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014 - Die Insel der wandelnden Toten

014 - Die Insel der wandelnden Toten

Titel: 014 - Die Insel der wandelnden Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Schärfe, war mit dem Ergebnis aber nie zufrieden.
    »Was ist denn, Paolo?« rief der Küchenchef der Grotta Marcello über den Lärm hinweg. »Holst du nun endlich das Fleisch aus dem Kühlraum, oder muß ich dir Beine machen? Wenn sich auch nur einer von den Gästen beschwert, daß er zu lange warten muß, dann ziehe ich dir die Ohren lang.«
    Paolo Ferraro spurtete in den Keller. Er war nicht besonders klug, dafür aber der geborene Metzger. Er war so stark, daß er einen halben Ochsen mühelos mit sich spazieren tragen konnte, und er war Schlächter aus Leidenschaft. Sprudelndes Blut aus einer Rinderkehle war für ihn ein faszinierender Anblick. Sein Beruf hatte ihn abgestumpft. Ihm machte es daher auch nichts aus, eine Menschenkehle durchzuschneiden, was er schon mehr als einmal getan hatte, ohne deswegen Gewissensbisse zu verspüren. Er schob den Riegel des Kühlraums zurück, öffnete die schwere Tür und drehte das Licht an. Wo jetzt die Rinder- und Schweinehälften an den Haken hingen, hatten auch schon ausgeblutete Körper von Männern gehangen. Aber das war schon lange her.
    Paolo besah sich die einzelnen Rinderhälften und drehte sie herum, um sie besser taxieren zu können. Dabei ließ er seine Blicke immer wieder zum rückwärtigen Teil des Kühlraumes wandern. Paolo wußte, daß dort vorübergehend vier Leichen einquartiert worden waren. Er selbst hatte sie im Auftrag von Signore Sanza im Kühlraum untergebracht. Aber Paolo war sich gar nicht sicher, ob es sich um echte Leichen handelte. Sie sahen eher wie Attrappen aus, wie man sie für Filmaufnahmen verwendete. Er wußte das, weil er selbst schon mal eine Saison lang in Cinecitta als Statist tätig gewesen war. Die Gummipuppen hatten so ausgesehen wie diese vier Leichen. Nur waren die Leichen nicht angemalt, sondern weiß wie Gips, und sie waren auch genauso steif.
    Aber Signore Sanza hatte gesagt, er solle sie gut kühlen, sonst würden sie auftauen und fürchterlich stinken. Das konnte Paolo nicht glauben. Andererseits – warum sollte ihn Signore Sanza anlügen? Die anderen nahmen ihn schon mal auf den Arm, aber nicht Signore Sanza. Ob er mal nachschauen sollte, was aus den Leichen geworden war?
    Er vergaß, daß der Küchenchef auf Nachschub wartete. Seine Neugier war stärker als alles andere. Seine Beine setzten sich wie von selbst in Bewegung und trugen ihn tiefer in den Kühlraum hinein. Er bahnte sich seinen Weg zwischen den Rinderhälften hindurch, die er spielerisch wie Punchingbälle zur Seite stieß.
    Plötzlich blieb er stehen. War da nicht eben ein Geräusch gewesen? Nein, das konnte nicht möglich sein. Er mußte sich geirrt haben. Noch einen Schritt, dann hatte er den freien Platz an der Rückwand des Kühlraumes erreicht, wo er die steifen und kalkweißen Körper aufgebahrt hatte. Er traute seinen Augen nicht, als er sah, daß keiner der vier mehr weiß war. Sie hatten sich schwarz verfärbt und wirkten auch nicht mehr steif. Es sah so aus, als seien sie förmlich zerflossen. Und sie stanken.
    Paolo hielt sich die Nase zu und wollte kehrtmachen, um Signore Sanza zu berichten, daß die Leichen trotz aller Vorsichtsmaßnahmen aufgetaut waren, da kam aus der Kehle des einen ein gurgelnder Laut, der Paolo vor Schreck erstarren ließ. Während er noch wie gelähmt dastand, begann sich der schwarze, stinkende Leichnam zu bewegen. Er hob den Arm, als wollte er nach Paolo greifen, und dabei fielen einige der schwarzen Fleischstücke ab.
    Paolo wich zurück. Da erhob sich der verwesende Leichnam und schwankte auf seinen knöchernen, von zerfressenen Sehnen und Muskeln zusammengehaltenen Beinen auf ihn zu. Paolo ging noch einen Schritt rückwärts, aber da schlug eine Ochsenhälfte gegen seinen Rücken und schleuderte ihn genau in die Arme des Scheusals. Aus dessen Rachen kam wieder ein gurgelnder Laut, als es Paolo seine glitschigen Hände um den Hals legte. Paolo wußte sich nicht mehr anders zu helfen, als dem Leichnam das lange Fleischermesser zwischen die Rippen zu stoßen. Das Messer ging durch den Körper hindurch, als wäre er aus Butter.
    Paolo stieß wieder zu, immer wieder, doch der lebende Leichnam verkraftete die Messerstiche und schleuderte Paolo zur Seite. Zwischen den Rinderhälften eingeklemmt, sah er, daß auch die drei anderen Toten sich erhoben und ihrem Anführer zum Ausgang folgten.
    Paolo wurde übel. Als er auf seine Hände blickte und sah, daß sie sich ebenfalls schwarz verfärbt hatten, wollte er schreien, doch das

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