0169 - Die kleinen Männer von Siga
mit gemischten Gefühlen an die nächste Untersuchung denke, wird er alle Hebel in Bewegung setzen, um den Chef: von einem Einsatz zu überzeugen.
Wie er das Unternehmen allerdings starten will, ist mir völlig schleierhaft; wenn ich nur wüßte, ob Kilmacthomas noch eine Nachricht absetzen konnte! Von den Blues war nichts zu erfahren.
Ich stehe auf und recke die Arme. Spielerisch boxe ich gegen die niedrige Metalldecke des Raumes. Es gibt eine Vertiefung.
Draußen patrouillieren zwei Tellerköpfe. Sie ahnen nicht, wie sehr mich ihre Schlauchhälse dazu verlocken, sie mit einem handfesten Knoten zu versehen.
Ich trete näher vor das Schirmfeld und mustere mich darin. Es wirkt wie ein leicht blind gewordener Spiegel.
Gegen die vier Terraner im Nachbarraum bin ich ein Gigant, Meine Größe von 2,51 Meter und meine Schulterbreite von 2,13 Meter hat sogar die empfindungslosen Blues beeindruckt. Als ich meine 16,3 Zentner bei dem Ausbruchversuch voll einsetzte, stoben sie auseinander wie Ameisen, die ein Bär mit seiner Tatze bearbeitet. Die Terraner schweigen jetzt. Apathisch, unrasiert und verschmutzt sitzen sie in einer Ecke. Die sanitäre Anlage, ganz sicherlich für Blues gedacht, stößt schon wieder ätzende Desinfektionsdämpfe aus. Die vier Männer pressen sich Teile ihrer Uniformkombinationen vor Mund. und Nase und warten auf das Anspringen der Klimaanlage.
Ich bemühte mich, ihnen mein Mitleid nicht zu zeigen.
Erdgeborene Menschen sind schwach und anfällig. Sie werden manchmal bis zu zwei Meter groß, aber dann sind sie so dünn wie junge Bäume und zerbrechlich wie verdorrte Reiser.
Ich erinnere mich an Oberst Mos Hakru, den Kommandanten des Transmitterschiffes TRISTAN. Er gehörte zu den ersten, die auf den Untersuchungstischen der Blues starben. Dann kamen die anderen Männer an die Reihe. Ich wurde wahrscheinlich nur deshalb besser behandelt, weil man mich für ein sehr seltenes und wertvolles Exemplar der menschlichen Gattung hielt.
Damit haben die Tellerköpfe zwar den Nagel auf den Kopf getroffen, aber das kann mich nicht zu Dankbarkeitsbezeugungen verleiten.
Ich gehe in meine Ecke zurück, beule die Metallwand mit einigen Tritten ein und setze mich wieder. Die Parole heißt „abwarten"!
Wenn wir uns auf der Oberfläche des Planeten Gatas befunden hätten, wäre mir wohler gewesen. So aber stecken wir tief unter dem Boden.
Hinter der Trennwand meiner Zelle rauscht Wasser. Es handelt sich um einen der zahllosen Flüsse, die hier auf Gatas die seltsame Eigenart aufweisen, schon kurz hinter der Quelle ihren Lauf unterirdisch fortzusetzen.
Der Planet scheint von tausend mehr oder weniger großen Wasseradern durchzogen zu sein, die zudem noch verschiedene Ebenen einnehmen. Eine seltsame Welt ist das!
Ich gebe es auf, noch länger über unsere Lage nachzugrübeln.
Wenigstens ist die Verpflegung einigermaßen gut, auch wenn wir nicht wissen, woraus das grünrote Zeug besteht.
Ich winke den Gefährten zu und drehe mich auf die Seite.
Schlafen ist die beste Therapie. Ehe ich die Augen schließe, stelle ich mir nochmals Lemys Gestalt vor. Wahrscheinlich liegt die grünhäutige Mikrobe auf ihrer lächerlich kleinen Luftmatratze und sinnt darüber nach, wie sie sich wieder einmal wichtig machen kann.
Ich lache still vor mich hin. Eigentlich habe ich den Angeber doch sehr gern, auch wenn er immer versucht, mich durch seine geschliffene Sprache und spitzfindigen Bemerkungen in Mißkredit zu bringen.
Schön - ich kann eben nicht so wohltönende Worte finden wie der Kurze, aber dafür bin ich ein ehrlicher und grundanständiger Mann, dem es fern liegt, Lemys Angebereien nachzuahmen. Das hat ein Prachtmensch von meiner Art überhaupt nicht nötig. Ich wirke allein durch die elementare Überzeugungskraft meiner Persönlichkeit.
Ich werde müde. Das Rauschen des Wassers wirkt einschläfernd. Vor der Zelle bleiben die Blues stehen und sehen herein. Mein Spezialraum gehört ebenfalls zu dieser großen Zelle, aber man hat mich ja wie erwähnt durch die Energiegitter von den Freunden abgeriegelt. Ich bin sozusagen der Bewohner der hintersten Ecke.
Ich drehe den Flachköpfen den Rücken zu und beginne zu schnarchen. Sorgfältig bette ich das Ohr mit dem eingebauten Mikrofunkgerät auf die flache Hand. So bin ich gegen Geräusche gut abgeschirmt. Wenn Atlan einen Weg findet, einige Kollegen nach Gatas zu schicken, so werden sie sich über Sprechfunk melden. Eine andere Möglichkeit kalkuliere ich
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