0169 - Museum der Monster
einen Aperitif zuvor trinken wollten.
Und wie Jane wollte. Sie bestellte einen Campari-Orange. Ich wählte einen ganz normalen Whisky. Da ich nicht im Dienst war, konnte ich mir einen guten Schluck erlauben.
Die Getränke kamen, und wir stießen an. Janes Augen glänzten. »Du glaubst gar nicht, wie froh ich bin, hier sitzen zu können. Wir waren lange nicht mehr aus - oder?«
»Das stimmt.«
»Du hast dich sicherlich inzwischen mit anderen Mädchen vergnügt.«
Als Jane dies sagte, hatte ich Mühe, keinen roten Kopf zu bekommen, denn mir fielen zwar keine großen Sünden ein, aber da war die Sache mit Nadine Berger gewesen. Ich hatte mit ihr übernachtet. [1] Bisher hatte Jane nichts davon erfahren. Ich wollte auch, daß es so blieb.
»Hast du was?« fragte sie spitz.
Ich versuchte ein Lächeln. Es fiel bestimmt nicht gut aus. »Nein, wieso sollte ich etwas haben?«
Bevor Jane nachhaken konnte, »rettete« mich der Ober. Er trat an unseren Tisch und war in Begleitung eines Boys, der einen Wagen vor sich herschob, auf dem Brot und Butter standen.
Der Duft des warmen Weißbrotes stieg in unsere Nasen. Jane entschied sich für Salzbutter, ich nahm Kräuterbutter zum Brot.
Als wir aßen, erschienen die anderen Gäste. Auch sie wurden persönlich begrüßt und zu einem Tisch geleitet. Es waren zwei Ehepaare, die uns freundlich zunickten, da sie sich in der Nähe niederließen.
»Das ist also die Prominenz von Gilwich«, stellte Jane Collins fest. Ich zerkaute eine Scheibe Brot. »Sicherlich der Bürgermeister.«
»Und der andere?«
»Keine Ahnung.«
Jane griff zur Karte und blätterte sie langsam durch. Auch ich vertiefte mich in das Studium der Speisen. Da waren allerlei Gaumenfreuden aufgezählt. Flambierte Gerichte, Gegrilltes, Fisch, Fondues und noch einiges mehr.
»Ich weiß gar nicht, was ich bestellen soll«, meinte Jane. »Das sind alles so herrliche Dickmacher.«
»Versuch's doch mal mit Fisch.«
»Auf deine Verantwortung.«
Jane bestellte auch Fisch. Und zwar frischen Salm. Ich hielt mich an ein Steak und aß als Vorspeise nichts. Auch Jane verzichtete darauf, denn sie wollte unbedingt noch ein Dessert zu sich nehmen. Als Getränk nahm Jane einen französischen Weißwein, während ich mich an einem anständigen Bier festhielt. Wein konnte ich nach dem Essen noch trinken.
Mein Steak wurde am Tisch gebraten. Kurz nur, so daß es innen noch rot war. Flambiert wurde es auch, und der Cognac brannte mit einer blassen Flamme.
Jane schaute zu.
»Hättest du auch gern bestellt, wie?« fragte ich sie.
»Nein, das ist mir zu blutig. Ich wundere mich sowieso, daß du dieses Steak so essen kannst. Ist dein Job nicht schlimm genug. Und dann noch das Blut im Fleisch…«
»Wenigstens einmal im Leben Vampir sein.«
»Schäm dich.«
Wir lachten beide. Auch Jane bekam ihren Fisch serviert. Er schwamm in einer hellen Soße.
Wir aßen.
Ich hatte gerade das Fleisch angeschnitten und mir das erste Stück zwischen die Zähne geschoben, als ich aus den Augenwinkeln die Bewegung wahrnahm. Jemand trat an den Tisch der Prominenz aus Gilwich. Ich drehte den Kopf und sah einen Polizeibeamten, der sich zu einem grauhaarigen Mann hinuntergebeugt hatte und ihm etwas ins Ohr flüsterte.
Ich verstand nicht genau, was der Mann sagte, aber einiges doch.
Zudem war ich auch neugierig.
»Sir, Sie müssen sofort kommen.«
»Was ist denn?« fragte der Grauhaarige. Er schien wohl der Polizeigewaltige zu sein.
»Ich kann Ihnen das jetzt kaum sagen. Die Herrschaften würden…«
»Gut, ich verstehe.« Der Grauhaarige tupfte mit seiner Stoffserviette über die Lippen, warf einen entschuldigenden Blick in die Runde und erhob sich.
Der Polizist zog ihn ein paar Yards zur Seite und redete flüsternd auf ihn ein.
Sie standen jetzt sogar etwas näher bei mir, so daß ich unbewußt mithören konnte.
»Was sagen Sie?« zischte der Grauhaarige.
»Ja, Sir, wir haben zwei Leichen gefunden. Sie waren völlig blutleer…«
***
Blutleere Leichen!
Plötzlich schmeckte mir das Filetsteak nicht mehr, obwohl das Fleisch wirklich sehr zart war.
Jane hatte ebenfalls etwas mitbekommen. Strafend schaute sie mich an.
»John, wir haben frei. Wir…«
»Ja, ja, ich weiß. Aber wenn ich durch Zufall hier eine Chance sehe, irgendwelchen dämonischen Gegnern auf den Leib zu rücken, dann mische ich mich ein. Das Wort blutleer hat ja bereits einiges zu bedeuten.«
»Es muß aber nicht mit Vampiren und Dämonen zu tun haben.«
»Nein, aber
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