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014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

Titel: 014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Hände rieb, als ob er sie mit unsichtbarer Seife wüsche.

2
    »Gestatten Sie - Mr. Milburgh«, stellte Lyne etwas verlegen vor. Wenn Milburgh die letzten Worte seines Chefs gehört hatte, verriet er doch in keiner seiner Bewegungen etwas davon. Er lächelte nicht nur oberflächlich, sondern man sah vollkommene Zufriedenheit in seinen wenig ausdrucksvollen Zügen. Tarling schaute ihn schnell an und zog seine eigenen Schlüsse. Der Mann war ein geborener Lakai, hatte ein plumpes Gesicht, einen kahlen Kopf und nach vorn gebeugte Schultern, als ob er in jedem Augenblick bereit sei, eine Verbeugung zu machen und demütig Rede und Antwort zu stehen.
    »Schließen Sie die Tür, Milburgh, und nehmen Sie Platz. Dies ist Mr. Tarling - ein Detektiv.«
    »Sehr interessant, Mr. Lyne.«
    Milburgh verneigte sich ehrerbietig vor Tarling. Der Detektiv beobachtete ihn genau, aber Mr. Milburgh errötete weder, noch wurde er blaß, auch seine Gesichtsmuskeln zuckten nicht. Tarling nahm keins der Anzeichen wahr, durch die sich ihm gegenüber Verbrecher schon so oft verraten hatten. »Ein gefährlicher Mensch«, dachte er.
    Er warf einen Blick zu Ling Chu hinüber, um zu erkennen, welchen Eindruck Milburgh auf ihn gemacht hatte. Jeder andere Beobachter hätte nichts Besonderes an dem Gesichtsausdruck und der Haltung des Chinesen entdecken können. Aber Tarling sah, daß seine Lippen fast unmerklich zuckten und seine Nasenflügel sich ein wenig hoben. Das waren untrügliche Anzeichen dafür, daß Ling Chu ein Verbrechen witterte.
    »Mr. Tarling ist Detektiv«, wiederholte Lyne. »Ich hörte sehr viel von ihm, als ich in China war. - Sie wissen doch, daß ich mich auf meiner Weltreise drei Monate in diesem Land aufhielt?« fragte er Tarling, der nur kurz nickte.
    »Ja, ich weiß es, Sie wohnten im Bund-Hotel und verkehrten damals viel in dem Eingeborenenviertel. Sie machten auch eine unangenehme Erfahrung, als Sie einmal Opium rauchten.« Lyne wurde rot, dann lachte er. »Sie wissen ja viel mehr von mir als ich von Ihnen, Tarling!«
    Man konnte an seinem Ton hören, daß ihm die letzte Bemerkung unangenehm gewesen war. Er wandte sich wieder an seinen Angestellten.
    »Ich habe allen Grund zu der Annahme, daß in meinem Geschäft Gelder entwendet werden, und zwar von einem Angestellten in der Hauptkasse.«
    »Das ist ganz unmöglich!« rief Mr. Milburgh entsetzt. »Ganz unmöglich! Wer sollte das getan haben? Aber ich bewundere Ihren Scharfsinn, Mr. Lyne, daß Sie das herausgefunden haben. Ich habe ja schon immer gesagt, daß Sie alles genau beobachten, selbst das, was wir alten Geschäftsleute übersehen, selbst wenn es sich vor unseren Augen abspielt!«
    Mr. Lyne lächelte geschmeichelt.
    »Es wird Sie interessieren, Mr. Tarling, daß ich hierin selbst einige Kenntnisse, ja ich möchte sogar sagen, daß ich Beziehungen zur Verbrecherwelt habe. Sie wissen vielleicht, daß ich so einen unglücklichen Menschen in gewisser Weise betreue. Ich habe in den letzten vier Jahren alles mögliche versucht, um ihn zu bessern. In einigen Tagen kommt er wieder einmal aus dem Gefängnis. Ich habe diese ganze Mühe auf mich genommen«, sagte er bescheiden, »weil ich fühle, daß es die Pflicht gerade der Leute ist, die sich in glücklicher Vermögenslage befinden, anderen zu helfen, die nicht dieselben günstigen Bedingungen in dem harten Kampf ums Dasein haben.«
    Auf Tarling machten diese Worte keinen Eindruck.
    »Wissen Sie, wer Sie dauernd bestohlen hat?« fragte er kurz.
    »Ich habe allen Grund anzunehmen, daß es ein junges Mädchen ist. Ich war gezwungen, sie heute ohne Kündigung zu entlassen, und ich möchte Sie bitten, sie zu überwachen.«
    Der Detektiv nickte.
    »Das ist eine verhältnismäßig einfache Sache.« Ein schwaches Lächeln huschte über seine Züge. »Haben Sie denn in Ihrem großen Geschäft nicht einen Privatdetektiv angestellt, der sich dieser Sache widmen könnte? Ich kümmere mich wirklich nicht um so kleine Diebstähle. Als ich hierherkam, dachte ich, daß es sich um eine größere Aufgabe handelte.« Er sprach nicht weiter, da es unmöglich war, in Gegenwart Milburghs mehr zu sagen.
    »Ihnen mag die Sache klein erscheinen, aber mir ist sie sehr wichtig«, entgegnete Mr. Lyne ernst. »Hier ist ein Mädchen, das in hohem Ansehen bei allen Mitangestellten steht und infolgedessen einen großen Einfluß auf deren moralische Ansichten hat. Sie hat wahrscheinlich dauernd die Bücher gefälscht und die Firma um Geld betrogen und

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