Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
014 - Die Insel der wandelnden Toten

014 - Die Insel der wandelnden Toten

Titel: 014 - Die Insel der wandelnden Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
Obwohl ich bei lebendigem Leibe verfaule, kann ich noch denken. Die anderen – meine drei Freunde – sind viel schlimmer dran.«
    Umberto hatte sich als erster von seinem Schrecken erholt. »Sollen wir Don Chiusa benachrichtigen?« fragte er.
    Der Mann mit dem verwesenden Körper nickte. »Du mußt ihm alles sagen, Umberto.«
    »Wieso kennst du meinen Namen?« fragte Umberto verblüfft.
    Der andere gab ein Krächzen von sich, das wohl ein Lachen sein sollte. »Ich kenne dich, weil ich dein Freund bin. Du erkennst mich wohl nicht mehr? Na, viel ist von mir auch nicht mehr übriggeblieben, und der Rest wird nach und nach verfaulen.«
    Umberto verzog das Gesicht und fragte zögernd: »Marco?«
    »Ja, ich bin Marco. Ich …«
    »Was ist geschehen? Wer hat dir das angetan? Sage es mir! Ich schwöre dir, dich zu rächen, Marco.«
    Marco machte eine fahrige Handbewegung, und die Kuppe seines kleinen Fingers fiel ab. »Du hilfst mir und dem Don – und allen anderen, wenn … wenn du den Don warnst. Niemand soll der Teufelsinsel zu nahe kommen.«
    »Wart ihr dort?«
    Marco nickte. »Wir wollten daran vorbeifahren. Aber dann tauchte das nackte Mädchen auf. Es hat uns verhext. Es tänzelte leichtfüßig über die Wellen, und wir mußten ihm folgen. Ihr werdet mich für verrückt halten, aber erzählt Don Chiusa alles so, wie ihr es von mir hört. Das Mädchen lockte uns zur Insel. Dort …« Marco bäumte sich wie ein nach Luft schnappender Fisch auf. Er taumelte zurück, machte mit den Händen rudernde Bewegungen und kreischte markerschütternd.
    Umberto umklammerte mit beiden Händen die Seile. Seine Knöchel traten weiß hervor. Es schmerzte ihn, zusehen zu müssen, wie sein Freund bei lebendigem Leib verfaulte, und ihm nicht helfen zu können.
    »Die Sonne. Ich ersticke!«
    Das waren Marcos letzte Worte. In diesem Moment traf ihn der erste Strahl der aufgehenden Sonne. Er erstarrte mitten in der Bewegung. Seine schwarze Haut und das verfaulte Fleisch wurden von den Sonnenstrahlen gebleicht. Die Hände über den Kopf erhoben und abwehrend von sich gestreckt, gleichsam zu Stein erstarrt, so stand er einige Sekunden lang da. Dann kippte er zur Seite.
    »Wir werden das Schiff ins Schlepptau nehmen«, sagte Umberto.
    Sein Vater, der immer noch unter dem Eindruck dieses entsetzlichen Erlebnisses stand, nickte nur, kniete mit ausdruckslosem Gesicht nieder, bekreuzigte sich und betete. Neben ihm beugte sich sein jüngerer Sohn über die Bordwand und übergab sich.
    Nur Umberto hatte seine Fassung bewahrt. Er sprang auf die Jacht hinüber, um die Ankerkette zu holen und am Heck ihres Kutters zu vertäuen. Als er einen Blick in die Kajüte warf, sah er darin drei weitere menschliche Gestalten. Sie waren noch übler zugerichtet als Marco, und auch sie schienen zu Steinstatuen erstarrt zu sein.

    Der Mann mit der abgesägten Schrotflinte saß lässig auf der Mauer der Einfahrt und ließ die Füße herunterbaumeln. Die wachsamen Augen waren auf die staubige Straße gerichtet, die sich in Serpentinen ins Tal hinunterwand und auf der anderen Seite des Flusses in die Staatsstraße 115 mündete. An dieser Straße lag Mazara del Vallo.
    Der Mann schien zu dösen, obwohl er die Augen geöffnet hatte. Sein Körper war zusammengesunken, die Hände hielten locker die Schrotflinte. Auf seinem braungebrannten Gesicht war kein einziger Schweißtropfen zu sehen, obwohl die Junisonne heiß vom Himmel brannte.
    Er saß stocksteif da, nur der Grashalm zwischen seinen Zähnen wippte unaufhörlich auf und ab. Einmal drehte er sich um, als hinter ihm helles Lachen ertönte, und er grinste, als er zwischen Zwergpalmen, Agaven und Opuntien einen gebräunten Mädchenkörper erblickte. Das Mädchen hatte nichts an. Es winkte ihm aufreizend zu, die kleinen Brüste wippten, als es zu dem weißgekalkten Haus mit dem flachen, schwarzgebeizten Holzdach hinauftänzelte.
    Der Mann wandte sich wieder um, versank aber nicht erneut in seine lässige Warteposition, sondern richtete sich langsam auf. Seine Augen glichen jetzt denen eines Falken, die Hände umfaßten die Schrotflinte mit dem abgesägten Lauf fester, und sein Körper straffte sich.
    Auf der gewundenen Straße war eine Staubwolke zu sehen. Der Wachposten erkannte mit scharfem Blick, daß es sich bei dem Wagen um einen Alfa Romeo handelte. Es saß nur ein Mann darin. Als der Wagen mit röhrendem Motor auf die Einfahrt des Anwesens zugeschossen kam, sprang der Wachposten von der Mauer und landete sicher

Weitere Kostenlose Bücher