier.
Die Bohrinsel kam ihm gerade recht. Er hatte davon gelesen, daß sie aufgegeben werden sollte, und das sah Solo Morasso, wie Dr. Tod auch noch hieß, gar nicht ein.
Er wollte die Plattform besitzen. Und es entsprach seiner verbrecherischen Mentalität, daß er nicht erst wartete, bis die 20 Männer von der Insel verschwunden waren, sondern sofort seinen Todesnebel schickte.
Wie gesagt, er war erstarkt, die Seelen der Getöteten hatten ihm noch mehr Kraft gegeben.
Und er wogte heran.
Vom Westen her war der Wind sogar zu einem regelrechten Sturm geworden, der das Wasser aufpeitschte und riesige Wellen wie gläserne Berge aussehen ließ. Auf den Wellenkämmen gischteten helle Schaumstreifen, die hin und wieder in sprudelnden Tälern verschwanden, um sich in langen Streifen aufzulösen.
Der Wind heulte und pfiff. Schiffe, die die Nordseeroute fuhren, stampften durch die aufgewühlte See.
Es herrschte typisches Herbstwetter. Und die Nordsee wurde zu einer kochenden, gischtenden Wasserhölle.
Den Männern auf der Bohrinsel gefiel dieses Wetter ebenfalls nicht. Wenn es anhielt, dann war es so gut wie unmöglich, sie abzuholen. Sie mußten warten, bis sich die See wieder ein wenig beruhigt hatte.
Das eben konnte die Emotionen der Leute hochpeitschen. Und das wußte auch Mark Brennan, Chef der Bohrinsel. Er war ein harter Bursche, dazu noch intelligent. Die Männer akzeptierten ihren Oberingenieur, der seinen Grips ebenso ausnutzen konnte wie seine Muskeln. Brennan stammte aus Schottland und hatte sich vom einfachen Ölarbeiter hochgedient. Mit seinen weißblonden Haaren sah er eher aus wie ein Nordländer. Die Haut war sonnenbraun, die Augen blickten klar und hatten eine rauchgraue Farbe.
Es gab auf der Bohrinsel, die auf vier gewaltigen eisernen Pfählen stand, eine Art Brücke, wo sich auch die Kommandozentrale der künstlichen Insel befand.
Und hier stand Mark Brennan wie ein Fels. Er hielt ein Glas vor den Augen, hatte sich breitbeinig aufgebaut, um die Schwingungen der Insel auszugleichen.
Sein Stellvertreter, Harry Poole, befand sich ebenfalls bei ihm.
Poole gehörte zu den Typen, die das Abenteuer liebten und schon überall ihr Geld verdient hatten. Sei es bei einem Staudammbau, auf einer Bohrinsel oder bei der Seefahrt.
Die Wellen wuchteten gegen die Pfeiler, wurden gebrochen, und lange Gischtstreifen spritzten hoch bis zur unteren Plattform. Zum Glück regnete es nicht, so daß die Sicht wenigstens einigermaßen klar war.
»Ein Scheißwetter«, fluchte Poole und klopfte sich eine Zigarette aus der Packung. Hier oben war einer der wenigen Orte, wo geraucht werden durfte.
»Du sagst es«, erwiderte Brennan.
»Und auf mich wartet ein Weib«, grinste Poole.
Mark warf ihm einen schiefen Blick zu, den Poole über die Flamme des Feuerzeugs hinweg erwiderte. »Ist was?«
»Wenn die Frau dich liebt, dann wartet
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