0156 - König der Druiden
nieder und strich mit den Fingerspitzen über ihre Stirn und bestimmte Stellen ihres Körpers. Zamorra fühlte sich an Akupunktur erinnert.
Plötzlich erwachte sie, war von einem Moment zum anderen wieder voll da, ohne Anlaufphase.
Blitzschnell kam sie vom Boden hoch. Ihre Hände fuhren zum Kopf empor.
»Fort!« stieß sie erregt hervor. »Er ist weg! Ich…«
Sie sah in die Runde.
»Der Saal des Wissens hat ihn vernichtet«, erklärte Merlin ruhig. »Diese Gefahr ist damit ausgeschaltet, aber die Gefahr von draußen existiert nach wie vor.«
Gryf legte einen Arm um Teris Schultern. »Wir müssen etwas tun«, sagte er. »Aber was?«
Merlin lächelte geheimnisvoll. »Ich hatte vor ein paar Stunden eine Idee, doch fehlte mir dazu ein wichtiges Instrument. In meiner eigenen Verwirrtheit erkannte ich nicht, wie nahe es mir bereits war, obgleich ich selbst es nicht benutzen darf, um es nicht seinem gegenwärtigen Besitzer auf immer zu entfremden.«
»Das Amulett«, murmelte Zamorra überrascht.
Merlin nickte. »Ja, das Amulett«, sagte er. »Und darum, Zamorra, benötige ich deine Hilfe. Nur du kannst es schaffen, mit mir zusammen die Meeghs zu besiegen.«
Zamorra legte den Kopf schräg. »Und wie?« fragte er.
Der Magier winkte ihm, ihm zu folgen. Zamorra schritt hinter dem Weißhaarigen her, der die Korridore durchkreuzte und schließlich an einem Fenster stehenblieb. Gryf, Teri und Nicole folgten ihnen ebenfalls. Merlin wies nach draußen.
Zamorra sah das seltsame Energiefeld, das sich über das Dorf spannte. Er sah auch die schwarzen, ungefügen Kolosse der schattenhaften Dimensionenschiffe, die unaufhaltsam den Berg hinanstiegen.
»Diese einundzwanzig«, sagte Merlin trocken, »hat es auf der Erde nie gegeben.«
***
Sie starrten ihn an wie einen Wahnsinnigen!
Was hatte Merlin soeben behauptet?
Die einundzwanzig Dämonen-Schiffe hatte es auf der Erde nie gegeben?
Aber sie existierten doch!
Nicole machte Merlin auf seinen Gedankenfehler aufmerksam. Doch der Uralte mit den jungen Augen lachte nur.
»Nicole Duval, du mußt zu dem Schluß kommen, daß ich nicht mehr normal bin, weil du meine Gedankengänge nicht kennst und vergessen hast, was das Amulett bewirken kann!«
»Zeitreise!« flüsterte die Französin. »Merlin - du willst in die Vergangenheit gehen?«
Der Magier nickte!
»Zamorra und ich!« stellte er fest. »Wir werden in der Vergangenheit das Weltentor schließen und damit die Meegh-Invasion ungeschehen machen. Darum hat es sie zu diesem Zeitpunkt niemals gegeben und sie werden verschwinden wie Rauch und Schatten!«
Zamorra schüttelte heftig den Kopf.
»Ich entsinne mich, daß es noch gar nicht lange her ist, daß ich selbst ein Zeitparadoxon hervorrufen wollte« erklärte er. Um Merlins Mundwinkel zuckte es verdächtig. »Ich weiß«, sagte er.
»Woher?« stieß Zamorra verblüfft hervor.
»Ich bin Merlin«, erwiderte der Druide nur. »Darum weiß ich über alles Bescheid, was dich betrifft, Zamorra. Wie ich vor Jahrhunderten Arthurs Mentor war, kümmere ich mich jetzt um alles, was dir widerfährt.«
»War Arthur dein Sohn, wie es manche Literaten behaupten?« fragte Gryf blitzschnell, doch ein erzürnter Blick Merlins ließ ihn förmlich in sich zusammenkriechen. Er begriff, daß der Zauberer von Avalon sich nicht vom Thema abbringen zu lassen gedachte. Merlin fuhr fort: »Ja, Zamorra, ich weiß von deinem Versuch. Es ging darum, die Bestien, das Vampir-Hilfsvolk des Endzeit-Dämons Es’chaton, unschädlich zu machen, ehe ihre bösen Taten wirksam wurden. Dein Experiment scheiterte.« [4]
»Und genauso wird dieses Experiment scheitern«, erklärte Zamorra. »Es kann einfach nicht funktionieren.« Er wandte sich Gryf, Nicole und Teri zu. »Es ist die alte Geschichte von dem Menschen, der eine Zeitmaschine erfand, mit der er in die Vergangenheit reisen konnte. Er tat es, tötete seine Großmutter und konnte durch die dadurch entstehenden familiären Umänderungen erst gar nicht geboren werden. Demzufolge konnte er keine Zeitmaschine erfinden, nicht in die Vergangenheit reisen, nicht seine Großmutter töten, was zur Folge hatte, daß er irgendwann geboren wurde, was wiederum zur Folge hatte, daß er die Zeitmaschine erfand, in die Vergangenheit reiste, seine Großmutter tötete und darum nicht geboren werden konnte… ich hoffe, ihr seht, weshalb also eine Veränderung der Vergangenheit unmöglich ist. Darum mußte mein Experiment scheitern, und darum ist auch Merlins Versuch
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