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Das Janus-Monster

Das Janus-Monster

Titel: Das Janus-Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Nagato blieb vor der Kellertür stehen und holte den Revolver hervor.
    Gelassen schraubte er den Schalldämpfer auf die Mündung. Im Prinzip war es nicht nötig, denn in dieser Abgeschiedenheit hätte kein Fremder den Schuss gehört. Der Mann wollte trotzdem auf Nummer Sicher gehen.
    Er mochte die Umgebung nicht. Sie war ihm zu schmutzig. Nur konnte er sich als Henker die Orte seiner Taten nicht aussuchen. Die waren durch andere vorbestimmt worden. Er ging dorthin, wo man ihn hinbestellte und machte seine Arbeit gut. Egal, welche Waffe man ihm anvertraute, er sorgte stets für ein schnelles und sicheres Ende. Auf dem Weg in den Keller hatte ihn niemand beobachtet. Er war dafür bekannt, dass er zu den lautlosen Killern gehörte. Spuren hinterließ er nie. Er war ein Phantom, das zusätzlich für eine perfekte Tarnung gesorgt hatte.
    Den Mann, den er an diesem Abend töten sollte, kannte er nicht. Es war wie immer. Zu seinen Opfern hatte er nie persönliche Beziehungen gepflegt. Hingehen, töten, verschwinden. Es war Nagato auch egal, ob er einen Mann oder eine Frau umbrachte. Bei ihm musste nur die Kasse stimmen, und das war stets der Fall.
    Die Kellertür besaß ein Schloss. Den passenden Schlüssel hatte man Nagato geschickt. Er holte ihn aus der Tasche hervor, und schob ihn ins Schloss. Er brauchte keine Furcht davor zu haben, gestört zu werden.
    Das Haus war leer. Der Keller war ebenfalls leer - bis auf dieses eine Verlies, das Nagato nun öffnete. Er beeilte sich nicht. Zeit stand ihm genug zur Verfügung. Die Tür hatte stärker ausgesehen, als sie es tatsächlich war. Relativ leicht schwang sie ihm entgegen.
    Der Mann starrte in das dunkle Loch. Er sah sein Opfer nur schemenhaft, denn im Verlies gab es kein Licht. Dafür strömte ihm der Geruch entgegen. Nagato verzog die Nase. Er mochte diesen Gestank nicht. In ihn hinein mischten sich die Ingredienzien der Angst. Mochte für ihn ein Menschenleben auch keinen Wert haben, die Mischung aus Todesschweiß und manchmal auch Urin ging ihm gegen den Strich.
    Eine Hand hatte Nagato frei. Er holte die flache Lampe hervor und schickte den Strahl nach vorn. Der Delinquent hockte auf dem Boden.
    Seinen Rücken hatte er gegen die Mauer gepresst. Er war gefesselt und geknebelt. Die Augen waren ihm nicht verbunden worden. Über dem Klebebandstreifen sahen sie aus wie große Kugeln, in die sich die Angst hineingefressen hatte. Auf der Haut klebte der Schweiß. In ihn hatte sich der Schmutz hineingemischt, und aus seiner Nase war eine helle Flüssigkeit gelaufen. Er trug helle Kleidung. Der Kopf war beinahe kahl geschoren. Die Hose in Höhe des Schritts war nass.
    Nagato ekelte sich wieder. Er mochte den Angstgeruch nicht.
    Menschen sollten auch im Tod noch ihre Würde behalten. Das war bei dieser Person nicht der Fall. Sie hatte sich gehen lassen. Jeder Feind hätte vor ihr ausgespieen. Auch Nagato verachtete ihn. Den Grund für das Todesurteil kannte er nicht. Er wollte ihn auch gar nicht hören. Man wandte sich an ihn, um gewisse Probleme aus der Welt zu schaffen, das war alles.
    Wie oft spiegeln Blicke der Menschen ihren Zustand wider. Hier war es nicht anders. Der Killer las in den Augen die Summe der Schrecken, die das Opfer durchlitten hatte. Nur störte er sich daran nicht. Mitleid konnte er sich nicht leisten. Es wäre einfach das Ende seiner Karriere gewesen und damit sein Tod. Seine Auftraggeber fanden immer einen, der besser war als er. Dies akzeptierte er, und deshalb wich er keinen Schritt von den bestimmten Regeln ab.
    Er ging auf den Mann zu. Einen Schritt nur, das reichte völlig aus. Der Schein der Lampe blieb auf das Gesicht des Opfers gerichtet. Es bewegte sich jetzt. Unter dem Klebeband drangen dumpfe Laute hervor.
    Worte, die nicht mehr gesprochen werden konnten und deshalb so verfremdet klangen.
    Nagato störte das nicht. Er blieb eiskalt. Der Schalldämpfer saß perfekt wie die Stricke, die jemand um den Körper des Mannes gebunden hatte. Sie umschlangen die Beine und die Arme des Mannes.
    Dennoch schaffte er es, die Beine anzuziehen. Er schabte mit den Hacken über den rauhen Boden hinweg, als wollte er Nagato eine letzte Botschaft übermitteln, es doch nicht zu tun.
    Es hatte keinen Sinn. Jemand wie Nagato hatte noch nie gezögert, einen Auftrag durchzuführen.
    Er schaute in die Tiefe. Der Keller war schmutzig. Der Dreck lag wie festgebackener Schleim auf dem Boden. Genau die richtige Umgebung, um zu sterben.
    Der Gefangene versuchte es noch

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