0156 - König der Druiden

zum Scheitern verurteilt.«
    »Ungläubiger Thomas«, und zum erstenmal brüllte Merlin ihn wütend an! »Zamorra, dein Experiment scheiterte, weil du nicht Merlin bist! Mir stehen andere Möglichkeiten zur Verfügung, und darum werden wir die Vergangenheit verändern und das Weltentor rechtzeitig schließen können! Es ist die einzige Chance, die uns bleibt, oder in ein paar Tagen ist diese Welt eine Sklavenkolonie der Meeghs!«
    Nie zuvor hatte Zamorra Merlin in diesem erregten Zustand erlebt. Nie zuvor war der Uralte und Weise dermaßen aus der Rolle gefallen und hatte sich zu einem Zornesausbruch hinreißen lassen.
    weil du nicht Merlin bist!
    Sekundenlang vermutete Zamorra erschrocken, daß Merlin sich damit göttliche Fähigkeiten zuschrieb, aber war er nicht im Altertum von den Kelten als Gott verehrt worden?
    Mardhin!
    … weil du nicht Mardhin bist!
    Aber Mardhin - Merlin - war doch kein Gott, sondern ein Wesen aus Fleisch und Blut, ein Druide, der mit superstarken Para-Fähigkeiten begabt war und der selbst nie gewollt hatte, als Gott verehrt zu werden! Hatte er deshalb vor tausend Jahren die Kelten verlassen, um später im Sagenkreis um König Arthur wieder aufzutauchen?
    Merlin sah Zamorra an, und seine uralten und jungen Augen, die schockgrün strahlten wie Druiden-Augen, zwangen den Mann, der Meister des Übersinnlichen genannt wurde und dennoch im Vergleich mit Merlin ein Zauberlehrling war, in seinen Bann.
    »Zamorra«, hörte der Parapsychologe Merlin fragen. »Zamorra, bist du bereit, mit mir in die Vergangenheit zu gehen und das Weltentor zu schließen?«
    Und der Zauberlehrling - der Dämonenvernichter Zamorra - nickte!
    Er vertraute dem Keltengott Mardhin!
    »Dann laß uns keine Zeit verlieren«, sagte Merlin. Aber Gryfs Zuruf stoppte ihn abermals.
    »Merlin, hast du mir nicht einmal erklärt, daß das Schließen von Weltentoren über kurz oder lang zu einer Katastrophe führen muß? Zu einem Stillstand der Entwicklung?«
    War Merlin in den letzten Sekunden größer geworden?
    Wie ein Titan aus fernen Zeiten wirkte er, als er vor Gryf stand und dem Silbermond-Druiden entgegenschleuderte: »Gryf, hast du vergessen, was ich Zamorra vor ein paar Minuten in anderer Form fragte? Gryf, hast du vergessen, daß ich Merlin bin?«
    Unter der Macht seiner Worte schrie Gryf auf, taumelte und wandte sich ab. Zamorra hörte ihn nur noch stöhnen.
    »Merlin… Merlin…«
    Und da nahm Merlin, der Mächtige, der keltische Gott Mardhin, Hautkontakt mit Zamorra auf!
    »Das Amulett!« dröhnte Merlins Stimme. »Du mußt es in die Vergangenheit steuern, Zamorra, weil ich es dir entfremden würde… Zamorra, bring uns in die Vergangenheit!«
    Zamorra fühlte Merlins Hände auf seinem Nacken und spürte die Macht, die ungeheure Kraft, die von Merlin auf ihn überfloß. Unwillkürlich erschauerte er. Kosmische Kräfte wirkten hier. Plötzlich spürte der Professor Angst vor der Macht, über die Merlin verfügte. Macht, die gleichzeitig eine furchtbare Verantwortung in sich barg. Mit seiner Zauberkraft vermochte Merlin Galaxien zu zerfetzen.
    Und doch war er in der Gegenwart hilflos gegenüber dem Angriff der Meeghs…?
    Die Umgebung verschwamm.
    Ein Lied klang auf. Gryf und Teri sangen. Zamorra erkannte die Melodie und den Text. Das Lied, keltischen Ursprungs, drückte Melancholie und Hoffnung zugleich aus. The Foggy Dew im keltischen Urtext!
    Machtvoll schwoll der Druidengesang an, während die Welt um Zamorra und Merlin verblaßte. Das Lied war der letzte Eindruck, den Zamorra mit in die Vergangenheit nahm…
    ***
    Nacht über dem Tal!
    Nacht über dem Dorf!
    Nacht über dem Weltentor! Grell funkelten die Sterne am Himmel und lockten mit ihrer hellen Pracht. Ein unerklärliches Gefühl der Sehnsucht erfaßte Zamorra. Unwillkürlich fühlte er sich zu diesen Sternen, Tausende und Abertausende von Lichtjahren entfernt, hingezogen, bis er begriff, daß dieses Gefühl von Merlin auf ihn überfloß.
    Sie waren um Stunden in die Vergangenheit gesprungen!
    »Wir sind richtig«, flüsterte Merlin, als fürchte der mächtige Druide, daß seine Stimme gehört werden könne. Doch hier gab es niemanden, der ihn hören konnte. Mit der Zeitversetzung hatte auch eine örtliche Verschiebung stattgefunden, und sie befanden sich direkt vor dem Weltentor.
    Es war unsichtbar. Und doch fühlte Zamorra, daß da vor ihm irgend etwas war. Etwas, das nicht in die normale Struktur des Raum-Zeitgefüges paßte. Eine Öffnung in eine andere